WG Ü50 auf dem Taubenhof: Wie in Cadenberge Wohnen im Alter neu gedacht wird
Wer frühzeitig an seine Wohnzukunft denkt, findet auf dem Taubenhof in Cadenberge (Samtgemeinde Land Hadeln / Kreis Cuxhaven) eine echte Alternative zum Altersheim.
Zusammen leben, statt allein alt werden. Auf dem Taubenhof entsteht eine Gemeinschaft, die das klassische Altersheim bewusst hinter sich lässt - und das bereits ab 50 Jahren plus.
Wie möchte man im Alter leben? Allein und abgeschottet? Oder gemeinsam, selbstbestimmt, mit Menschen um sich herum? Auf dem Taubenhof 50 plus haben sich Andrea und Reinhard Rühl für die zweite Variante entschieden - und stoßen damit auf großes Interesse. Nach jahrelanger Suche fanden sie 2020 das historische Gut Cadenberge und sanierten es.
Sechs Wohnungen für insgesamt zwölf Personen stehen auf dem Gelände zur Verfügung. Die meisten Anfragen kommen von Singles, weiß Reinhard Rühl. Die Entscheidung für Paare sei aber auch aus Kostengründen gefallen. "Bei Paaren kommen zwölf Menschen zusammen. Weniger werden wir irgendwann von Natur aus."
Die Kaltmiete beträgt zwölf Euro pro Quadratmeter, hinzu kommen für alle Mieter zusammen rund 2800 Euro monatlich für die Nebengebäude und das weitläufige Gelände. Die Kosten werden pro Kopf auf alle Mitglieder der Gemeinschaft umgelegt. Aktuell sind es 450 Euro pro Person.

Informationstag und Führung
Beim Informationstag kamen rund 20 Interessierte zusammen. Nach der Führung entwickelte sich ein reger Austausch. Im Gemeinschaftsraum stand noch der Tannenbaum, es roch nach Zimt und draußen lag Frost über den Gebäuden des Taubenhofes. "Einmal pro Woche, donnerstags am Nachmittag, trifft sich die Gemeinschaft. Dann wird besprochen, was ansteht, welche Aufgaben anfallen und welche Veranstaltungen geplant sind", verdeutlicht Andrea Rühl. Entscheidungen werden nach dem Konsent-Prinzip getroffen. Reinhard Rühl erklärt, dass dies gelernt werden muss: Kommunikation, zuhören, Kompromisse finden. Deshalb besucht die Gruppe auch Workshops.
Auch wenn jemand krank wird oder sogar bettlägerig ist, bedeutet das nicht automatisch den Auszug. Die Gemeinschaft unterstützt, organisiert Hilfe und steht füreinander ein. "Die Pflege wird aber von außerhalb hinzugezogen", betont Rühl.
Jede Wohneinheit verfügt über einen eigenen Abstellraum im ehemaligen Bullenstall. Außerdem gibt es eine Werkstatt und einen Waschraum. Ein Aufzug im Hauptgebäude ist geplant, damit die Wohnungen barrierearm erreichbar sind. Geheizt wird mit einer Wärmepumpe und eine Photovoltaikanlage ist bereits installiert. Ein Stromspeicher soll im kommenden Jahr folgen. Die Gebäude sind saniert, im Boden sorgt Glasschaumschotter für Dämmung und Nachhaltigkeit.

Nähe, ohne sich aufzugeben
Marit und Klaus leben seit zehn Monaten auf dem Taubenhof, eingezogen sind sie im Februar. Klaus bringt Erfahrung aus früheren Wohngemeinschaften mit, lebte als junger Mann auf einem Hof mit rund 30 Menschen. "Hier ist es anders", weiß er. "Durch die Lebenserfahrung." Marit erfüllt sich ihren Traum vom Leben in einem alten, bereits sanierten Haus. Besonders schätzt sie die Spontanität: "Hier ist immer jemand da. Im Freundeskreis dauert es oft Wochen, bis man einen gemeinsamen Termin findet."
Die Wohnungen sind bewusst als Mietwohnungen konzipiert. Wer merkt, dass diese Wohnform doch nicht passt, kann wieder gehen. Zum Kennenlernen gehört deshalb ein festes Verfahren: Auf Telefonate folgt ein gemeinsames Kennenlern-Wochenende.
Im kommenden Jahr soll eine GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts) gegründet werden. Die Gemeinschaft möchte Partner des Gutscafés werden und sich dort aktiv einbringen. Zudem besteht eine Zusammenarbeit mit dem Kulturkreis am Dobrock. Der Taubenhof ist damit nicht nur Wohnort, sondern Teil eines größeren Netzwerks.
Ein Ort, an dem das Älterwerden neu gedacht wird - nicht als Rückzug, sondern als gemeinsamer Weg.