
Am Anfang wurde sie belächelt –
die Idee, einen „Christkindlmarkt“
in Cuxhaven abzuhalten. Und die
Stadt zeigte kein großes Interesse daran.
Heute ist jeder Schausteller scharf darauf,
einen der begehrten Standplätze zu ergattern.
Seinen heutigen Platz vorm Schloss hatte
der Weihnachtsmarkt nicht immer. Über
seine Entstehungsgeschichte und wie es
1966 zu der Idee kam, sprach Joachim
Tonn mit einem seiner Gründerväter,
Egon Greger aus Cadenberge. Er stammt
aus einer Schaustellerfamilie, die ihr Unternehmen
1874 mit einer venezianischen
Pracht-Barock-Schiffschaukel startete.
Viele seiner damaligen Mitstreiter
leben heute nicht mehr. So sind Erzählungen
von Zeitzeugen etwas ganz
Besonderes. „Vor 52 Jahren entstand aus
bitterer Armut der Schausteller heraus die
Idee, im Winter einen Christkindlmarkt
abzuhalten und nicht nur auf das Frühjahr
und den Herbst zu setzen.“ Damals gab es
in der norddeutschen Tiefebene keinen
einzigen Weihnachtsmarkt, der Nächste
war in Bremen. Bis dahin begann für die
Schaustellerfamilien Ostern die Saison
und hörte am 31. Oktober auf. Der Winter
war entsprechend lang. „In den ersten
mageren Jahren habe ich noch auf dem
Hamburger Winterdom geholfen und versucht,
etwas dazuzuverdienen“, erinnert
sich Egon Greger, der für kleines Geld bei
seinen Eltern angestellt war.
Not macht erfinderisch:
Die Idee kam in Worpswede
„Als wir einmal mit unserer Schiffschaukel
in Worpswede gastierten, kam mir der Gedanke,
einen Christkindlmarkt ins Leben
zu rufen, um besser über die Runden zu
kommen. Auf den umliegenden Märkten
traf ich auf viele befreundete Schausteller,
wie den Urvater des jetzigen Sehlmeyer-
Clans, Ernst-August. Ihm erzählte ich von
meinem Vorhaben. Auf dem Cuxhavener
Herbst-Fleckenmarkt vertieften wir die
Idee und machten Nägel mit Köpfen.“
Zu damaliger Zeit existierte die Hauptvereinigung
des Ambulanten Gewerbes
und der Schausteller in Deutschland e.V.
(HAGD). Willi Walleit war Vorsitzender und
Ansprechpartner des Verbandes und stellte
den Kontakt zu den Städten her. Da die
HAGD einen guten Draht nach Cuxhaven
hatte, bekamen die Gründer 1966 tatsächlich
die Genehmigung, auf dem Ritzebütteler
Marktplatz einen Weihnachtsmarkt
abzuhalten. „Ganz provisorisch“, betont
Egon Greger.
Männer der ersten Stunde waren Ernst-
August Sehlmeyer (Karussell), Roberto
Marinello (Ausschank), Walter Knobloch
(Fisch), Willi Brockelmann (Schießwagen),
Otto Brockelmann (Losstand), Egons Bruder
Claus mit dem Knusperhäuschen und
natürlich er selber mit Liebesäpfeln und
gebrannten Mandeln. „Bei mir hießen sie
‚Wiener Buttermandelchen‘ und ‚Wiener
Schlossmandeln‘.
Die Zeiten waren hart. „Beim ersten Markt
waren die Einnahmen minimal.“ Trotzdem
– am Ende der Veranstaltung traf man sich
Eine kleine Geschichte
des Cuxhavener
Weihnachtsmarktes
aus erster Hand
20
Damals Notnagel fürs tägliche Brot –
heute ein Publikumsmagnet