Die Sozialarbeiterin Frieda Oliva schafft mit Kursen und Gruppen Raum und Sichtbarkeit für queeres Leben in Cuxhaven. Foto: privat
Die Sozialarbeiterin Frieda Oliva schafft mit Kursen und Gruppen Raum und Sichtbarkeit für queeres Leben in Cuxhaven. Foto: privat
Vision für die Stadt

Wie eine Sozialarbeiterin Sichtbarkeit für queeres Leben in Cuxhaven schaffen möchte

von Bengta Brettschneider | 13.12.2025

Seit etwas über einem Jahr lebt Frieda Oliva in Cuxhaven, gründete eine queere Gruppe und gibt Kurse in Tanz und Meditation. Sie möchte die Stadt offener, vielfältiger und verbindender machen und Räume schaffen, in denen queeres Leben sichtbar wird.

Vor gut einem Jahr kam eine junge Frau an die Küste - ohne großen Plan, eher mit einem neugierigen "Ich probier' das mal aus". Frieda Oliva ist 28 Jahre alt und zog im September 2024 nach Cuxhaven. "Meine Partnerin ist hier aufgewachsen, und nach längerer Zeit in Bayern haben wir einen gemeinsamen neuen Ort am Meer gesucht", erzählt sie. Cuxhaven sollte dieser Ort sein. Dass sich daraus ein echtes Zuhause entwickeln würde, ahnte sie damals nicht. "Offenbar hat das Experiment funktioniert", sagt sie heute.

Geboren in Berlin, aufgewachsen in Schleswig-Holstein nahe Kiel, führte ihr Weg sie für das Studium nach Regensburg. Dort befasste sie sich mit musik- und bewegungsorientierter Sozialer Arbeit - ein 'normales' Soziale-Arbeit-Studium, mit dem zusätzlichen Schwerpunkt Körper, Musik und Tanz. Trotz der Jahre im Süden wusste sie immer, dass der Norden irgendwann ruft.

Räume für Kreativität und Queeres

In Cuxhaven arbeitet die Sozialarbeiterin in einer Eltern-Kind-Kurklinik. Sie begleitet Eltern psychosozial, leitet körperorientierte Verfahren und schafft Momente, in denen Anspannung abfällt. Nächstes Jahr beginnt sie eine Ausbildung in Körperpsychotherapie.

Daneben formt sie Räume, die ihr hier lange fehlten. Sie gibt Kurse in Tanz, Körperwahrnehmung und Meditation - kleine Inseln für Menschen, die kreativ werden oder sich neu spüren wollen. "Cuxhaven braucht mehr solcher Freiräume. Orte, an denen man sich ausprobieren darf", findet sie. Noch bietet sie die Kurse unregelmäßig an, doch ab dem kommenden Jahr soll sich das ändern.

Queere (Sammelbegriff für Menschen, die sich nicht in die traditionellen Geschlechter- und Sexualitätskategorien der Gesellschaft einordnen lassen) Gruppen kannte Oliva vorher kaum. "Im Studium waren über die Hälfte meiner Freundinnen und Freunde queer. Das war einfach selbstverständlich. Da habe ich mir gar keine Gedanken gemacht." In Cuxhaven merkte sie jedoch schnell, dass es hier kaum Angebote gibt. "Ich habe kurz nach meinem Umzug recherchiert, ob es hier eine queere Gruppe gibt. Und als ich nichts gefunden habe, dachte ich: Das kann eigentlich nicht wahr sein." Also gründete sie selbst die Gruppe "Queer Cuxhaven".

Frieda Oliva (2.v.l.) gründete die Gruppe "Queer Cuxhaven". "Es geht darum, Austausch zu haben, Mut zu machen und Sichtbarkeit für queere Menschen in Cuxhaven zu schaffen", erklärt die Sozialarbeiterin. Foto: Brettschneider

Anfangs war es zäh, nach und nach kamen mehr Menschen dazu. Heute treffen sich rund 20 Personen regelmäßig. Die Gruppe ist nicht hierarchisch: Jeder und jede kann sich beteiligen und die Treffen mitgestalten - mal bei Tee und Snacks, mal bei Ausstellungen, mal bei einem CSD (Christopher Street Day). "Es geht darum, Austausch zu haben, Mut zu machen und Sichtbarkeit für queere Menschen in Cuxhaven zu schaffen", erklärt Frieda Oliva.

"Gleiche Rechte für alle Menschen sind heute fragiler denn je"

Auch über das Thema Outing spricht sie offen. "Warum müssen wir queeren Menschen eigentlich erklären, wen wir lieben? Niemand stellt sich hin und sagt: 'Übrigens, ich bin hetero.‘" Für sie selbst gab es keinen großen Moment. Sie sagte ihren Eltern schlicht, dass sie nun eine Frau mit nach Hause bringen würde. Dennoch betont sie: "Für viele ist ein bewusstes Outing wichtig und heilsam. Das möchte ich niemandem absprechen."

Was sie sich für Cuxhaven wünscht? Mehr Mut, mehr Offenheit, mehr Miteinander. Eine Stadt, die junge Menschen willkommen heißt und Räume schafft, in denen Gemeinschaft wachsen kann. Sie betont: "Gleiche Rechte für alle Menschen sind heute fragiler denn je. Skepsis, Feindlichkeit und sogar Hass gegenüber Minderheiten werden wieder salonfähiger. Deshalb müssen wir mit Menschen sprechen, statt über sie. Mehr zuhören, weniger vorschnell urteilen - mehr Verbindung statt Trennung."

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Bengta Brettschneider

Volontärin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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