Das Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf wird gemeinsam vom Landkreis Cuxhaven und der Samtgmeinde Land Hadeln betrieben. Foto: Schröder
Das Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf wird gemeinsam vom Landkreis Cuxhaven und der Samtgmeinde Land Hadeln betrieben. Foto: Schröder
Sondersitzung des Kreistags

Cuxhavener Landrat: Krankenhaus Otterndorf bekommt interimsweise einen neuen Chef

von Egbert Schröder | 26.07.2023

Der Cuxhavener Kreistag wird für eine Sondersitzung zusammengetrommelt. Einziges Thema: das Krankenhaus in Otterndorf. Nachdem Klinik-Geschäftsführer Andreas Knust überraschend gekündigt hatte, springt jetzt ein bekannter Otterndorfer in die Bresche.

Der Cuxhavener Kreistag ist für Mittwoch, 2. August, zu einer Sondersitzung mitten in der Sommerpause zusammengetrommelt worden. Einziges Thema: das Krankenhaus in Otterndorf. Nachdem vor wenigen Wochen der bisherige Klinik-Geschäftsführer Andreas Knust überraschend nach nur wenigen Monaten auf dem Chefposten seine Kündigung eingereicht hatte und noch kein Nachfolger in Sicht ist, besteht Handlungsbedarf. Jetzt springt ein Otterndorfer in die Bresche: der ehemalige Hadler Samtgemeindebürgermeister Harald Zahrte.

Mitarbeiter sind informiert worden

Zahrte soll nach Informationen von CNV-Medien interimsweise den Posten bis Anfang 2024 übernehmen. Am Mittwochnachmittag, 26. Juli, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krankenhauses Land Hadeln über diese Personalie informiert worden. Dort stellte der Aufsichtsratsvorsitzende und Kreis-Dezernent Michael Take nicht nur Zahrte vor, der sich in seiner Amtszeit als Samtgemeindebürgermeister immer wieder für den Erhalt und die Fortentwicklung der Klinik engagiert hatte, sondern auch die konzeptionellen Überlegungen für die Fortführung des Hauses.

Kreis und Samtgemeinde sind Gesellschafter

Der Landkreis und die Samtgemeinde Land Hadeln hatten vor knapp zwei Jahren gemeinsam die Gesellschaftsanteile an der Krankenhaus-Gesellschaft übernommen (Kreis: 74,9 Prozent / Samtgemeinde: 25,1 Prozent), nachdem die Insolvenz drohte. Um dies zu verhindern, entschlossen sich der Kreis und die Kommune zur Rekommunalisierung des 94-Betten-Hauses, das zuvor jahrelang privatwirtschaftlich betrieben worden war.

Betrieb verursacht deutlich höheres Minus

Dieser Schritt ist (vorerst) die Rettung, doch Fakt ist auch: Der Betrieb des Krankenhauses verursacht ein deutlich höheres Minus, als ursprünglich prognostiziert worden war. So hatte sich im November vergangenen Jahres der Aufsichtsrat mit der finanziellen Lage beschäftigt. Statt 1,5 standen plötzlich mindestens 4,5 Millionen Euro als negatives Jahresergebnis zur Diskussion. Vor diesem Hintergrund sieht nicht nur Cuxhavens neuer Landrat Thorsten Krüger dringenden Handlungsbedarf.

Bewerbungsverfahren läuft bis Ende August

Zudem ist die Nachfolge von Andreas Knust nicht geklärt; das Bewerbungsverfahren läuft noch. Bis Ende August können sich interessierte Bewerberinnen und Bewerber beim Dezernenten und Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Take melden. Von ihnen wird in der Stellenbeschreibung unter anderem verlangt, dass sie ein "abgeschlossenes Studium mit Schwerpunkten in den Bereichen Gesundheitsökonomie, Betriebswirtschaftslehre oder Wirtschaftswissenschaften oder eine vergleichbare Qualifikation bzw. ein Medizinstudium mit entsprechenden Weiterbildungen" vorweisen können, eine "mehrjährige kaufmännische Berufserfahrung in einem Krankenhaus oder einer Einrichtung des Gesundheitswesens" haben, "über mehrjährige Führungserfahrung in einer operativen Leitungsfunktion im Krankenhaus/Klinikmanagement" verfügen und "Wert auf die Weiterentwicklung und Motivation der Mitarbeitenden mit dem Ziel eines professionellen familiären Arbeitsumfelds und einer angenehmen Arbeitsatmosphäre" legen.

Die ersten Bewerbungen sind nach Informationen unserer Redaktion im Cuxhavener Kreishaus schon eingetroffen. Doch das Auswahlverfahren wird wahrscheinlich erst im Herbst abgeschlossen ein.

Harald Zahrte wird neuer Interimschef. Foto: Schröder

Landrat hat Harald Zahrte gebeten

Und in der Zwischenzeit? Da soll Harald Zahrte interimsweise das Ruder übernehmen, um die Klinik in ruhiges Fahrwasser zu führen. Zudem ist es nach Gesellschaftsrecht eine Notwendigkeit, dass selbst in der Übergangszeit bis zur Einstellung eines neuen Geschäftsführers dieser Posten besetzt ist. "Der Landrat hat mich gebeten, nach dem Weggang des jetzigen Geschäftsführers zu helfen und für eine Interimszeit, bis ein neuer Geschäftsführer oder Geschäftsführerin der bereits ausgeschriebenen Stelle etabliert ist, zu unterstützen und die Lage zu stabilisieren. Darüber werden Gespräche geführt und es sind Zustimmungen des Kreistages und des Samtgemeinderates erforderlich. Mehr möchte ich öffentlich bis zu den Entscheidungen des Kreistages und des Samtgemeinderates nicht sagen. Im Übrigen kennt man meine Haltung zum Bestand des Krankenhauses und der Gesundheitsversorgung unserer Bevölkerung für diesen Kreisteil. Hier wird von den Ärzten und dem Pflegepersonal nicht nur der gesetzliche Versorgungsauftrag erfüllt, sondern auch hervorragende medizinische Arbeit geleistet. Es ist eine wichtige und im wahrsten Sinne des Wortes notwendige Einrichtung der Daseinsvorsorge im ländlichen Raum."

Aber nicht nur das. Wie unsere Redaktion erfahren hat, sollen dem Vernehmen nach auch einige Finanzfachleute des Landkreises stärker bei Fragen der Betriebsführung des Landkreises einbezogen werden. Doch das ist nicht alles. So wird wahrscheinlich unter anderem auch ein externes Fachbüro beauftragt, um sich mit der künftigen Ausrichtung des Krankenhauses zu beschäftigen und tragfähige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.

Landrat Krüger: "Wir nehmen Geld in die Hand"

Landrat Thorsten Krüger bestätigte auf Nachfrage, "dass wir als Gesellschafter Geld in die Hand nehmen werden", um eine Kursbestimmung vorzunehmen: "Das Geld ist für das Zukunftskonzept des Krankenhauses bestimmt und gut angelegt." Natürlich sei ihm auch bewusst, dass gerade kleinere Kliniken bei der geplanten Krankenhausreform auf dem Prüfstand stehen würden: "Aber wir glauben fest an diesen wichtigen Standort der Gesundheitsstruktur in dieser Region - daher engagieren wir uns auch entsprechend." Dass Politik und Verwaltungen die Zukunftssicherung des Krankenhauses aber im Alleingang sicherstellen könnten, sei ein Irrglaube: "Dazu brauchen wir eine gemeinsame Kraftanstrengung, bei der auch das Personal, die Ärzte und die Bürgerinnen und Bürger gefragt sind. Wenn wir das Krankenhaus in die Zukunft führen wollen, dann schaffen wir das nur gemeinsam."

Ein Scheuklappendenken dürfe es in diesem Prozess nicht geben. Vielmehr gehe es auch darum, durch Kooperationen Synergieeffekte und Chancen auf dem schwierigen Terrain der Krankenhausfinanzierung zu schaffen.

"Systemfehler" bei der Gesundheitsversorgung

Gleichzeitig sieht Krüger aber auch generell einen "Systemfehler" bei der Gesundheitsversorgung gerade in ländlichen Bereichen. Es könne nicht darum gehen, die vorhandenen finanziellen Mittel bei der Krankenhausfinanzierung von A nach B und eventuell zum Nachteil kleinerer Häuser zu verschieben: "Eine solche Umverteilung bringt unter dem Strich nichts." Vielmehr müssten Bund und Land bereit sein, zusätzliche Mittel für die medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Stadt und auf dem Land zur Verfügung zu stellen.

Kreistag kommt am 2. August zusammen

Von der "großen Politik" zu den notwendigen Entscheidungen vor Ort: Am Mittwoch, 2. August, trifft sich der Cuxhavener Kreistag um 15 Uhr im Kreishaus zu seiner Sondersitzung, bei der ausschließlich Entscheidungen hinsichtlich des Krankenhauses auf der Tagesordnung stehen.

Für den Termin unterbrechen übrigens sogar einige Abgeordnete ihren Urlaub, damit der Kreistag beschlussfähig ist. Ein Votum muss zudem auch noch der Samtgemeinderat Land Hadeln als Mitgesellschafter abgeben. Die Sitzung ist am 8. August terminiert.

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