Abschied von EC 135: Eine Ära in Nordholz endet
Ein letztes Mal hebt die EC 135 in Nordholz ab, um nach über einem Jahrzehnt voller Innovation und Ausbildung das Kapitel der Marinefliegerei zu schließen. Was bleibt, sind Erinnerungen an eine Ära, die den Seeflugbetrieb prägte.
Nordholz. Die Rotoren haben sich ein letztes Mal gedreht. Am Donnerstag ist in Nordholz eine Ära geendet, die mehr als zwölf Jahre währte und über 100 Marinepilotinnen und -piloten prägte. Mit einem feierlichen Fly-out verabschiedete sich der Schulungshubschrauber EC 135 vom Marinefliegerstandort. Was bleibt, sind fast 11.000 Flugstunden, erste Berührungen mit dem Seeflugbetrieb und die Erinnerung an ein Ausbildungskonzept, das sich als wegweisend erwies.
Das Besondere an diesem Kapitel deutscher Marinefliegerei lag nicht nur in der Maschine selbst, sondern in der Art, wie sie genutzt wurde. Während Unternehmen die Wartung und Instandsetzung übernahmen, konzentrierte man sich in Nordholz ausschließlich auf das Wesentliche: die Ausbildung, den praktischen Flugbetrieb, das Handwerk des Fliegens. Eine klare Aufgabenteilung, die Wartezeiten zwischen Erst- und Einsatzschulung sinnvoll nutzte und den angehenden Luftfahrzeugführern erste Erfahrungen im speziellen Marineflugbetrieb ermöglichte.
Zwischen Winde und Notschwimmern
"Diese mehr als zwölf Jahre können als Ära bezeichnet werden. Sie hat auf innovative Weise junge Helikopterführungsoffiziere mit den ersten Berührungspunkten im Seeflugbetrieb ausgestattet", resümiert Fregattenkapitän Thorsten Werning, Kommodore des Marinefliegergeschwaders 5. Worte, die nicht übertreiben. Die zivilen Hubschrauber wurden eigens für den maritimen Dienst gerüstet: mit Bergungswinde zum Retten von Personen aus dem Wasser, mit Notschwimmern für die Notwasserung. Aus einem Zivilhubschrauber wurde ein Werkzeug für die besonderen Anforderungen der See.
Innerhalb von zwölf Monaten lernten die Flugschüler auf der EC 135, einen Helikopter nach Sichtflugregeln zu fliegen. Grundlagen, die später über Leben entscheiden können. Die ersten Handgriffe, die ersten Landungen, die ersten kritischen Situationen - all das fand hier statt, in Nordholz, wo der Wind oft rau weht und die Bedingungen selten ideal sind.
Der weite Weg nach Oulu
Ein Höhepunkt dieser Jahre war die Teilnahme 2014 an einem Flugtag im finnischen Oulu. Quer durch Europa führte die Anreise, mehr als 1.800 Kilometer legte die EC 135 zurück. Eine Strecke, die zeigte, was in der Maschine steckte und in denen, die sie flogen.
Nun wendet sich der Blick nach Großbritannien. Dort wird die Ausbildung künftig auf dem Hubschrauber AW 139 stattfinden. Ein Wechsel, der mehr ermöglichen soll: Decklandungen auf Schiffen, noch intensivere Einblicke in den maritimen Flugbetrieb, eine Vorbereitung, die näher am späteren Einsatz liegt. Die EC 135 hat ihren Dienst getan. Aber die Anforderungen wachsen, die Technik entwickelt sich weiter, und die Marine geht mit.
Was bleibt in Nordholz, ist die Erinnerung an einen Hubschrauber, der mehr war als nur ein Übungsgerät. Er war der erste Kontakt vieler junger Menschen mit einer Welt, in der Präzision Leben rettet und Routine tödlich sein kann. In der man lernt, dass zwischen Abheben und Landen nicht nur Meter liegen, sondern Verantwortung. (red/jp)