
Skulptur-Diebstahl in Cuxhaven: Tat als Teil des organisierten Verbrechens?
Was steckt hinter dem Skulptur-Diebstahl in Cuxhaven? Das Verschwinden der Figur, die auf dem Friedhof Brockeswalde gestanden hatte, gibt der Stadt und der Polizei weiter Rätsel auf. Es könnte aber einen Zusammenhang mit einer weiteren Tat geben.
Noch immer fehlt von der gestohlenen Figur jede Spur. Neue Erkenntnisse hat die Polizei noch nicht erlangt. Aber laut Stephan Hertz, Pressesprecher der Cuxhavener Inspektion, sei der mögliche Tatzeitraum ausgedehnter als zunächst angenommen. Ursprünglich waren die Beamten davon ausgegangen, dass die Skulptur, die im Parkbereich des Brockeswalder Friedhofs gestanden hatte, am vergangenen Wochenende, zwischen Freitagnachmittag und Montagmorgen entwendet worden war. Doch nun hat die Polizei laut Hertz Hinweise erhalten, dass die Figur auch schon am Wochenende zuvor, also zwischen dem 17. und 19. Februar, nicht mehr auf seinem angestammten Platz zu finden gewesen war.
Auch die Stadt Cuxhaven hat inzwischen recherchiert. Bei der verschwundenen Skulptur handelt es sich laut Horst Müller, Leiter der technischen Dienste, um eine Nachbildung. Als Grundlage diente eine kleinere Statuette des Berliner Künstlers Karl Wenke, der zwischen 1911 und 1971 lebte. In den Achtziger-Jahren habe die Stadt Cuxhaven die Skulptur "Zur Seite blickende Frau" bei einer Gießerei in Berlin anfertigen lassen, berichtet Horst Müller.
Weil es die Gießerei inzwischen nicht mehr gibt, könne die Stadt nicht mehr endgültig klären, aus welchem Material die Nachbildung ist. Müller geht aber von einem mit Messing überzogenen Bronzeguss aus, da die Gießerei für diese Technik bekannt gewesen sei. Er vermutet ein Gewicht von etwa 100 Kilogramm.
Tat mit großem Fahrzeug und Werkzeug
Deshalb glaubt er, dass die Tat vorbereitet gewesen ist. "Die Figur ist lebensgroß und wiegt einiges. Da reicht kein Pkw für den Abtransport. Das muss gut organisiert sein", schätzt der Leiter der technischen Dienste ein.
Auch mit entsprechendem Werkzeug müssen die Diebe seiner Meinung angerückt sein. Das Schnittbild deute auf einen Trennschleifer hin, Müller kann sich eine Flex gut vorstellen. Aber auch eine Drahtsäge sei möglich. "Ich will mich nicht festlegen, welche Technik man angewandt hat."
Fest steht aber: Oberhalb der Füße - ungefähr an den Knöcheln - hatten die Unbekannten die Skulptur abgesägt. Die Füße stehen noch immer auf dem Sockel. Aufgrund der Größe von etwa 1,80 Meter und des Gewichts geht auch die Polizei davon aus, dass der oder die Täter die Figur mit schwerem Gerät abtrennten und mit einem größeren Fahrzeug abtransportierten.
Figuren-Diebstahl auf Friedhof in Bremen
Interessant: Am vergangenen Wochenende stahlen Unbekannte in der Nacht zu Samstag in Bremen-Osterholz mehrere Bronzefiguren eines Denkmals. Nach Angaben der Polizei rissen die Täter insgesamt fünf von sieben Bronzeskulpturen am Eingang zum Osterholzer Friedhof von den Sockeln. Die Sockel wurden dabei zum Teil erheblich beschädigt.
Ob es einen Zusammenhang zwischen den Taten gibt, kann der Cuxhavener Polizeisprecher Hertz noch nicht sagen, versichert aber: "Mögliche Tatzusammenhänge werden immer überprüft."
Horst Müller, der Leiter der technischen Dienste in Cuxhaven, ist zumindest alarmiert. Denn in seiner gut zwei Jahrzehnte langen Laufbahn hat er es noch nicht erlebt, dass "Objekte, Skulpturen oder ähnliches durch Diebstahl aus öffentlichen Grünanlagen oder von Friedhöfen gestohlen wurden". Es wäre somit schon ein kurioser Zufall, wenn zwei solche Taten kurz hintereinander in derselben Region verübt worden wären.
Weitere Nachbildung von Karl Wenke
Wie hoch der Wert der Figur ist, vermag Müller nicht zu schätzen. Die Behörde habe bislang noch keine Unterlagen zum Auftrag bei der Gießerei finden können. Grob geschätzt hat die Figur laut Müller einen reinen Materialwert von 1000 Euro.
Im Übrigen war die Figur "Zur Seite blickende Frau" nicht die einzige Skulptur in Cuxhaven auf Grundlage einer Statuette des Künstlers Karl Wenke. In der Grünanlage an der Abendrothstraße steht in der Nähe der Sporthalle an der Abendrothschule die Skulptur "Mädchen nach dem Sport".