Katrin Seyfahrt mit dem deutschen Botschafter Dr. Pfaffernoschke und Projektleiter Sidiki Belem in der Wend-Raabo-Schule. Foto: Walter Korn
Katrin Seyfahrt mit dem deutschen Botschafter Dr. Pfaffernoschke und Projektleiter Sidiki Belem in der Wend-Raabo-Schule. Foto: Walter Korn
Hilfe, wo sie gebraucht wird

Wie eine Cuxhavenerin Webstuhl-Wunschträume in Afrika möglich macht

von Maren Reese-Winne | 29.01.2025

Für ihr Engagement in Burkina Faso ist die Cuxhavenerin Katrin Seyfahrt bereits mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Aber darauf ruht sie sich nicht aus. Jetzt hat sie binnen Wochen ein neues Projekt angeschoben.

Kontakt zu den Projekten in Burkina Faso und zur Zentrale nach München halten, Sponsoren kontaktieren, Veranstaltungen vorbereiten, Rundbrief schreiben, Besucher empfangen: Nachdem sie dies 20 Jahre lang im heimischen Wohnzimmer erledigt hat, konnte Katrin Seyfahrt kürzlich in Döse ihr kleines "Wunschträume"-Büro im Mühlenweg eröffnen.

Auch viele Cuxhavener tragen dazu bei

"Mit unseren Projektleiterinnen und -leitern bin ich mindestens einmal wöchentlich in Kontakt, manchmal täglich", erzählt sie, endlich sei alles, was sie dafür brauche, an einem Platz. Als sie während der Interkulturellen Woche zum Kennenlernen einlud, drängte sich plötzlich eine große Runde im Zimmer, das rundherum mit Fotos aus den Projekten dekoriert ist - auch mit Bildern des Brunnens, der mit Cuxhavener Hilfe - vor allem durch den engagierten  Shanty-Chor - gebaut werden konnte.

Karlheinz Böhm war ein Auslöser

Dies zu zeigen, ist ihr wichtig, allein schon, um den Spenderkreis jeden Monat über den Verbleib ihrer Spenden zu informieren. "Wunschträume - Netzwerk für Mädchen- und Frauenprojekte e.V." (www.netzwerk-wunschtraeume.de), so lautet der Name ihres Lebenswerks, für das die Cuxhavenerin mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Pendant in Burkina Faso ausgezeichnet worden ist.

Besuch bei den "Gartenfrauen" in Zemstaaba mit Projektleiterin Rakieta Poyga. Foto: Walter Korn

"Schon als Jugendliche in Hamburg hatte ich immer verrückte Ideen", verrät sie lächelnd. Als Schauspieler Karlheinz Böhm in einer "Wetten, dass ..."-Sendung seine Äthiopien-Hilfe begründete, wusste sie, damals noch aktive Journalistin in Diensten des Bayerischen Rundfunks, dass das genau ihr Ding war. Auf acht Äthiopien-Reisen entstand eine wunderbare Freundschaft mit Karlheinz Böhm, gepaart mit dem Wunsch, eine eigene Hilfsorganisation aufzubauen.

Hilfe dort etablieren, wo sie gebraucht wird

Die Gelegenheit dafür bot sich 2003 in Burkina Faso. Zur Eröffnung des Waisenhauses kam Millionärsgattin Mirja Sachs, Gründerin der Mirja-Sachs-Stiftung, persönlich mit. Heute umfasst das Netzwerk unter anderem einen kompletten Schulkomplex mit Schulspeisung, ein medizinisches und ein gynäkologisches Zentrum, einen Garten der Hoffnung, ein Schutzprojekt für Frauen - immer mit der Gelegenheit, zu arbeiten und eigenes Geld zu verdienen - und vieles mehr; immer ausgehend von der Frage: Was braucht Ihr und was könnt Ihr dazu beitragen? Die Lage im Land ist brisant, Terror hat eine große Binnenflüchtlingsbewegung ausgelöst. 

Auch örtliche Projekte unterstützt

In Vorträgen und bei Benefizkonzerten können Interessierte aus Cuxhaven ihre Arbeit mitverfolgen. Um eine Brücke zu schlagen, unterstützt das Netzwerk auch Projekte hier wie die Wunschbaum-Aktion für Senioren der Hanel-Stiftung und die Bürgerküche.

In der Weberei Hamburg hatte Chef Andreas Möller (l.) die Idee für den Webstuhl, von dem nun auch fünf Modelle für Burkina Faso beschafft werden sollen. Mitarbeiter John wird die Frauen vor Ort ausbilden. Foto: Seyfahrt

Nun hat die findige Cuxhavenerin ein neues Projekt gegründet. Im Oktober besuchte sie nach einem Bericht im Hamburger Abendblatt die Weberei Hamburg, deren Inhaber einen Webstuhl speziell für den Einsatz in Entwicklungsländern entwickelt hat. Der "Flying8"-Webstuhl erlaubt trotz eines sehr geringen Eigengewichts die Produktion von Stoffen in bis zu 1,60 Metern Breite.

Der Bausatz aus einfachen Hölzern wird vor Ort zusammengesetzt und ist - von zwei Mann von A nach B zu tragen - flexibel einsetzbar. Fünf Webstühle möchte der Verein anschaffen und zehn bis zwölf Frauen in Burkina Faso eine Ausbildung daran ermöglichen. "Beim Bau wollen die Ehemänner helfen", freut sie sich.

Eine neue Perspektive für Frauen

Die neue Technik erweitere die bisherigen Produktionsmöglichkeiten um ganz andere Farben, Muster und Breiten. Passenderweise habe außerdem der Präsident gerade angeordnet, dass für Schuluniformen nur noch Garne und Stoffe aus dem eigenen Land verwendet werden dürften.

Drei Wochen lang werden die Frauen - voraussichtlich im Juli, wenn die Schulkinder zu Hause sind - im Wend-Raabo-Schulkomplex durch einen Mitarbeiter der Hamburger Weberei angelernt. Drei Monate später soll sich eine weitere Schulungswoche anschließen. Die Arbeitspapiere wird ein Freund Katrin Seyfahrts ins Französische übersetzen. 30.000 Euro Startkapital möchte der Verein bereitstellen. Einzel- und Großspender werden noch gesucht. Der Name für das Projekt ist schon gefunden: "Flying 8-Webträume". 

Das nächste Benefizkonzert in Cuxhaven mit dem Shanty-Chor ist für den 27. Juni geplant. Für den 6. Februar, den Internationalen Tag gegen die weibliche Beschneidung, bereitet Katrin Seyfahrt außerdem eine Aktion mit Freundin Fadumo Korn vor. "Wie wir hier leben, ist ein Privileg", weiß sie.

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Maren Reese-Winne

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

mreese-winne@no-spamcuxonline.de

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