
Corona-Lockdown und Masken: Wie sich das Cuxland im März 2020 plötzlich veränderte
Als im März 2020 die erste Corona-Infektion im Landkreis Cuxhaven bestätigt wurde, veränderte sich das Leben schlagartig. Die Maßnahmen waren hart, die Herausforderungen enorm - und die Lehren, die gezogen wurden, sind bedeutend.
Die Corona-Pandemie erreichte Deutschland mit dem ersten nachgewiesenen Fall am 27. Januar 2020 in Bayern. Im Landkreis Cuxhaven wurde die erste Infektion am 10. März 2020 bestätigt. Es handelte sich um eine Frau aus der Samtgemeinde Hemmoor, die zuvor in Südtirol gewesen war. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Corona-Krisenstab des Landkreises formiert. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden von ihren regulären Aufgaben abgezogen, um sich der neuen Herausforderung zu widmen. "Ich dachte anfangs noch, dass das ja nur ein paar Wochen dauern kann. Wir hatten ja alle keine Vorstellung davon, was auf uns zukommt", erinnert sich Friedhelm Ottens, damals Stabsleiter des Landkreises Cuxhaven.
Schnelle Reaktionen und erste Maßnahmen
Ab dem 12. März 2020 erließ der Landkreis die erste Allgemeinverfügung auf der Grundlage der Vorgaben des Landes zur Eindämmung des Virus. Diese enthielt erste Vorsichtsmaßnahmen, darunter die Empfehlung, große Veranstaltungen zu meiden und Hygienemaßnahmen zu verstärken. Dr. Kai Dehne, Leiter des Bereichs Gesundheit beim Landkreis, erklärt: "Es herrschte Unklarheit bei den Bürgern, und wir haben versucht, die Situation einzuordnen."
Nur wenige Tage später wurden Schulen und Kitas geschlossen. Gleichzeitig untersagte der Landkreis Veranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern. Weitere Verschärfungen folgten: Am 18. März wurde eine neue Allgemeinverfügung erlassen, die den Publikumsverkehr in öffentlichen Einrichtungen einschränkte und die Schließung von Freizeit- und Gastronomiebetrieben anordnete. Am 22. März trat schließlich die bundesweite Kontaktbeschränkung in Kraft. Treffen waren nur noch im engsten Familienkreis oder mit maximal einer weiteren Person erlaubt. Die Maßnahmen wurden im Verlauf der Pandemie mehrfach angepasst, je nach Entwicklung der Infektionszahlen. Besonders Maßnahmen wie Maskenpflicht und Abstandsregeln wurden über Monate hinweg immer wieder verschärft oder gelockert.

Herausforderungen für die Verwaltung
Friedhelm Ottens erinnert sich an die Belastung, die die Situation für die Behörden mit sich brachte: "Es war belastend, innerhalb kürzester Zeit Entscheidungen zu treffen und Prioritäten zu setzen. Es war ein großer Druck, der damals entstanden ist. Wir haben aber immer die Maxime vertreten, jedes Leben zu retten." Trotz der Herausforderungen habe die Zusammenarbeit mit Ärzten, Krankenhäusern, Landesgesundheitsamt sowie dem Gesundheitsministerium in Hannover und anderen Institutionen gut funktioniert.
Die im Juli 2023 veröffentlichte "StopptCOVID"-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) analysierte die Effektivität der Pandemie-Maßnahmen. Demnach trug besonders die Kombination verschiedener Einschränkungen dazu bei, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern.
Einzelne Maßnahmen, wie Kontakt- und Versammlungsbeschränkungen, reduzierten den R-Wert um etwa 20 bis 30 Prozent. Allerdings betont das RKI, dass isolierte Maßnahmen weniger effektiv waren als eine koordinierte Strategie. Das RKI räumt ein, dass Schulschließungen zwar zur Eindämmung des Virus beitrugen, jedoch auch negative Auswirkungen auf die psychische und soziale Entwicklung von Kindern hatten. "Aus ärztlicher Sicht war die lange Zeit der Schul- und Kindergartenschließung ein Fehler. Wir haben Kinder monatelang nicht gesehen. Wir beobachten bei den Kindern heute einen Anstieg an gesundheitlichen Auffälligkeiten", erklärt Dr. Dehne. In Zukunft sei eine sorgfältige Abwägung solcher Maßnahmen notwendig.
Maßnahmen der Stadt Cuxhaven: Strände im Fokus
In Cuxhaven wurden zahlreiche zusätzliche Maßnahmen ergriffen. Während der Hochphasen der Pandemie im März 2020 wurde der Zugang zu den Stränden reguliert. Teilweise waren Strände für Tagestouristen gesperrt, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Besonders in beliebten Strandabschnitten wie Duhnen, Döse und Sahlenburg galten Kapazitätsbegrenzungen. In stark frequentierten Bereichen, etwa auf Promenaden oder an Strandzugängen, wurde zeitweise eine Maskenpflicht eingeführt. Die Stadt Cuxhaven setzte sogar einen Ordnungsdienst ein, um die Einhaltung der Regeln zu kontrollieren. Während strenger Lockdowns waren auch Übernachtungen für Touristen untersagt. Doch nicht nur diese Maßnahmen hinterließen beim Oberbürgermeister Uwe Santjer Spuren. Besonders die Zeit, in der sich das Virus in den Seniorenheimen ausbreitete, sei ihm in trauriger Erinnerung geblieben.

Bilanz der Pandemie
Laut der Internetseite "www.corona-in-zahlen.de" wurden im Landkreis Cuxhaven bis Februar 2025 insgesamt 91.725 COVID-19-Infektionen registriert. Dies entspricht etwa 46 Prozent der Einwohnerzahl. 406 Personen sollen an oder mit dem Virus verstorben sein. Der höchste 7-Tage-Inzidenzwert wurde am 30. März 2022 mit 2.648,8 Fällen pro 100.000 Einwohner verzeichnet. Dr. Kai Dehne zieht abschließend Bilanz: "Infektionserkrankungen wird es immer geben. Risikogruppen wie chronisch Kranke und ältere Personen sind besonders gefährdet und sollten sich impfen lassen. Bei Unklarheiten empfiehlt sich die Rücksprache mit dem Hausarzt. Allgemein empfiehlt es sich zudem, grundsätzliche Hygienemaßnahmen einzuhalten."
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass alle Verantwortlichen aus der Pandemie gelernt haben und auf weitere Katastrophen vorbereitet sind. Auch Landrat Thorsten Krüger erkannte die Notwendigkeit eines verstärkten Katastrophen- und Gesundheitsschutzes und hat die entsprechenden Bereiche mittlerweile ausgeweitet: "Die Gesundheitsversorgung und der Bevölkerungsschutz gehören zu den zentralen Aufgaben der Kreisverwaltung. Wir verfolgen eine Gesamtstrategie, zu der auch der Rettungsdienst, das Krankenhaus und das Regionale Versorgungszentrum gehören. Diese Investitionen sind wichtig für die Menschen in unserem Landkreis."