
Kehdingbruch wird zum Filmset - Ein Blick hinter die Kulissen der Dreharbeiten
Klappe, die Erste: In Kehdingbruch haben am Montag die Dreharbeiten für das Filmprojekt "Die Seele kommt nach" begonnen. Für die seit vier Jahren in Hadeln lebende Regisseurin und Drehbuchautorin Xiaoxue Li ist es der bislang persönlichste Film.
Es ist mucksmäuschenstill in der Kehdingbrucher Kirche. An der Kanzel steht Bert Hitzegrad und blickt lächelnd auf die Gemeindemitglieder. Der frühere Pastor greift zum Gesangbuch und ist im Begriff, mit seinen einstigen Schäfchen ein Lied anzustimmen. Plötzlich erschallen mehrere Stimmen und durchschneiden jäh die konzentrierte Stille: "Ton läuft. Kamera läuft. Jetzt bitte Ruhe."
Kein echter Gottesdienst wird hier gefeiert, sondern der Drehstart für den halb dokumentarischen, halb fiktionalen Film "Die Seele kommt nach" der Kehdingbrucher Filmemacherin Xiaoxue Li. Der frühere Cadenberger Pastor Bert Hitzgrad, der vielen Gemeindemitgliedern noch in guter Erinnerung ist und mittlerweile in Eschede lebt, hat einen wichtigen Part in dem Film.
Motivspektrum hat sich verändert und erweitert
"Abschied vom Pastor" sollte der Streifen ursprünglich heißen. Aber im Laufe der Zeit hat sich das Motivspektrum verändert und erweitert. Die Themen Gemeinschaft, Flucht und Heimat spielen nun eine große Rolle. Die Regisseurin verknüpft die aktuelle Flüchtlingsproblematik mit den Erinnerungen an Flucht und Vertreibung von Deutschen aus Ostpreußen am Ende des Zweiten Weltkriegs. Und sie erzählt ihre eigene Geschichte als Einwanderin in das norddeutsche Heimatdorf Kehdingbruch ihres Ehemannes während der Corona-Zeit. "Die Grenzen zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Leinwand und Realität verschwimmen in dem Film", erläutert die an der Geschichte und Kultur des Dorfes interessierte Regisseurin und Drehbuchautorin. Für sie ist "Die Seele kommt nach" das bislang größte und persönlichste Filmprojekt.
Neun Tage dauern die Dreharbeiten für das Projekt der Anfang 2024 gegründeten Filmproduktionsfirma "Nebenan Film". Das rund 20-köpfige Filmteam speist sich sowohl aus deutschen als auch internationalen Akteuren. Zum Produktionsteam gehören Kirstin von Glasow, die als Dramaturgin und Lineproducerin im Einsatz ist, und Helen Krebs, die sich unter anderem um die Kostüme kümmert. Sabine van Gemmeren hat die Aufgabe der ausführenden Produzentin übernommen. "Unser Film erforscht die Kraft der Empathie, des vorurteilsfreien Miteinanders und auch des Glaubens in einer dörflichen Gemeinschaft", erklärt Sabine van Gemmeren.

Xiaoxue Li und ihr Team haben das Projekt als Arthouse- und Autorenfilm konzipiert. Es gibt weder ein großes Budget noch große Spezialeffekte. Die Regisseurin ist die Künstlerin hinter dem Werk. "Der Schwerpunkt liegt nicht auf Unterhaltung, sondern vielmehr auf der Behandlung gesellschaftlicher und philosophischer Fragen", erklärt die Regisseurin.
Gefördert wird der Film durch das Leader-Programm der EU, von der Landeskirche Hannover, dem Kirchenkreis Cuxhaven-Land Hadeln, der Samtgemeinde Land Hadeln, den Gemeinden Belum und Cadenberge, der Kulturstiftung der Weser-Elbe-Sparkasse, dem Rotary-Club Otterndorf-Land Hadeln und der Kranichhausgesellschaft.