Der "Zementpacker" von Frijo Müller-Belecke stand im Außengelände des Hemmoorer Zementmuseums. Foto: Stadt Hemmoor
Der "Zementpacker" von Frijo Müller-Belecke stand im Außengelände des Hemmoorer Zementmuseums. Foto: Stadt Hemmoor
Von Frijo Müller-Belecke

Bronzeskulptur beim Zementmuseum in Hemmoor gestohlen: Hoher Schaden

von Frank Lütt | 31.03.2023

Diebe schlugen am Zementmuseum in Hemmoor zu. Sie stahlen die lebensgroße Bronzeskulptur "Zementpacker" des Künstlers Frijo Müller-Belecke. Der Bildhauer erschuf das Kunstwerk 1986. Der Schaden dürfte im hohen fünfstelligen Bereich liegen.

Nachdem kürzlich in Cuxhaven vom Brockeswalder Friedhof eine Bronzeskulptur gestohlen wurde, schlugen Diebe nun in Hemmoor zu. Bei der in Cuxhaven entwendeten Statuette mit dem Titel "Zur Seite blickende Frau" des Berliner Künstlers Karl Wenke, der zwischen 1911 und 1971 lebte, wurde in Höhe der Knöchel offensichtlich eine Flex angesetzt. In Hemmoor scheint das Kunstwerk auf eine andere Weise von seinem steinernen Sockel entfernt worden zu sein. Wie genau die Tat ablief, ermittele noch die Polizei, die die Anzeige der Stadt Hemmoor am Donnerstagmittag aufnahm.

Der Tatort war das Außengelände des Deutschen Zementmuseums direkt neben der Bundesstraße 73, gegenüber des Kreidesees. Die Polizei erhofft sich Zeugenhinweise, entweder auf verdächtige Personen oder eventuell auch auf ein größeres Fahrzeug, das bei dem Diebstahl aufgrund des hohen Gewichts der Skulptur zum Einsatz gekommen sein könnte. Der Tatzeitpunkt sei noch unklar, erklärte Stephan Hertz, Sprecher der Polizeiinspektion Cuxhaven, auf Nachfrage unseres Medienhauses.

Das Metall im Fokus

Wie in vielen Fällen von Diebstählen von Kunstwerken im öffentlichen Raum, werden es die Täter auf das verwendete Metall abgesehen haben. Bronzeskulpturen werden von den Dieben offensichtlich gestohlen, damit diese eingeschmolzen werden, um den doch stark angestiegenen Metallpreis im Weiterverkauf zu erzielen. Doch in diesem Fall dürfte der Wert des Kunstwerkes um einiges höher sein als der Materialwert. 

Den "Zementpacker" hat der renommierte Bildhauer Frijo Müller-Belecke 1986 geschaffen. Der 1932 in Delitzsch geborene Künstler lebte viele Jahre in Hemmoor, war hier auch als Kunsterzieher tätig. 2008 starb er in Hemmoor. In seiner Heimatstadt hat er relativ wenig Werke hinterlassen, aber in der Region gibt es schon herausragende Skulpturen. Da ist zum einen das Deister-Denkmal in Osterbruch, das dem Erfolgspferd von Paul Schockemöhle gewidmet wurde. Vor dem Aeronauticum in Nordholz steht Graf Zeppelin. Das Kunstwerk "Vogelflug" befindet sich in Cuxhaven neben der Alten Liebe.

Aber auch der Utröper, die Büste von Johann-Heinrich Voß oder das dreiköpfige Deichbauer-Denkmal in Otterndorf hat er geschaffen. Letzteres war übrigens auch einmal von Dieben heimgesucht worden. Im Winter 2010 klauten Täter den Anführer der Deichbauer-Gruppe, die übrigens insgesamt im Jahr der Aufstellung einen Preis von 187.000 Mark hatte. Weitere Werke Müller-Beleckes befinden sich in Stade, Buxtehude, Verden, Hamburg und vielen weiteren Städten.

Große Betroffenheit in Hemmoor

Bei dem "Zementpacker" in Hemmoor dürfte der Anschaffungspreis im mittleren fünfstelligen D-Mark-Bereich gelegen haben. Die Kosten hat damals in voller Höhe die Hemmoor Zement AG übernommen, wie die Stadt Hemmoor erläuterte. Eingeweiht wurde sie am 12. Mai 1986. Die Betroffenheit ist nun groß. Hemmoors Bürgermeisterin Sabine Wist ist entsetzt, weil die Skulptur einen besonderen Wert darstellte: "Der Diebstahl macht uns alle fassungslos. Diese Skulptur hatte neben dem materiellen Wert auch in Bezug auf die Hemmoorer Geschichte rund um den Portland-Cement eine sehr hohe individuelle Bedeutung."

Marco Tohoff, Vorstandsvorsitzender der Kulturstiftung Zement aus Hemmoor, erklärte: "Leider ist der Kunstgegenstand sowohl über die Stadt als auch über die Kulturstiftung Zement aus Hemmoor nicht versichert. Wir hoffen nun auf die Ermittlungen der Polizei und sachdienliche Hinweise aus der Bevölkerung." Stadtdirektor Jan Tiedemann blickt bereits in die Zukunft: "Sollte die Statue verschollen bleiben, wird die Stadt sicher alles versuchen, die Skulptur zu rekonstruieren und aus einem anderen Material wieder herstellen."

Handelt es sich um eine Diebstahl-Serie

Tiedemanns Befürchtung ist durchaus berechtigt. Es scheint auch so, als ob der Hemmoorer Diebstahl auch zu einer Serie von gleichgelagerten Fällen gehört. Ende Februar stahlen Unbekannte in Bremen-Osterholz mehrere Bronzefiguren eines Denkmals. Fünf von sieben Bronzeskulpturen am Eingang zum Osterholzer Friedhof wurden von den Sockeln gerissen. Kurz danach folgte die Tat auf dem Brockeswalder Friedhof in Cuxhaven. Und erst vor etwa drei Wochen schlugen Täter mitten in der Bremerhavener Innenstadt zu: Metalldiebe stahlen eine etwa 50 mal 30 Zentimeter große Bronzeplatte von dem Kunstwerk "Bugwelle", das am südlichen Eingang zur Fußgängerzone am Übergang vom Theodor-Heuss-Platz zur Bürgermeister-Smidt-Straße steht. Cuxhavens Polizeisprecher Hertz erläuterte dazu: "Zusammenhänge werden natürlich von uns überprüft."

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Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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