Frischer Wind: Moderne Trainingsmethoden im Reha-Sport
Reha-Sport hat sein eingestaubtes Image abgelegt und geht neue Wege. Vereine und Institutionen im Kreis Cuxhaven bieten Kurse an, die zum Leistungsbild der Gruppe passen, und setzen dabei moderne Sportgeräte ein. Der Reha-Sport im Wandel.
Motiviert schieben die Teilnehmerinnen ihre großen, runden Sportgeräte in die Mitte des Raums. Heute steht eine Reha-Sportstunde mit Schwerpunkt Gelenkstabilität und Koordination auf dem Plan - und zwar auf dem Trampolin. Klingt anstrengend und ist auch. Deshalb beginnt die Stunde erst einmal mit einem lockeren Aufwärmen. Langsame federnde Bewegungen bringen die Gelenke in Schwung, danach steigern die Teilnehmerinnen allmählich ihr Tempo. Kursleiterin Elke Brodda schaltet die Musik ein. Weiter geht das sanfte, aber effektive Training für Muskeln, Sehnen und den Gleichgewichtssinn. "Reha-Sport ist nicht eingestaubt oder langweilig. Wir passen die Übungen immer individuell an unsere Teilnehmer und das Leistungsbild an", erklärt die Übungsleiterin mit einem Lächeln und zeigt springend die nächste Übung.
Ein moderner Ansatz für mehr Beweglichkeit
Rehabilitationssport, kurz Reha-Sport, ist ein ärztlich verordnetes Bewegungstraining, das darauf abzielt, körperliche Beschwerden zu lindern, die Mobilität, Stabilität, Kraft, Ausdauer, Flexibilität und Koordination zu verbessern sowie die allgemeine Fitness zu steigern. Dabei gibt es kein starres Schema - je nach Teilnehmergruppe, Vorerkrankungen und Fitnesslevel variieren die Übungen. Die Methoden reichen von sanften Kräftigungsübungen über Koordinationstraining bis hin zu modernen Elementen wie dem Trampolin-Workout. Neben klassischen Bewegungsabläufen haben sich mittlerweile viele moderne Trainingsformen im Reha-Sport etabliert. Dazu gehören auch funktionelles Training, elastische Bänder oder Balance-Boards. "Die Teilnehmer merken, wie gut es ihnen tut, sind wissbegierig und dankbar. Wir geben ihnen auch immer Übungen und Techniken mit, die sie außerhalb des Kurses machen können. Zum Beispiel beim Einkaufen: Wenn sie an der Kasse stehen und warten müssen, sollen sie einfach mal bewusst durchatmen", empfiehlt die Übungsleiterin.
Vielseitig und für alle Altersgruppen geeignet
Oft wird Reha-Sport mit älteren Menschen in Verbindung gebracht, doch das ist längst nicht mehr der Fall. "Bei uns ist der älteste Teilnehmer 89 Jahre alt, die jüngste Teilnehmerin 16", weiß Elke Brodda. Durch individuell angepasste Programme, moderne Trainingsmethoden und motivierende Gruppendynamik bieten die Reha-Sportkurse Menschen jeden Alters eine ideale Möglichkeit, aktiv etwas für die eigene Gesundheit zu tun. Ob junge Menschen mit Gelenkproblemen, Berufstätige mit Rückenschmerzen oder Sportler, die nach einer Verletzung wieder fit werden möchten - Reha-Sport bietet für jeden eine passende Möglichkeit, die eigene Gesundheit zu fördern. Die Gruppendynamik sorgt zusätzlich für Motivation und Spaß. Denn: "Neben dem Sport steht der soziale Aspekt an erster Stelle. Er fördert das Miteinander und den Austausch untereinander. Mit der Zeit entstehen richtige Gemeinschaften - und das ist toll", bestätigt Elke Brodda.
Ärztlich verordnet oder Selbstzahler - beides ist möglich
Prinzipiell kann jeder Reha-Sport machen. In der Regel wird eine ärztliche Verordnung ausgestellt und die Krankenkassen übernehmen die Kosten. Die häufigsten Gründe für eine Verordnung sind unter anderem Rückenprobleme, Arthrose, Osteoporose, Adipositas, muskuläre Dysbalancen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Lungenprobleme und neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose oder Parkinson. Grundsätzlich kann Reha-Sport bei jeder Beeinträchtigung von körperlichen Funktionen - auch nach Verletzungen oder Operationen - in Betracht kommen. Wer Reha-Sport ohne ärztliche Verordnung präventiv nutzen möchte, kann sich auch als Selbstzahler anmelden und an entsprechenden Kursen teilnehmen.
Nach 45 Minuten voller Bewegung, Balanceübungen und jeder Menge Spaß endet der Kurs von Elke Brodda. Zufrieden steigen die Teilnehmerinnen von ihren Trampolinen, dehnen sich und atmen tief durch. Auch wenn ihnen das Trampolin-Programm ordentlich was abverlangt hat, eines ist sicher: Nächste Woche sind alle wieder mit Begeisterung dabei.