
Warum gibt es Der
Brauch geht auf zwei bedeutende Männer
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„Ich geh mit meiner
Laterne“
Wenn die Tage kürzer werden und
die dunkle Jahreszeit beginnt,
fängt gerade hier bei uns im
Norden eine besondere Zeit an. Die Kälte
kommt sozusagen mit der Flut. Da rücken
wir Menschen zusammen, machen es uns
gemütlich. Es wird vorgelesen und gebastelt.
Und gegen die Dunkelheit zünden wir
uns Kerzen an, denn die bringen Licht und
Wärme.
„Dort oben leuchten
die Sterne...
...hier unten, da leuchten wir.“ Zum Leuchten
braucht man ein Licht. Das wissen
schon die ganz Kleinen. Wenn die Erzieherin
in der Kita mit Scheren, Papier und
Kleister unterm Arm den Raum betritt
und von Laternen basteln spricht, sind die
Lütten mit Eifer dabei. Da wird geschnippelt
und gekleistert, was das Zeug hält. Ein
dick aufgeblasener Luftballon ergibt die
Form: Transparentpapier wird in Schnipsel
gerissen, in Kleister getunkt und mehrlagig
kreuz und quer auf den Luftballon geklebt.
Papier in bunten Herbstfarben passt
besonders schön zu dem Laub im Garten.
Wenn alles gut getrocknet ist, löst man den
Luftballon heraus und sorgt für eine Aufhängung.
Früher flackerte eine
echte Kerze als Licht darinnen.
Doch wehe, wenn sie
umkippte und die ganze Laterne in Flammen
aufging, gab es Kummer und Tränen.
Bei jedem Laternenumzug brannten etliche
Laternen. Deshalb war auch immer die
Feuerwehr dabei.
Kommt,
wir wollen Laterne laufen
Im November sieht man auch heute
noch abends dick eingemummelte kleine
Kinder mit Stolz ihre selbst gemachten
Laternen durch die Straßen tragen.
Der herbstliche Brauch, bei Einbruch
der Dunkelheit singend mit einer Laterne
von Haus zu Haus zu ziehen, ist heute
nicht mehr häufig zu beobachten. Dafür
finden in verschiedenen Stadtteilen Laternenumzüge
für Groß und Klein statt.
Was gar nicht fehlen darf, ist Musik und
Gesang. Schließlich wurden in der Kita
schon lange Laternenlieder eingeübt. Das
klappt natürlich am besten mit einem
Spielmannszug, der die Melodie vorgibt.
Auch wenn heute ein Laternenstock mit
LED-Leuchte verwendet wird, begleiten
Feuerwehrleute die Umzüge. Sie sorgen
für Sicherheit auf der Straße und haben
die Jugendlichen im Auge, die gerne eine
Fackel tragen.
Warum gibt es Laternenumzüge? Der
Brauch geht auf zwei bedeutende Männer
der Kirchengeschichte zurück: den heiligen
Martin und Martin Luther. Martin von
Tours, ein römischer Soldat voller Nächstenliebe
und Barmherzigkeit, wurde bereits
zu Lebzeiten verehrt. Der 11. November
ist sein Beerdigungstag.
Vor allem in katholisch geprägten Regionen
gibt es Sankt-Martins-Umzüge am
11. November, dem Martinstag. Angeführt
von Sankt Martin im Umhang auf seinem
edlen Ross, enden sie an einem großen
Feuer. Es gibt traditionelle Spezialitäten
wie Hefegebäck und Gänsebraten.
In den evangelischen Gemeinden in Ostfriesland
findet am 10. November das Martinisingen
statt. Es bezieht sich auf Martin
Luther, der nach dem heiligen Martin
benannt wurde und dessen Taufdatum der
11. November ist.
So gerne Kinder Legenden und Geschichten
hören, wichtig sind für sie die Laternen,
mit denen sie, manchmal etwas ungelenk,
ihr Licht in die Dunkelheit tragen. „Hell
wie Mond und Sterne leuchtet die Laterne.
Mien lüttje Lateern, ik hebb di so geern!“
Heidi Giesecke
Foto: Giesecke, Grafik: Pixabay