
In Cuxhaven und Land Hadeln LichterglLanz 19
In Oberndorf kommt der Nikolaus
jedes Jahr mit dem Schiff.
Foto: Mätzig
BELOHNEN ODER HART BESTRAFEN
SAGENGESTALTEN
BRINGEN UNS PRÄSENTE
GGegenseitiges Beschenken ist heute ein zentraler Bestandteil
des Weihnachtsfestes. Ursprünglich waren es eher
gute Wünsche auf handgeschriebenen Karten und etwas
Zuckerwerk für die Kinder. Nach und nach beschenkten sich auch
die Erwachsenen, wohl aber mit Augenmerk auf die ganz persönliche
Note des Präsentes. Die gegenseitige Ehrerbietung, Dankbarkeits- und
Respektsbekundung standen im Vordergrund.
Dass ein ganz anderes Wesen Geschenke überbringen könnte, als ein
Mitglied der Familie oder ein enger Freund, war zu dieser Zeit wohl
kaum denkbar. Dennoch entwickelten sich langsam die weihnachtlichen
Sagengestalten, die sowohl belohnen, als auch hart bestrafen
konnten. Vielleicht schon damals ein pädagogischer Schachzug, um
die Kinder zur Weihnachtszeit besonders artig werden zu lassen?
Schon im 19. Jahrhundert existierte die Vorstellung eines alten, freundlichen
Mannes mit beträchtlichem Leibesumfang, der für die braven
Kindlein Geschenke und für die Unartigen eine Rute bereithielt. Er vereint
in sich wohl die Person des heiligen Nikolauses und seines Gegenspielers
Knecht Ruprecht, der mit buschigem Bart, dunkler Kleidung und der
Rute aus Reisig wohl eine Angst einflößende Gestalt gewesen sein muss.
Und schon im deutschen Sprachraum ist man sich nicht einig: In Bayern
und Österreich heißt er nicht Ruprecht, sondern Krampus, in der Schweiz
Schmutzli und im Rheinland Hans Muff. Nachdem in den 1930er Jahren
eine amerikanische Limonadenfirma jedes Jahr zur Weihnachtszeit mit
einem in Firmenfarben rot-weiß gekleideten Weihnachtsmann, oder
Santa Claus, Werbung machte, wurden seine Darstellungen immer
einheitlicher. Trotzdem ist man sich einig: Coca Cola hat den Weihnachtsmann
nicht erfunden! Seine Gestalt und Symbolkraft ist schon viel älter.
Father Christmas und Père Noel
Auch bodenlang, aber immerhin rot, trägt der französische Weihnachtsmann
Père Noel. Im Gegensatz zu Santa Claus reist er nicht mit fliegenden
Rentieren an, sondern zu Fuß. Seine Geschenke werden stilvoll in
einer Hotte, einem Korb wie bei der Weinlese, auf dem eigenen Rücken
getragen. Ähnlich halten es die Menschen in Großbritannien und Irland.
Father Christmas hält sich aber nicht damit auf, wie sein amerikanischer
Kollege durch Kaminschächte zu gleiten, er tritt ein und legt die
Geschenke behutsam unter den festlich geschmückten Baum.
Doch trotz der allgegenwärtigen Präsenz netter älterer Herren mit und
ohne Rentier setzt man im Süden Deutschlands immer noch auf das
Christkind als weihnachtlichen Boten. Die holde, reine Gestalt inspirierte
schon zahlreiche Künstler zu Höchstleistungen. Meist erscheint
diese anmutige Symbolfigur des Nachts und bringt die Geschenke
heimlich, sodass sie erst am nächsten Morgen gefunden werden. Ob
da wohl ein jeder Wunsch korrekt erfüllt wird? Um das Risiko eines
falschen Geschenkes einzudämmen, geben sich viele Kinder die
allergrößte Mühe und verfassen in der Vorweihnachtszeit akribische
Wunschzettel und Briefe an das Christkind und den Weihnachtsmann.
NC