
"Müssen aufpassen": Wie es für Cuxhavens Wahl-Sieger Christoph Frauenpreiß weitergeht
Nach einer spannenden Wahlnacht gewinnt Christoph Frauenpreiß den Wahlkreis Cuxhaven-Stade II für die CDU in den Bundestag ein. Daniel Schneider (SPD) gibt sich kämpferisch - und der Landkreis klärt auf, wieso es mit dem Endergebnis so lange dauerte.
Das war eine lange Wahlnacht. Erst gegen 0.30 Uhr stand in der Nacht zu Montag das Ergebnis der Bundestagswahl im Wahlkreis Cuxhaven-Stade II fest - und Christoph Frauenpreiß erhielt Gewissheit, dass er für die CDU dem Bundestag angehören wird. Für Daniel Schneider (SPD) war allerdings auch klar, dass es trotz seiner Aufholjagd nicht mehr für das Mandat reichen würde.
Was war passiert? Während die Kreis-CDU im Norddeutschen Hof in Lüdingworth dem Ende der Stimmenauszählung entgegenfieberte und die Sozialdemokraten in den Hapag-Hallen bangten, dauerte es stundenlang mit der Auszählung von Briefwahlstimmen in der Stadt Cuxhaven. Bis weit nach Mitternacht mussten die Direktkandidaten ausharren, bis der Wahlausgang endgültig feststand. Und der war knapp. Nur etwas mehr als zwei Prozentpünktchen trennten Frauenpreiß (32,72 Prozent) und Schneider (30,46 Prozent).
37.835 Personen nutzten die Möglichkeit der Briefwahl
Warum es mit der Briefwahlauszählung so lange gedauert hat, erklärt die Pressesprecherin des Landkreises Cuxhaven Simone Starke: "Es gab keine Verzögerung und keine Panne. Es waren einfach wahnsinnig viele Wahlbriefe. Die Auszählung wurde souverän abgearbeitet. Aufgrund der enormen Menge hat es so lange gedauert."
Jeder Vierte im Kreis Cuxhaven nutzt die Briefwahl
Wahlberechtigt waren im Wahlkreis Cuxhaven-Stade II 187.078 Personen. 155.176 Menschen haben tatsächlich gewählt, davon nutzten 37.835 die Möglichkeit der Briefwahl, also rund 24 Prozent. Rund 300 Personen haben in den 47 Briefwahlbezirken die Stimmen ausgezählt, im Durchschnitt 805 Wahlbriefe pro Bezirk. Aufgrund von krankheitsbedingten Ausfällen mussten in einem Bezirk allerdings 1900 Wahlbriefe ausgezählt werden.

"Das war räumlich wie personell eine große logistische Herausforderung", so Starke. Der Briefkasten für die Wahlbriefe wurde noch bis 18 Uhr geleert. Der letzte Einwurf wurde um 17.57 Uhr eingeworfen. In Cuxhaven mussten zudem die doppelt verschickten 180 Wahlbriefe aussortiert werden. Allein in der Stadt Cuxhaven hatten 8939 Personen von 36.708 Wahlberechtigten Briefwahl beantragt (ebenfalls etwa 24 Prozent).
Frauenpreiß will möglichst viel für die Region bewirken
Bei Christoph Frauenpreiß und seinen Unterstützern ist die Anspannung spät der Erleichterung gewichen. Schon am Montag hieß es: Koffer packen. Um 18.09 Uhr setzte er sich am Montagabend in den Zug nach Berlin. Dort steht am heutigen Dienstag ein Besuch im Bundestagsbüro seines Vorgängers Enak Ferlemann an, das er voraussichtlich übernehmen wird. Um 13 Uhr nimmt er an der Sitzung der Niedersächsischen Landesgruppe teil und um 15 Uhr folgt die Fraktionssitzung der CDU/CSU mit allen alten und neuen Abgeordneten. Frauenpreiß hofft, dass er in Ausschüssen mitarbeiten kann, in denen er möglichst viel für die Region bewirken kann. Der Verkehrsausschuss ist sein Favorit.

"Aufpassen, dass das Land nicht falsch abbiegt"
Eine lange Kennenlernphase braucht Christoph Frauenpreiß nicht. Aufgrund seiner Vergangenheit bei der Jungen Union und der lokalpolitischen Erfahrung ist er auch in Berlin gut vernetzt. Die Tatsache, dass rund 20 Prozent der Wählerinnen und Wähler auch im hiesigen Wahlkreis die AfD in Erst- und Zweitstimme mit rund 20 Prozent konsequent "durchgewählt" haben, ist für Frauenpreiß "erschreckend". Umso wichtiger sei es, schnell eine handlungsfähige Regierung zu formen und "die Probleme der Menschen anzupacken". "Das ist in den vergangenen sieben Jahren nicht gelungen. Deshalb müssen wir aufpassen, dass das Land nicht falsch abbiegt. Die etablierten Parteien müssen jetzt zeigen, dass sie das schaffen. Und ich glaube fest daran, dass sie es können."

Schneider in der Stadt Cuxhaven vorn, Frauenpreiß auf dem Land
Positiv zu vermerken ist die hohe Wahlbeteiligung im Wahlkreis von 82,95 Prozent. Während Christoph Frauenpreiß vor allem in den ländlichen Regionen Stimmen gezogen hat, wäre Daniel Schneider klar mit drei Prozent Abstand gegenüber Frauenpreiß in den Bundestag eingezogen, wenn die Wahl allein in der Stadt Cuxhaven stattgefunden hätte. "Dass ich in Drochtersen, Nordkehdingen und Oldendorf-Himmelpforten so gut abgeschnitten habe, ist meinem Wahlkampfteam zu verdanken, das mich dort bekannt gemacht hat", sagt Christoph Frauenpreiß.
Bemerkenswert ist, dass der AfD-Kandidat Sebastian Sieg mit wenigen Ausnahmen fast durchgängig um die 20 Prozent der Erststimmen erhalten hat. In einigen Wahlbezirken, wie etwa in einem im Cuxhavener Lehfeld aber auch mehreren in Hemmoor hat der Vertreter der rechtspopulistischen Partei sogar die meisten Stimmen erhalten. Für ein Fünftel der Wählerschaft ist die Partei offenbar salonfähig geworden.
Knappes Wahlergebnis hat Schneider ermutigt
Eine Tatsache, die auch Daniel Schneider zutiefst besorgt. "Deutschland ist nach rechts gerückt." Er selbst habe sich bereits im Vorfeld auf eine Wahlniederlage eingestellt und das dramatisch schlechte Abschneiden der SPD hat seine geringen Erwartungen bestätigt. Einzige Genugtuung für ihn sei, dass die FDP - nach all den Querelen in der Ampel - aus dem Bundestag geflogen ist und es auch das BSW nicht geschafft hat. Die Koalitionsgespräche mit der CDU stellt sich Schneider als schwierig vor. "Die Motivation, mit der CDU zusammenzuarbeiten, ist nach diesem Wahlkampf in der SPD sehr gering." Noch am Montag traf sich Schneider in Berlin mit der SPD-Landesgruppe. Am heutigen Dienstag kommt die Gesamtfraktion mit den Neugewählten zusammen.

Schneider: "Ich bleibe politisch und in der Politik"
Seine eigene Zukunft sieht der Otterndorfer weiterhin in der Politik. "Ich will meine Arbeit fortsetzen." Allerdings nicht sofort. "Ich werde mich nicht gleich ins nächste Projekt stürzen", so Schneider. Für die nächsten Wochen wolle er eine Pause einlegen und Zeit mit seiner Familie verbringen. "Ich habe für das Mandat gebrannt und Opfer gebracht." Das knappe Wahlergebnis mit Vorsprung in der Stadt Cuxhaven, aber auch einigen anderen Kommunen, hat ihn jedoch ermutigt. "Ich bleibe politisch und in der Politik. Mir geht es gut. Ich bin heiß und happy und bleibe am Ball."