
In Cuxhaven und Land Hadeln LichterglLanz 29
Das Krippenspiel
berührt uns auch im Inneren
E
Eine Krippenszene gehört Weihnachten zum Kirchenbild. Foto: Laube/pixelio.de
Jürgen Köster
Pastor in der
Martinskirche
Ritzebüttel
E s ist Oktober. Bis Weihnachten sind es
acht Wochen. Noch acht Wochen und
zugleich nur noch acht Wochen. Draußen
sind es 20 Grad, die Blumen blühen wie im Frühling.
Aber es ist Zeit: Ich sitze am Schreibtisch
und brüte über das diesjährige Krippenspiel.
Im November soll es ja schon losgehen mit
den ersten Proben. Und da die Konfirmanden
vielbeschäftigt sind und einen eng getakteten
Terminkalender haben, muss ich ihnen alsbald
mitteilen, welche Rollen zu besetzen sind: Maria
und Josef – ist klar. Drei Könige muss es auch
geben und nicht zwei. Aber wie viele Engel
werden zu besetzen sein und wie viele Hirten?
Gibt es auch noch Konfirmanden-Personal, um
die Rolle des Wirtes zu besetzen? Und was ist
mit Herodes – oder bleibt diese undankbare
Rolle wieder an mir hängen? Denn neben den
Konfirmanden spielen auch der Pastor und zwei
Lektorinnen mit, krippenspielerfahren und das
Gerüst der Aufführung. Eines ist nämlich sicher:
So cool die Konfirmanden sich nach außen
geben die volle Breitseite der Nervosität wird am
Heiligen Abend spürbar!
Seit einigen Jahren schon gibt es in unserer
Kirche ein Krippenspiel der Konfirmandinnen
und Konfirmanden. Bis dahin war der Gottesdienst
der Kindertagesstätten bis zum Bersten
gefüllt. Die Gemeinde wollte ein Krippenspiel.
Weil wir die KiTa-Kinder nicht noch einmal
auftreten lassen konnten, kamen die Konfirmanden
im wahrsten Sinne des Wortes ins
Spiel. Seitdem wird geschrieben und geübt
und die Requisite ausgetauscht, wird gezittert
und gebangt: Klappt alles in diesem Jahr?
Warum überhaupt ein Krippenspiel? Warum
zieht uns das so an, nicht nur zu hören, sondern
auch zu sehen, was damals in Bethlehem
passiert ist? Natürlich gibt es äußerliche
und sicher auch gute Gründe für den Besuch
des nachmittäglichen Krippenspiels am
Heiligen Abend: das ist nicht lang-, sondern
meist kurzweilig. Und man ist früher wieder
zu Hause, so bleibt mehr Zeit für Bescherung,
Essen, Besuche und was sonst noch alles auf
der Ordnung des Heiligen Tages steht.
Das kann sein. Aber mehr noch bin ich davon
überzeugt, dass ein Krippenspiel uns auch im
Inneren berührt und vor allem daraus seine
Kraft und Überzeugungskraft bezieht. Mehr
vielleicht als das gesprochene Wort – denn es
gibt etwas zu sehen, zu erleben. Es gibt etwas
zu fürchten (das weniger), gespannt zu hoffen
(obwohl man ja weiß, wie die Geschichte
ausgeht) und zu freuen. Das in jedem Fall!
Und das ist mir beim Krippenspiel-Schreiben
am wichtigsten: Diese Freude rüberzubringen.
Diese riesengroße Freude, wenn der
allmächtige Gott zu uns kommt in einem
ohnmächtigen Kind. Und welch Freude es ist,
wenn reiche Menschen wie die Könige und
arme wie die Hirten sich vor einem Säugling
niederknien. Und vielleicht, wenn’s gut läuft,
etwas spüren zu lassen, welches Licht in
dieser Nacht auf die Welt kommt. Ein Licht,
das alles Dunkel hell macht. Auch das Dunkel
in unserem Leben.
Es ist eine Geschichte, die uns berührt, weil
wir all das doch schon einmal waren: Wir
waren schon mal die Könige, die das Glück
doch nicht beim grausamen Herodes fanden,
sondern in einem Kind im Futtertrog. Wir
waren die Hirten, alleingelassen von der Welt,
denen zuerst die gute Nachricht der Engel
galt: Zu Dir kommt Gott! Wir waren Maria und
Josef, in Angst um das Kind, und doch beseelt
von dem Auftrag, sich um es zu kümmern wie
es eben Eltern tun. Wir waren der Wirt, dessen
hartes Herz weich wird am Heiligen Abend.
Oder wir waren ein Engel. Waren wir doch
schon mal, oder?
Das alles und vieles mehr sehen und hören
wir beim Krippenspiel, und manchmal
werden wir hineingezogen in das Geschehen
der Heiligen Nacht und sind selbst ein Teil
davon.
Und wenn der Text nicht sitzt, weil die
Konfirmanden zu aufgeregt sind, und wenn
das Mikrofon ausfällt und alle laut brüllen
müssen, oder das Mikro zur falschen Zeit angeschaltet
bleibt und die Gemeinde das Gekicher
der Engel hinterm Altar mithört – dann
ist auch Weihnachten. Weitab von Perfektion,
sondern eine frohe, fröhliche Botschaft,
die allem Volk widerfahren soll: „Siehe, ich
verkündige euch große Freude, denn euch ist
heute der Heiland geboren!“
Das Krippenspiel der Konfis beginnt am
24. Dezember um 16 Uhr in der Martinskirche
– das der KiTa um 14.30 Uhr, und wem doch
der Sinn nach einer Predigt steht um
17.30 Uhr. Herzlich willkommen!