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Heroisch wirken die zeitgenössischen Darstellungen vom Weihnachtsangriff der britischen Flieger.
1914, begleitet von drei Kreuzern, acht Zerstörern
und elf U-Booten, Kurs Deutsche
Bucht. Nahe Helgoland stoppte der Schiffsverband.
Von den zu Flugzeugträgern umgebauten
Kanalfähren hievten die Mariner
die Wasserflugzeuge mit Ladebäumen in
ihr Element. Dieses Manöver lief bei spiegelglatter
See reibungslos. Doch die niedrigen
Temperaturen um den Gefrierpunkt
sorgten für Probleme. Von den insgesamt
neun gewasserten Flugzeugen konnten die
Piloten lediglich sieben Motoren starten.
Die wurden jeweils mit drei 20-Pfund-Bomben
bewaffnet. Ziel war es, militärische
Einrichtungen in Cuxhaven und Nordholz
zu bekämpfen.
Ob der sogenannte Weihnachtsangriff dann
von Helgoland aus entdeckt wurde oder,
wie es in anderen Darstellungen heißt, von
dem deutschen U-Boot „U 6“, ist eigentlich
nicht von Belang. Die deutsche Admiralität
soll zunächst von einem feindlichen Aufklärungsversuch
ausgegangen sein. Mit
dem Ziel, Klarheit zu schaffen, starteten in
Nordholz die Luftschiffe „L 5“ und „L 6“.
Drei englische Doppeldecker wurden dann
von „L 6“ über der Außenweser entdeckt
und der Stützpunkt gewarnt.
Die niedrig hängenden Wolken zwangen die
britischen Flieger in die Tiefe. Dort mussten
sie dann als erreichbare Ziele für die
alarmierte deutsche Flak operierten. Kein
Wunder, dass weder die Zeppelin-Hallen in
Nordholz noch das Gaswerk zur Erzeugung
des Traggases für die Luftschiffe bei dem
Angriff beschädigt wurden. In Cuxhaven
soll nach britischen Angaben „ein orientierungsloser
Pilot einen Glückstreffer“
auf die Basis erzielt haben. Doch mit einer
amtlichen Meldung vom 28. Dezember 1914
versicherte der stellvertretende Chef des
Admiralstabs, Behnke, in der Cuxhavener
Zeitung: „Die englischen Wasserflugzeuge
gingen gegen unsere Flussmündungen vor
und warfen hierbei gegen zu Anker liegende
Schiffe und einen in der Nähe von Cuxhaven
befindlichen Gasbehälter Bomben
ohne zu treffen und Schaden anzurichten.
Unter Feuer genommen, zogen sich die
Flugzeuge in westlicher Richtung zurück.“
Auf dem Rückflug Kurs Mutterschiffe bei
Helgoland warfen die britischen Doppeldecker
ihre Bomben sowohl auf Wilhelmshaven
als auch auf eine Basis für Wasserflugzeuge
bei Norderney ab. Darüber hinaus
versuchten die englischen Flieger, die kleinen
Kreuzer „Graudenz“ und „Stralsund“
zu bombardieren. Der stellvertretende
Chef des Admiralstabes informierte in der
Cuxhavener Zeitung vom 28. Dezember
1914, dass „kein Schaden“ entstanden ist.
Und: „Unsere Luftschiffe und Flugzeuge
klärten gegen die englischen Streitkräfte
auf. Hierbei erzielten sie durch Bombenwurf
auf zwei englische Zerstörer und einen
Transportdampfer Treffer.“
Trotz nebeligen Wetters fanden zwei beziehungsweise
drei englische Piloten (hier gibt
es widersprüchliche Angaben) ihre Mutterschiffe
bei Helgoland wieder. Ein weiteres
Flugzeug wurde vermisst. Die restlichen
britischen Doppeldecker wasserten wegen