Deichbrand-Festival unter Beschuss: Der Zentralrat wirft den Organisatoren vor, Antisemitismus zu tolerieren. Foto: Keck
Deichbrand-Festival unter Beschuss: Der Zentralrat wirft den Organisatoren vor, Antisemitismus zu tolerieren. Foto: Keck
US-Rapper als Headliner

"Antisemitismus auf großer Bühne": Zentralrat der Juden verschärft Deichbrand-Kritik

08.04.2025

In einer Zeit, in der das Thema Antisemitismus in Deutschland immer mehr an Dringlichkeit gewinnt, steht das Deichbrand-Festival bei Cuxhaven nun im Fokus. Der Zentralrat der Juden fordert eine klare Haltung von Veranstaltern und Politik.

Der Zentralrat der Juden hat den Verantwortlichen des Deichbrand-Festivals vorgeworfen, Hass gegen Juden zu fördern. "Antisemitismus ist auf der großen Bühne erwünscht", sagte ein Sprecher des Zentralrates der Juden der Deutschen Presse-Agentur dpa. Dabei bezog er sich auf den geplanten Auftritt des umstrittenen US-Rappers Macklemore bei dem Festival, der immer wieder mit radikaler Israel-Kritik auffällt.

Deichbrand-Verantwortliche ignorieren jede Kritik

Seit Wochen wird der Auftritt in den Sozial-Media-Kanälen von Deichbrand von zahlreichen Besuchern heftig kritisiert. Die Organisatoren äußerten sich allerdings nicht dazu. Auch Anfragen unserer Kollegen der Nordsee-Zeitung wurden - abgesehen von einigen allgemein gehaltenen Presseinformationen - größtenteils ignoriert.

Im Gespräch mit der Nordsee-Zeitung hatte der Zentralrat Jüdinnen und Juden bereits vor dem Besuch des Festivals gewarnt. Gegenüber den Pressagenturen dpa und epd legte der Sprecher nun noch einmal nach.

Zentralrat kritisiert das Schweigen der Gesellschaft

Somit steht der Zentralrat der Juden bisher ziemlich allein da mit seiner Kritik. "Beim Rapper Macklemore trifft Popkultur auf Antisemitismus. In seinen Songtexten und Auftritten verbreitet er antisemitische Propaganda und verharmlost die Schoa", teilte er mit.

Gleichzeitig inszeniere sich Macklemore als moralische Instanz und lasse sich von einem breiten Publikum unkritisch feiern. "Der große Aufschrei bleibt nicht nur aus, sondern verkehrt sich in sein Gegenteil", so der Sprecher des Zentralrates der Juden.

Macklemore steht erneut im Mittelpunkt der Antisemitismus-Debatte rund um das Deichbrand-Festival. Foto: Britta Pedersen/dpa

Was sagt die Politik zu dem Aufschrei des Zentralrates?

Die Nordsee-Zeitung hat Politiker und Parteien aus der Region bereits um einen Kommentar gebeten. Hinter vorgehaltener Hand wurde jedoch mitgeteilt, dass der Rapper Macklemore nicht wirklich bekannt sei und die Antworten deshalb etwas länger dauern könnten.

Eine Sprecherin der Kulturbeauftragten der Bundesregierung, Claudia Roth (Grüne), verwies darauf, dass der Veranstalter für die Auswahl der Künstler verantwortlich sei.

"Die Einladung sendet ein ernüchterndes Signal", heißt es weiter. Die brisante Schlussfolgerung: Antisemitismus sei auf der großen Bühne erwünscht. Das Festival sei für Jüdinnen und Juden kein sicherer Ort mehr.

Auf Worte würden schließlich auch Taten folgen. "In den letzten Monaten haben wir auch in Deutschland erlebt, wie schnell aus antisemitischer Propaganda Gewalt entsteht", so der Zentralrat der Juden.

Eine Absage des Auftrittes forderte der Zentralrat zwar nicht explizit. Aber: "Der Fall des Deichbrand-Festivals zeigt erneut, welch große Verantwortung Veranstalter und Unterstützer von Festivals und anderer Großveranstaltungen haben. Bisher sind die Deichbrand-Organisatoren dieser nicht nachgekommen."

Wer ist der umstrittene US-Rapper Macklemore?

Der 41-jährige Macklemore, der mit bürgerlichem Ben Haggerty heißt, sah sich vor zehn Jahren zum ersten Mal mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontiert. Mit dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 hat er sich zu einem Sprachrohr der radikalen Israel-Kritik entwickelt. In seinen Songs wirft er Israel unter anderem "Völkermord", "Apartheid" und "Kolonialismus" vor.

Die Organisatoren des Deichbrand-Festivals schweigen sich weiterhin aus. Auch die Kritik des Zentralrates der Juden hat sie bisher nicht zu einer Reaktion bewogen. 

Von Jan Iven

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

(1 Stern: Nicht gut | 5 Sterne: Sehr gut)

Feedback senden

CNV-Nachrichten-Newsletter

Hier können Sie sich für unseren CNV-Newsletter mit den aktuellen und wichtigsten Nachrichten aus der Stadt und dem Landkreis Cuxhaven anmelden.

Die wichtigsten Meldungen aktuell


Lesen Sie auch...
Bundeswehr, Polizei, Feuerwehr

3000 Schüler beim Tag der Uniformberufe in Nordholz: Gleich mehrere Highlights

von Redaktion

Beim Tag der Uniformberufe in Nordholz (Kreis Cuxhaven) entdeckten 3000 Schüler die faszinierende Welt der Bundeswehr und anderer Einsatzkräfte hautnah. Für die Schülerinnen gab es sogar ein besonderes Highlight.

Festival bei Cuxhaven betroffen

Wanhödens Gewerbegebiet wächst: Deichbrand-Festival muss mit Green Camp wohl weichen

Das Gewerbegebiet in Wanhöden (Gemeinde Wurster Nordseeküste) soll erheblich wachsen, was die Zukunft des Green Camps beim Deichbrand-Festival bei Cuxhaven verändert. Bis zu 17,5 Hektar neue Gewerbeflächen sind geplant - und viele Fragen noch offen.

Wandel und Kameradschaft

"Dicke Bretter zu bohren": Stabwechsel im Geschwader der See MFG5 in Nordholz (Video)

von Jens Potschka

Mit feierlicher Zeremonie und fliegenden Symbolen verabschiedet sich Kapitän Holtgreve vom MFG5 in Nordholz, während sein Nachfolger bereits Pläne für zukünftige Herausforderungen schmiedet. Ein emotionales Kapitel endet, ein neues beginnt.

Gefährdungsstufe "Bravo"

Am Marinefliegerstützpunkt Nordholz: Verkehrseinschränkungen wegen Sicherheitsübung

von Redaktion

Eine Sicherheitsübung am Marinefliegerstützpunkt Nordholz führt zu Verkehrseinschränkungen. Drei Tage lang gilt die Gefährdungsstufe "Bravo" - mit verstärkten Kontrollen und Beeinträchtigungen im Straßenverkehr.