Für "Schule ohne Rassismus mit  Courage" steht die OBS Cadenberge  - und zeigt dies deutlich am Eingang.  Am Mittwoch kam es in der Schule zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Foto: Kramp
Für "Schule ohne Rassismus mit Courage" steht die OBS Cadenberge - und zeigt dies deutlich am Eingang. Am Mittwoch kam es in der Schule zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Foto: Kramp
Mädchen werden gewalttätig

Gewalt-Eskalation an der Oberschule Cadenberge: Polizei ermittelt

von Wiebke Kramp | 20.01.2023

An der Oberschule in Cadenberge kam es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung. Gestartet wurde die Prügelei von wenigen Mädchen - und dann artete die Situation aus. Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung.

Ein schwelender Konflikt zwischen älteren Mädchen ist derart eskaliert, dass es an der Oberschule Cadenberge zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung kam. Selbst vier eingeschrittene Aufsichtskräfte konnten diese nicht stoppen. Es gab sogar Verletzte. Die Polizei ermittelt nun wegen gefährlicher Körperverletzung. Eltern sprachen unabhängig voneinander gegenüber unserem Medienunternehmen von einem Klima der Angst an der Schule.

Die Ermittlungen zum Tatablauf laufen

Polizeisprecher Stephan Hertz bestätigte auf Nachfrage unseres Medienhauses: "Der Einsatz hat sich am Mittwoch gegen 11.45 Uhr an der Oberschule Cadenberge ereignet. Hier kam es zwischen mehreren Schülerinnen zunächst zu Streitigkeiten. Im späteren Verlauf kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung, zu der weitere Personen dazu kamen. Mehrere Personen wurden im Zuge dieser Auseinandersetzung leicht verletzt. Ermittelt wird in diesem Fall wegen gefährlicher Körperverletzung." Das Jugendamt sei über den Vorfall in Kenntnis gesetzt, die Ermittlungen zum genauen Tatablauf liefen derzeit noch. Daher seien weitere Angaben zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich.

Die Oberschule Cadenberge besuchen rund 500 Schülerinnen und Schüler. Haupt- und Realschule sowie gymnasialer Zweig befinden sich hier unter einem Dach.

Schulprügeleien ja, aber eine derartige Lage - ausgehend von Mädchen - hatte der Schulleiter Thorsten Fastert noch nie zuvor erlebt. Er sei "fassungslos über die Gewalt der Mädchen", sagte er im Telefonat mit unserem Haus. Wobei sich angesichts einer komplexen Situation im Zuge der polizeilichen Aufklärung herausstellen müsse, wer Täter und wer Opfer sei und wie es zu einer solchen Eskalation kommen konnte. Daher konnte er nur Empfehlungen an Betreffende aussprechen, die Schule in den nächsten Tagen nicht zu besuchen. "Aber alle, die daran nachweislich beteiligt waren, werden Sanktionen erleben", kündigt er an.

Zur ohnehin schwierige Gemengelage kommt hinzu, dass sich auch Eltern noch auf dem Schulgelände massiv eingeschaltet haben sollen. Der Schulleiter sprach von Bedrohungen gegen ihn und gegen Schüler.

Fastert nutzte Freitagmorgen im Beisein der Polizei die Gelegenheit, die Acht- bis Zehntklässler in einer Ansprache in der Aula zu informieren, ihnen die Regeln deutlich zu machen und dabei das Leitbild der Schule herauszustellen, das geprägt sei von gegenseitiger Höflichkeit und Respekt. Später am Vormittag waren die jüngeren Schülerinnen und Schüler an der Reihe.

Schulleiter sichert Sicherheit zu

Auch Tage nach der Eskalation blieb sie beherrschendes Thema an der Schule, aber auch im gesamten Ort. Schulleiter Thorsten Fastert machte klar: "Wir tun hier unser Bestes, um den Frieden aufrecht zu erhalten." Und er sichert Eltern und Kindern Sicherheit zu - durch mehr Aufsichten und Präsenz der Polizei.

Schulleiter Fastert hatte nicht nur die Polizei und Landesschulbehörde, sondern bereits noch am Mittwoch alle Eltern und Erziehungsberechtigten per Rund-E-Mail informiert. In diesem unserem Medienhaus vorliegenden Schreiben steht, dass es zu gewalttätigen Konflikten zwischen zwei älteren Mädchengruppen gekommen sei. Dabei seien nicht nur teilnehmende Mädchen, sondern auch aufsichtführende Lehrkräfte und der Hausmeister körperlich verletzt worden.

"Haarbüschel lagen auf dem Boden"

Laut einer Augenzeugin (Name ist der Redaktion bekannt) hätten zunächst drei Mädchen eine Prügelei begonnen.  "Dann gingen immer wieder welche dazwischen", schildert  die Schülerin. Und es weitete sich zu einem gewalttätigen Handgemenge aus. Bestimmt zehn Personen sollen involviert gewesen sein - zuerst Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren - später auch Jungs.  Die Brutalität schien groß gewesen zu sein: "Es lagen ganze Haarbüschel auf dem Boden und es wurde  auf Leute eingetreten. " Die Polizei sei erst später gekommen.

Und wie stellt sich die Lage an der Schule jetzt dar? "Die meisten haben Angst", sagt die Schülerin. Prügeleien der betreffenden Personen gebe es öfter. "Aber so doll wie es diesmal war, habe ich es vorher noch nicht gesehen." Die Lehrer  hätten aber zugesichert, mehr Kameras aufzustellen und mehr Aufsicht zu leisten, "damit so etwas nicht mehr passiert".

 Schulleiter Fastert kündigte in seinem Brief an, gegen Teilnehmerinnen und gegebenenfalls Teilnehmer zunächst gegen "Unbekannt" - sowohl Anzeige wegen eines Hausfriedensbruchs als auch wegen der Körperverletzung stellen. Er bezeichnete die Lage als unübersichtlich und müsse die Ermittlungsergebnisse der Polizei abwarten

Wörtlich heißt es weiter in dem Schreiben: "Die Zuständigkeit habe ich/musste ich aufgrund des niedersächsischen Erlasses 'Zusammenarbeit Schule, Polizei, Staatsanwaltschaft‘  an die Polizei abgeben, sodass schulische Maßnahmen wie z.B. der Ausschluss vom Unterricht zunächst zweitrangig sind." Sollten Kinder etwas beobachtet haben, können sie ihre  schriftlichen Berichte mit persönlichen Daten mit dem Einverständnis der Eltern oder Erziehenden bei ihm oder der Klassenlehrkraft abgegeben werden. Er kündigte an, die  Berichte an die Polizei weiterzuleiten.

Schreiben an die Erziehungsbetrechtigten

Fastert wies darauf hin, dass wer Opfer eines Übergriffes geworden sei, selbst die Möglichkeit habe, Anzeige zu stellen.  Abschließend schrieb er: "Es ist mir gemäß unseres Leitbildes besonders wichtig, dass sich Ihre Kinder bei uns sicher fühlen können, daher habe ich unmittelbar alle Maßnahmen, die in meinem Zuständigkeitsbereich liegen, voll ausgeschöpft.

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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