
Drogen in E-Zigaretten: Polizei Cuxhaven warnt vor Substanzen in Vapes
Stephan Hertz von der Polizeiinspektion Cuxhaven und Johannes Anskeit von der VBS warnen vor den Gefahren neuer Drogen, die aktuell für Vapes im Umlauf sind. Ein Fall sei bereits in Cuxhaven bekannt. Die Dunkelziffer sei hoch.
Das "Vaperauchen" hat mittlerweile das "normale" Zigarette rauchen unter Jugendlichen in vielen Teilen abgelöst. Was "gedampft" wird, ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Stephan Hertz, Polizeioberkommissar an der Polizeiinspektion Cuxhaven, und Johannes Anskeit, Leiter des Vereins zur Beratung und Hilfe bei Suchtfragen und seelischen Leiden im Landkreis Cuxhaven (VBS), äußern sich als Experten zu den illegalen Inhalten und deren schwerwiegenden Folgen.
Wirkung schwer einzuschätzen
"Es handelt sich bei ,Görke' um einen Szenenamen für künstliche Cannabinoide. Hier in der Region werden Namen wie Baller Liquid oder CEBO genutzt", erklärt Johannes Anskeit von der VBS Cuxhaven. Die VBS bietet verschiedene, kostenlose Beratungsangebote für Menschen mit einer Suchtproblematik, aber auch deren Angehörige an. Außerdem können Betroffene Unterstützung bei einer Weitervermittlung in Reha-Maßnahmen bekommen.
"Es handelt sich um chemisch nachgebildete Cannabinoide, wie sie in der Cannabispflanze vorkommen. Allerdings ist die Potenz häufig um ein Vielfaches gesteigert, sodass die Wirkung für die Konsumenten nur schwer einzuschätzen ist", führt Anskeit weiter aus. Unter Jugendlichen käme es immer wieder zu "Probierkonsum" unterschiedlicher Substanzen. Seien es Alkohol, Cannabis oder eben die Liquids. Das Problem bestehe für die Beratungsstelle darin, dass diesen Jugendlichen häufig nicht klar ist, was sie konsumieren, bzw. wie sie bei Nebenwirkungen reagieren können. Nicht jeder Jugendliche würde sofort abhängig werden, sagt Johannes Anskeit. Allerdings könne man feststellen, dass Menschen, die im Verlauf ihres Lebens die Suchtberatung benötigen, häufig einen frühen Konsumbeginn im Leben haben.
Körperliche Entzugserscheinungen
"Wir beobachten den Konsum von Liquids vor allem bei jungen Konsumenten. Das harmlose Aussehen, der vergleichsweise günstige Preis und die verharmloste Wirkung sprechen eine junge Zielgruppe an. Es kann nicht erkannt werden, ob jemand eine nikotinhaltige oder mit anderen Wirkstoffen versetzte Vape dampft. Die Wirkung lässt nach kurzer Zeit nach, sodass der Konsum gut zu verstecken ist."
Die Gefahren würden vor allem von der nicht nachvollziehbaren Zusammensetzung der Liquids ausgehen. Unterschiedliche Wirkungen und Intensitäten könnten auftreten und der Rausch sei nur schwer einzuschätzen. Bei einer Überdosis sei es für die Rettungskräfte schwer, die richtige Behandlung zu finden, wenn die konsumierte Substanz nicht bekannt ist. Weiter würden Konsumenten beschreiben, dass der Entzug der künstlichen Cannabinoide viel schwerer sei als der von Cannabis. Es komme auch zu körperlichen Entzugserscheinungen nach längerem Konsum.
Hohes Abhängigkeitspotenzial
Polizeioberkommissar Stephan Hertz beobachtet ebenso das stetig steigende Suchtverhalten bei Kindern und Jugendlichen, auch ohne entsprechende Zusätze. Cannabis und die entsprechenden Produkte seien auch nach der Teillegalisierung für Kinder und Jugendliche verboten und würden ein erhebliches Gefahrenpotenzial darstellen. Die Kolleginnen und Kollegen, vor allem aus dem Präventionsteam, stünden im engen Austausch mit den Schulen, um auf entsprechendes Suchtverhalten reagieren zu können.
Im Stadtgebiet Cuxhaven gebe es bisher nur einen bekannten angezeigten Fall von einem Betäubungsmittel wie "Görke". Die Jugendliche war in diesem Fall 14 Jahre alt. Welche Substanz sich hier genau in der Vape befand, kann bisher nicht gesagt werden. Hertz schätzt die Dunkelziffer der Konsumenten sehr hoch ein.
Schwere Schäden bekannt
Die Gefahren, sei es nun von "Görke" oder anderen Betäubungsmitteln, seien vielfältig, erläutert Stephan Hertz. Die Wirkung bei "Görke" könne stark variieren, da es sich um einen Mix aus verschiedenen psychoaktiven Stoffen handelt. "Je nach Charge kann sie synthetische Cannabinoide, Halluzinogene oder andere stimulierende Stoffe enthalten", sagt Hertz. "Die entsprechende Wirkung kann sich bei jeder Person unterschiedlich zeigen und reicht von Halluzinationen oder Bewusstseinsveränderungen bis hin zu schwerwiegenden psychischen Störungen wie Angststörungen oder Depressionen. Auch schwere physische Schäden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bereits bekannt geworden. Des Weiteren ist ein gravierend hohes Abhängigkeitspotenzial festzustellen."
Jugendschutz und Prävention
An vorderster Front stehe der Jugendschutz, da der Konsum von jeglichen Suchtmitteln eine große Gefahr für die körperliche und geistige Entwicklung eines jeden Menschen darstellt. Das Präventionsteam der Polizei hält auch Vorträge an Schulen, um über die Gefahren aufzuklären.
Präventionsangebote seien wirkungsvoller, wenn noch kein Konsum stattgefunden hat, erläutert Anskeit. Es sei wichtig, mit den Jugendlichen so früh wie möglich über Suchtmittel und die Gefahren zu sprechen. Durch die Informationen könnten die Jugendlichen eine Haltung entwickeln und sich auch gegen den Konsum entscheiden.
Präventionsangebote für Schulen
Weiter sei es wichtig, dass Präventionsangebote jedes Jahr wiederholt werden, führt Johannes Anskeit aus, um die Informationen anzupassen und nachhaltig zu gestalten. Präventionsangebote werden häufig erst angefragt, wenn Jugendliche auffällig geworden sind. Dann können oft nur wenige Jugendliche durch die Angebote erreicht werden. "Wir setzen auf eine wissenschaftlich fundierte, wiederkehrende Prävention. Unsere Kolleginnen bilden sich stetig weiter, um die Schulen zu verschiedenen Themen unterstützen zu können."
Anfragen können direkt an die VBS gestellt werden und werden dann an die zuständigen Kolleginnen weitergeleitet. Die VBS ist zu erreichen über die Telefonnummer (0 47 21) 37 0 67 oder per E-Mail info@vbs-cuxhaven.de.