
Cuxhaven-Altenbruch: Café setzt auf Unkraut-Zutat - Wie Peter Lustig zur Idee beitrug
In einem Café im Cuxhavener Stadtteil Altenbruch ist die Torte mit selbst gemachtem Sirup ein Klassiker. Die Betreiberin setzt auf eine ganz bestimmte Zutat, sammelt die Blüten selbst - und überrascht im Winter mit gewagten Kreationen.
Wenn im April und Mai der Löwenzahn blüht, zieht es Heike Brandes hinaus in die Natur. Eimerweise sammelt sie die sonnengelben Blüten: "Löwenzahn muss nicht als Unkraut ausgerupft werden", sagt sie mit einem Lächeln - denn sie weiß, was in der Pflanze steckt. Die Blüten eignen sich für Kuchen oder Torten, lassen sich aber auch zu Marmelade und Gelee verarbeiten.
Heike Brandes entdeckte ihre Liebe zum Backen schon als Kind: "Meine Großmütter haben viel und gut gebacken", erinnert sich die 54-Jährige an viele gemeinsame Stunden in der Küche. Diese frühen Erfahrungen haben sie geprägt. Ihre Ausbildung absolvierte sie im "Waldschlösschen" in Bexhövede, wo sie auch ihren Mann Stefan kennenlernte. Gemeinsam führten sie Restaurants in Hamburg und Cuxhaven, bis Heike Brandes sich 1990 einen Traum erfüllte: ein eigenes Café - direkt am Marktplatz von Altenbruch. Mit viel Liebe zum Detail richtete sie das Café ein und machte es zu einem Ort, an dem sich die Gäste wie zu Hause fühlen sollen.

Sie setzt auf hausgemachten Löwenzahnsirup
Der Name entstand eher zufällig: "Mein Mann und ich haben ewig diskutiert", erinnert sich Heike Brandes. Bis die Kinder - genervt vom elterlichen Grübeln - riefen: "Dann nennt es doch einfach Löwenzahn." Denn sie waren damals große Fans der gleichnamigen Fernsehsendung mit Peter Lustig. Gesagt, getan.
Als eine Freundin vom neuen Namen erfuhr, schickte sie Heike Brandes sofort zahlreiche Löwenzahn-Rezepte: "Ich wäre am liebsten gleich losgegangen und hätte gesammelt. Aber da hatte der Löwenzahn keine Saison", sagt Heike Brandes.
Inzwischen ist die Löwenzahn-Torte das Markenzeichen des Cafés. Sie besteht aus lockeren Biskuitböden und Frischkäse, gesüßt mit hausgemachtem Löwenzahnsirup. Dieser Sirup wird aus den Blüten des Löwenzahns gewonnen: "Die hat weniger Bitterstoffe als das Blatt", sagt Brandes. "Das Schöne ist, dass die Wildkräuter vor unserer Haustür wachsen", sagt die Café-Inhaberin. Der Löwenzahn mit seinen gelb leuchtenden Blüten ist schnell entdeckt. Er wächst an Wegrändern, auf Wiesen und in Gärten. "Ich sammle nur dort, wo nicht gedüngt wird", betont Heike Brandes.
Für einen Liter Sirup benötigt Heike Brandes etwa 1000 Blüten: "Wichtig ist, diese morgens zu pflücken, aber erst, wenn die Blüte aufgegangen ist." Dann entfalteten sie ihr volles Aroma - und der Sirup bekomme die schönste Farbe. Auch die "vielen gesundheitsfördernden Eigenschaften" des Löwenzahns schätzt sie. "Die Pflanze ist reich an Vitamine C und A."

Rezept seit 24 Jahren unverändert
"Die Löwenzahn-Torte ist seit 24 Jahren im Rezept unverändert", sagt Heike Brandes. Neben der Löwenzahntorte bietet die Café-Betreiberin eine Vielzahl anderer hausgemachter Kuchen und Torten an, darunter Quark-Mohn-Torte und Friesentorte mit Pflaumenmus und Sahne. "Schon als Kind habe ich Rezepte gesammelt. Den Käsekuchen backe ich noch heute nach dem Rezept meiner Großmutter", sagt Heike Brandes.
Ihre Liebe zum Backen spiegelt sich in jedem Stück Kuchen wider, das im Café serviert wird. "Ich bin experimentierfreudig, probiere oft neue Rezepte aus. Und unsere Gäste sind zum Glück neugierig und machen das mit", sagt Heike Brandes. Im Winter gibt es auch mal Apfel-Rotkohl-Kuchen: "Viele standen anfangs davor und wollten den auf keinen Fall probieren. Jetzt fragen die Ersten schon Anfang November, wann es den wieder gibt", sagt die begeisterte Bäckerin und lächelt. Die Auswahl der Torten und Kuchen richtet sich nach der Jahreszeit. Die Zutaten für die Köstlichkeiten stammen überwiegend aus der Region.

Glutenfreie Kuchen aus Hafermehl und Buchweizenmehl
Die Tage beginnen für Heike Brandes oft früh: "Meist um 7 oder 8 Uhr, manchmal auch um 5 Uhr", sagt Heike Brandes, die alle Kuchen und Torten selbst backt. Ihr Anspruch ist es, selbst erfahrenste Bäckerinnen zu überraschen: "Gerade hier auf dem Land wird noch viel selbst gebacken", sagt Heike Brandes. Die Gäste, die ins Café kommen, freuten sich besonders, wenn sie einen Kuchen probieren können, den sie selbst nicht regelmäßig backen.
Heike Brandes arbeitet mit verschiedenen Mehlsorten, etwa Buchweizen und Hafermehl. Auch glutenfreie Optionen sind so stets verfügbar: "Wir hatten einmal zwei Mädchen zu Gast, die mit den Großeltern gerne Torte gegessen hätten, aber nicht konnten. Damals habe ich versprochen, dass ich immer glutenfreie Kuchen backen werde."

Das Café ist für sie mehr als ein Arbeitsplatz - es ist ihr zweites Zuhause: "Ich liebe es, Gäste zu empfangen. Ich habe gerne Menschen um mich und bin gerne für Menschen da", sagt Heike Brandes. Das Café sei wie ein großes Wohnzimmer - ein Ort der Begegnung.
Die Einrichtung ist liebevoll gestaltet: "Mir ist es wichtig, dass hier alles gemütlich, aber nicht kitschig wirkt." Die Spielecke zieren Motive aus der Region, im vorderen Bereich des Cafés sind wechselnde Bilderausstellungen von Hobbykünstlern zu sehen - und natürlich dürfen auch Fotos und Bilder des Löwenzahns nicht fehlen.
Von Ann-Kathrin Brocks