
Als die Fernsehbilder
Die Fußball-Weltmeisterschaft
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1954
lockte zahlreiche
Menschen vor die
Flimmerkiste.
laufen lernten
Cuxhaven in den 1950er-Jahren: Im „Seepavillon“
wurde allabendlich über einen Großprojektor das
aktuelle Fernsehprogramm ausgestrahlt.
Das Fernsehen ist heute fast ein bisschen aus
der Mode gekommen. Facebook, Netfl ix und
Youtube haben dem klassischen TV den Rang
abgelaufen. Doch vor 70 Jahren war die Flimmerkiste
noch eine erstaunliche Erfi ndung, Fenster zur
Welt und gesellschaftliches Ereignis – auch im Cuxland.
Anfangs war es für viele eine nette Spielerei, ein bebildertes
Radioprogramm und nur wenige glaubten
an seine Zukunft. Heute wissen wir, dass das Fernsehen
unser aller Leben verändert hat. Begonnen
hat das Cuxhavener Fernsehzeitalter am 9. November
1951: In dem Vorführraum des Funkberaters Günther
Scharke am Alten Weg erlebte eine kleine Gruppe
von Cuxhavener Bürgern auf einem 1500 Mark
teuren Philips-Fernsehgerät den ersten TV-Empfang.
Ausführlich berichtete ein Reporter der Cuxhavener
Zeitung über das Ereignis: „Der Vorhang ging zur
Seite, das Licht wurde ausgeknipst, und wir erblickten
zunächst eine helle Glasscheibe, etwa 40 mal 30
Zentimeter, auf der sich etwas bewegte. Erkennen
konnte ich noch nichts, aber allmählich zeichneten
sich Konturen ab; ein Kopf, eine Nase, dunkle Augen
und – richtig – das war der amerikanische Außenminister
Acheson, der sich mit einem anderen Herrn
lebhaft unterhielt.“
Der Empfang war alles andere als gut: Die Fernsehbilder,
die der Nordwestdeutsche Rundfunk aus dem
Bunker auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg ausstrahlte,
kamen in Cuxhaven nur verzerrt an. Starker
Nebel war offenbar die Ursache. „Aber immerhin: es
hat geklappt“, so der Reporter der Cuxhavener Zeitung.
„Nach weiteren Versuchen sahen wir einen tollen
Film mit Mord und Totschlag. Auch Willy Fritsch
war mit von der Partie.“
Es dauerte noch einige Jahre, bis sich das Fernsehen
in Cuxhaven durchsetzte. 1953 waren in Cuxhaven
erst sieben Fernsehteilnehmer gemeldet. Immerhin
konnten nun die technischen Probleme gelöst werden:
Im „Seepavillon“ der Familie Donner wurde
allabendlich ab 20 Uhr über einen Großprojektor das
aktuelle Fernsehprogramm ausgestrahlt, und das in
einer Qualität, die es in Cuxhaven zuvor noch nicht
gegeben hatte.
Als Großbritanniens Königin Elizabeth II. im Juni
1953 in der Londoner Westminster-Abtei die Königskrone
aufgesetzt wurde, erlebte eine kleine Gruppe
von Cuxhavenern eine Sternstunde der Technik mit
– die erste internationale TV- Originalübertragung.
„Damals hatte ich das erhebende Gefühl, direkt in der
ersten Reihe der Kirche zu sitzen“, sinnierte der Hotelier
Alfred Donner 20 Jahre später in einem Zeitungsinterview.
Donners Rechnung, durch das Mattscheibengefl
immer Gäste anzulocken, ging von Anfang
an auf. Abend für Abend hockten sie vor dem Bild-