Billig zu tanken, ist schwieriger geworden. Symbolfoto: Jonas Walzberg/dpa
Billig zu tanken, ist schwieriger geworden. Symbolfoto: Jonas Walzberg/dpa
Hohe Spritpreise

Auswertung zeigt es: Das ist die teuerste Tankkette Deutschlands

18.02.2025

Jetzt schaut auch das Kartellamt hin: Jeden Tag fahren die Spritpreise einen Zickzack-Kurs. Wer sparen will, sollte bestimmte Anbieter meiden.

Autofahrer in Deutschland müssen aktuell tief in die Tasche greifen - doch je nach Tankstellenmarke und Standort gibt es große Unterschiede. Eine aktuelle Analyse bestätigt das, was viele vermuten: Besonders Aral und Shell verlangen hohe Preise, während kleinere Anbieter oft günstiger sind.

Wer regelmäßig bei Aral oder Shell tankt, dürfte es längst bemerkt haben: Diese beiden Marken zählen zu den teuersten in Deutschland. Laut einer Auswertung der Plattform mehr-tanken.de führte Aral im vergangenen Jahr die Liste der teuersten Tankstellenketten an - und das mit großem Abstand. In allen zwölf Monaten lag Aral unter den teuersten Anbietern, dreimal sogar auf Platz eins. Shell folgte mit zehn Platzierungen unter den teuersten Marken und lag dabei sogar zwei Mal an der Spitze, während Gulf mit sechs Nennungen ebenfalls häufig in der oberen Preisklasse zu finden war.

Doch es gibt auch günstigere Alternativen. Laut der Analyse schnitt ED besonders gut ab - sie wurde in allen zwölf Monaten als günstigste Tankstellenmarke gelistet. Auch Globus gehört mit zehn Platzierungen zu den preiswertesten Anbietern. Calpam belegt Platz drei der günstigsten Tankstellen. 

Die immer schneller schwankenden Spritpreise machen es Verbrauchern schwerer, günstig zu tanken. Zu diesem Ergebnis kommt das Bundeskartellamt in seiner nun vorgelegten Untersuchung zu Kraftstoffmarkt, Raffinerien und Großhandel.

Auch insgesamt sehen die Wettbewerbshüter die Situation eher kritisch: "Die Untersuchungen haben erneut gezeigt, dass die Bedingungen für einen funktionierenden Wettbewerb im Mineralölbereich in Deutschland schwierig sind", sagt Kartellamts-Präsident Andreas Mundt.

Inzwischen gebe es im Tagesverlauf an den Tankstellen im Mittel 18 Preisänderungen, heißt es vom Kartellamt. Vor zehn Jahren waren es erst vier bis fünf. Das mache den Markt intransparenter, und die Verbraucher könnten immer schlechter die Preise vergleichen, um günstig zu tanken, sagt Mundt.

Das deckt sich auch mit Zahlen zum Tankverhalten in der Untersuchung. Demnach gelang es 2023 nur noch 43 Prozent der Tankenden, einen Preis im unteren Viertel zu bekommen. 2015 schafften das noch 59,4 Prozent. Allerdings weist das Kartellamt selbst darauf hin, dass die Ergebnisse für das Jahr 2023 nur auf einer eher kleinen Stichprobe von Tankstellen beruhen.

Zudem verzeichnet die beim Kartellamt angesiedelte Markttransparenzstelle für Kraftstoffe regelmäßig Beschwerden von Verbrauchern wegen der häufigen Preisänderungen. "In manchen Fällen schilderten Verbraucherinnen und Verbraucher die Situation, dass sie die Preise kurzfristig vor ihrer Abfahrt zur Tankstelle über Preisvergleichsdienste verglichen hatten, sich die Preise bei Ankunft an der Tankstelle jedoch bereits wieder geändert hatten", heißt es.

Das Kartellamt schlägt weitere Untersuchungen zu den Folgen der häufigen Änderungen vor und hat Regelungen in anderen Ländern wie Österreich oder Teilen Australiens unter die Lupe genommen. Dort ist die Zahl der Preisänderungen auf verschiedene Weisen eingeschränkt.

Eine Empfehlung, ein ähnliches System auch in Deutschland einzuführen, gibt es allerdings nicht: Studien dazu, ob solche Systeme, bei denen beispielsweise nur einmal am Tag der Preis geändert werden darf, oder er nur einmal am Tag erhöht aber mehrfach gesenkt werden kann, ließen derzeit keine belastbare Einschätzung zu, ob diese Systeme einen Vorteil brächten.

Der ADAC hält hier weitere Untersuchungen ebenfalls für sinnvoll. "Preisänderungen kann der Verbraucher auch für sich nutzen. Werden es zu viele, verwirrt es aber", sagt Experte Christian Laberer. "Es ist gut, dass das Kartellamt hier über weitere Schritte nachdenkt. Mögliche Eingriffe dürfen aber auf keinen Fall Nachteile für die Tankenden bringen."

Die Ergebnisse zu den Spritpreisen sind dabei nur ein Nebenaspekt in der sehr viel umfangreicheren Sektoruntersuchung, die eigentlich vor allem Raffinerien und Großhandel unter die Lupe genommen hatte. Auf Basis der Untersuchung gebe es Anhaltspunkte, dass der Markt erheblich gestört sein könnte, sagt Mundt. Das Kartellamt werde "prüfen, ob wir ein Verfahren eröffnen".

ADAC-Experte Laberer hofft auf zügiges Handeln. "Der Wettbewerb im deutschen Mineralölmarkt muss dringend verbessert werden. Im Moment konzentriert sich die Marktmacht - gerade auf dem Weg vom Bohrloch bis zur Raffinerie - zu sehr auf einige wenige große Akteure", sagt er. "Aktuell scheint es so, dass die Verbraucher dadurch draufzahlen. Das Kartellamt sollte hier zügig Konsequenzen ziehen."

Die Untersuchung durch das Kartellamt war gestartet worden, nachdem die Kraftstoffpreise nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 extreme Entwicklungen gezeigt hatten. (dpa/dm)

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