Die anhaltende Trockenheit hat Nacktschnecken zu schaffen gemacht. Archivfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Die anhaltende Trockenheit hat Nacktschnecken zu schaffen gemacht. Archivfoto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Schneckenplage

Wenig Regen im Kreis Cuxhaven: Warum das für Gärtner trotzdem eine gute Nachricht ist

05.04.2025

Hobbygärtner können erst einmal durchatmen: Nach der feuchten Schneckenflut im letzten Jahr sorgt die anhaltende Trockenheit dafür, dass sich die Populationen der Spanischen Wegschnecke langsamer entwickeln. Doch lieber nicht zu früh freuen.

Im vergangenen Jahr dominierte sie viele Diskussionen auf Gartenplattformen, diesmal starten Hobbygärtner wohl mit einer Verschnaufpause in die Saison: Zwar waren erste kleine Nacktschnecken vielfach schon zu sehen, die anhaltende Trockenheit im Februar und März hat ihnen aber wie etlichen anderen Tierarten zu schaffen gemacht.

"Zwar starten die Populationen von einem relativ hohen Niveau, aber es ist davon auszugehen, dass sie sich aufgrund der Trockenheit nicht so rasant entwickeln werden", erklärte Markus Pfenninger vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt. Viele Jungtiere fielen der Trockenheit direkt zum Opfer. Zudem werde dadurch die mögliche Zeit für die Nahrungsaufnahme eingeschränkt, was die Tiere langsamer wachsen und sich später vermehren lasse.

Spanische Wegschnecke - bei Hobbygärtnern nicht gerade beliebt

Wenn mühsam angezogene Pflänzchen über Nacht bis auf den Stumpf weggefressen werden und sich glitzernde Schleimbänder über Beete und Töpfe ziehen, war wahrscheinlich sie am Werk: die Spanische Wegschnecke. Fachname Arion vulgaris, auch Große Wegschnecke genannt. Sie kommt vielerorts vor - ausgerechnet in Spanien aber nur ganz vereinzelt, wie Forschende in den vergangenen Jahren herausfanden.

Im vergangenen Jahr dominierte sie viele Diskussionen auf Gartenplattformen: Arion vulgaris. (Archivbild) Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

"Schlimm" hatte Michael Schrödl von der Zoologischen Staatssammlung München (ZSM) das Ausmaß im vergangenen Jahr genannt. Im vergleichsweise feuchten Jahr 2023 waren die Populationen angewachsen und hatten im erneut feuchten Frühjahr darauf so richtig losgelegt. Manche Hobbygärtner sammelten täglich Dutzende bis Hunderte der Nacktschnecken ab.

Wettlauf um mehr Wachstum

Trockenheit im Frühjahr hemme die meisten Nacktschnecken, erklärte Schrödl, inzwischen im Ruhestand. Je länger sie im Boden vergraben bleibe, desto weniger Grünfutter könne Arion vulgaris seinen Erfahrungen nach aufnehmen und desto langsamer seien Wachstum und Entwicklung. "Allerdings gilt das Hemmnis je nach Grad und Dauer der Trockenheit abhängig von weiteren Faktoren wie Art und Standort auch für die Pflanzen." Es sei schwer zu beurteilen, wer letztlich mehr gehemmt werde und den Wettlauf gewinne.

Arion vulgaris, die Superschnecke

Trockener Rasen und gekieste Wege mögen für andere heimische Nacktschnecken ein Problem sein, nicht aber für Arion vulgaris. Sie vermehrt sich Experten zufolge schneller, frisst mehr und setzt sich notfalls zum Fressen in die pralle Sonne, ohne Schaden zu nehmen.

Zumindest in Südwest-Deutschland gibt es die Art wohl schon länger. Anders als lange angenommen wurde sie nach aktuellem Forschungsstand nicht erst nach dem Zweiten Weltkrieg durch Obst- und Gemüseimporte von der Iberischen Halbinsel eingeschleppt.

Seit den 1960er-Jahren taucht sie vermehrt und immer weiter nördlich und östlich auf, oft in hohen Dichten. Zum Leidwesen von Gärtnern handelt es sich um wahre Superschnecken: Die bräunlich-rötlichen Tiere können hervorragend klettern, Hochbeete sind kein Problem für sie. Zu hängenden Gefäßen seilen sie sich am Schleimfaden ab. Salat und Gemüse können sie aus Dutzenden Metern Entfernung riechen.

Fressen mag sie fast niemand

Zudem zeigen Erbgutanalysen, dass sich Arion vulgaris stark mit anderen Arten mischt und sich auf diese Weise womöglich immer neue günstige Eigenschaften für die jeweilige Umgebung aneignet. Und als wäre das alles nicht genug: An einer ausgewachsenen Spanischen Wegschnecke haben - von Indischen Laufenten abgesehen - kaum Fressfeinde Interesse.

Jungschnecken vertilgende Tiere wie Igel, Kröten oder bestimmte Laufkäfer wiederum gibt es immer weniger in deutschen Gärten. "Arion vulgaris ist ein Profiteur der Einöde in den Gärten", wie Schrödl einmal sagte.

Am Rande bemerkt: Bei aller Gärtnerqual ist ein Faktor, der schnell vergessen wird: Arion vulgaris ist im Garten durchaus auch nützlich, weil sie Kot und Kadaver beseitigt und Kompostierungsprozesse auf Trab gebracht werden. (dpa)

Von Annett Stein

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Lesen Sie auch...
Alle Zahlen im Überblick

Mehr als 500 Tiere im Kreis Cuxhaven getötet: Hier schlägt der Wolf am häufigsten zu

von Denice May

Im Landkreis Cuxhaven sorgt eine Serie von Wolfsangriffen auf Nutztiere für Unruhe. Seit 2012 wurden 756 Tiere gerissen, 501 davon getötet. Eine komplette Übersicht darüber, wo und wie oft der Wolf zugeschlagen hat, und welche Tiere betroffen waren.

Nabu-Mitglieder im Einsatzt

Blühender Deich im Kreis Cuxhaven: Lebensraum für gefährdete Arten

von Denice May

Am Deich in Cappel-Neufeld erwacht nicht nur die Natur, sondern auch das Engagement von Wiltrud Streich und dem Nabu. Der Blühstreifen bietet bedrohten Arten wie der Mooshummel einen dringend benötigten Lebensraum.

Eine Übersicht der Hundewiesen

Freilaufgebiete: Wo können Hunde im Kreis Cuxhaven ohne Leine toben? 

von Denice May

Von idyllischen Waldgebieten bis zu städtischen Parks - die Hundewiesen im Kreis Cuxhaven bieten Vierbeinern Abwechslung pur. Doch welche versteckten Mängel könnten den Spaß trüben? Ein Blick auf die beliebtesten Freilaufflächen.

Immaterielles Kulturerbe

Nordholzer Klub ist Kulturerbe: Boxer und Hundesport ist eine Herzenssache

von Denice May

Boxer haben Kraft und ein riesengroßes Herz. Seit 1973 engagiert sich der Boxer-Klub Nordholz für eine verantwortungsvolle Ausbildung von genau diesen Hunden. Jetzt wurde der Gebrauchshundesport als immaterielles Kulturerbe der UNESCO ausgezeichnet.