
Donnerstag, 1. August 2019 11
„Luftikus-Syndrom ablegen“
RW-Trainer Oliver Stepniak hofft, dass die gestandenen Rückkehrer ihre Mentalität auf die jungen Spieler übertragen
Mit Oliver Stepniak hat Rot-Weiss
Cuxhaven vor zwei Jahren einen
Trainer verpflichtet, der es geschafft
hat, das einstige
Flaggschiff des Cuxhavener Fußballs
wieder in ruhiges Fahrwasser
zu manövrieren. Der 37-
Jährige hat das junge Team stetig
weiterentwickelt. Trainerkollegen
nennen sein Team bei der
Frage nach einem Geheimfavoriten,
zumal die Kampfbahn-Kicker
zwei spektakuläre Verpflichtungen
vorgenommen haben.
Mit den Rückkehrern Marcus Richter
und Nicola Albano hat Stepniak
selbst noch gespielt, damals,
als Cuxhaven zweimal der
Oberliga-Aufstieg gelang.
Rot-Weiss Cuxhaven hat vergangene
Saison als Tabellensechster überzeugt.
Mit einer größeren Konstanz
wäre vielleicht sogar mehr drin gewesen.
Inwieweit helfen die letztjährigen
Erfahrungen nun Ihrem
Team?
Wir haben gesagt, dass wir uns stets
entwickeln wollen. Natürlich ist
da noch ganz viel Luft nach oben und
das ist auch gut so. Aber man darf
nicht zu schnell vergessen, wo wir
noch vor zwei Jahren standen. Wir
sind das Wagnis eingegangen, mit
ganz vielen jungen Spielern aus
der eigenen Jugend den Weg in der
Bezirksliga zu gehen. Ich denke
schon, dass da eine Konstanz zu erkennen
ist. Die Ziele, die wir uns
gesetzt hatten, sind erreicht worden.
Aber die Jungs wissen ganz genau:
wenn wir den nächsten ‚Step’ machen
wollen, müssen wir nochmals zulegen.
Ich bin gespannt, ob die Spieler
das auch umsetzen. Die Fehler, die
wir in der vergangenen Saison gemacht
haben, sind analysiert und
aufgearbeitet worden. Nun liegt es daran,
aus diesen zu lernen und vor
allem, sie in der neuen Saison abzustellen.
Mit Nicola Albano und Marcus
Richter gelangen zwei spektakuläre
Verpflichtungen. Was erwarten
Sie von diesen gestandenen Spielern,
mit denen Sie noch selbst auf
dem Platz gestanden haben?
Ab dieser Saison mehr Geld für die Schiedsrichter
Teilweise eine mehr als 20-prozentige Erhöhung der Aufwandsentschädigung
Herren und in der Kreisklasse 22
statt 17 Euro. Hier sind abweichende
Regelungen in den Bezirken und
Kreisen möglich. Im Kreis Cuxhaven
liegt der Satz in den Kreisklassen
bei 20 Euro. Assistenten bekommen in
der Kreisliga 15 Euro pro Einsatz.
statt 35 Euro und in der Bezirksliga 35
statt 30 Euro. Die Assistenten erhalten
statt 17 nun 22 Euro pro Einsatz.
Auf Kreisebene im Herrenbereich
wurde der Spesenersatz ebenfalls
angepasst. In der Kreisliga
gibt es nun 25 statt 20 Euro bei den
damit trotzdem nicht, und ein hohes
Maß an Idealismus und Freude am
Fußball bleibt wohl der Hauptgrund
für die Unparteiischen, kostbare
Freizeit auf den Plätzen der Region
zu verbringen. In der Landesliga
bekommen Unparteiische nun 40
Seit dem 1. Juli 2019 gilt eine neue
Spesenordnung für die Fußball-
Schiedsrichter.
Die Unparteiischen können sich über
eine Erhöhung von teils mehr als
20 Prozent freuen. Reich werden sie
Uns hat in den letzten zwei Jahren ein
echter „Sechser“ gefehlt. Mit Nicola
Albano haben wir nun einen. Er
soll für mehr Struktur und Stabilität
im defensiven Bereich sorgen. Es
fehlte ein Häuptling im Mittelfeld,
der auch mal verbal eingreift, wenn es
nicht gut läuft. Generell haben wir
zu viele Gegentore erhalten, da wir oftmals
keine gute Kommunikation
auf dem Platz aufwiesen. Diese Baustelle
sollte nun mit der Personalie
Albano geschlossen sein. Von Marcus
Richter erwarte ich unabhängig
von seiner Einsatzzeit in jedem Spiel
einen Treffer. Marcus ist ein Spieler,
der aufgrund seiner Qualitäten
viel höher als Bezirksliga spielen
könnte. Ich habe mit beiden Jungs in
der Oberliga spielen dürfen. Daher
gehören sie einer Generation an,
in der der Fußball noch hohe Priorität
besitzt. Diese Mentalität sollen
sie auf die jüngeren Spieler übertragen.
In der Vorbereitung war bei Ihnen
noch nicht alles rund gelaufen.
Sind Sie bis jetzt zufrieden?
Die Vorbereitung dieses Jahres ist
ein Desaster. In der Vorbereitung
sollte der Grundstein für die ganze
Saison gelegt werden. Bestenfalls
sollte man fünf, sechs Mal in der Woche
auf dem Platz stehen. Aufgrund
der Platzbelegung in der Stadt
ist das schlichtweg nicht möglich.
Die Kampfbahn ist bis zum ersten
Spieltag gesperrt. Das muss man
sich mal vorstellen. Cuxhaven ist tiefste
Fußballprovinz. Hier leistungsgerecht
zu denken ist daher vollkommen
vermessen. Zudem erschwert
die Veranstaltung Deichbrand die
Vorbereitung. Mittlerweile reichen
für dieses Festival keine vier freien
Tage mehr, sondern mindestens
fünf. Mit den ersten Testspielen
können wir nur bedingt zufrieden
sein. Das ist aber völlig normal. Wir
müssen noch viel Detail-Arbeit
leisten, um dann am ersten Spieltag zu
funktionieren.
Worin unterscheidet sich Ihre
Mannschaft gegenüber den Konkurrenten?
Diese Saison haben wir eine sehr
gute Mischung aus jüngeren und
älteren, erfahrenen Spielern. Daher ist
unser Vorteil gegenüber unserer
Konkurrenz, dass die jungen Spieler
noch Potenzial besitzen, um sich
in ihren Leistungen zu steigern. Sie
können viel dazulernen, gerade
von Albano und Richter, die über
Oberliga-Erfahrung verfügen.
Wenn die jungen Spieler ihr Luftikus-
Syndrom ablegen (Anm. d. Redaktion:
Stepniak lacht), haben wir genügend
Qualität, um zu einem Spitzenteam
in der Bezirksliga zu reifen.
Zudem verfügen wir über eine
überragende Offensiv-Abteilung. Mit
Wöhlkens, Richter, Buschbeck,
Curras-Varela, Choi und Schulz haben
wir mega Qualität und sind somit
in der Lage, in jedem Spiel einen
Treffer zu erzielen, wenn wir sie
gezielt einsetzen.
Wer ist für Sie Favorit in der Bezirksliga?
Für mich gibt es zwei Top-Favoriten
in der Liga. Zu einem ganz klar
Cranz-Estebrügge. Mit Hüttmann
und den Meyers haben sie eine
sehr hohe individuelle Qualität. Mit
den Transfers aus Buxtehude sind
sie zudem besser in der Breite aufgestellt
als in den Jahren zuvor. Dann
ist da noch unser Stadtrivale. Eintracht
verfügt trotz der jungen Altersstruktur
im Kader über eine sehr
reife Spielanlage. Ihnen traue ich
zu, bis zum letzten Spieltag das Meisterschaftsrennen
offenzuhalten.
Welche Überschrift bezüglich Ihrer
Mannschaft möchten Sie am Ende
der Saison lesen?
RW Cuxhaven reift zum Spitzenteam
und beendet die Saison auf
Platz drei mit 60 Punkten.
Oliver Stepniak, Trainer von Rot-Weiss Cuxhaven, glaubt trotz einer desaströsen
Vorbereitung an eine gute Saison seiner Mannschaft.