Auf dem Buttfest wurden in kurzen Spielszenen verschiedene Phasen des Kreislaufs häuslicher Gewalt dargestellt: von abwertenden Bemerkungen über Schuldumkehr bis hin zu körperlichen Übergriffen. Foto: Larschow
Auf dem Buttfest wurden in kurzen Spielszenen verschiedene Phasen des Kreislaufs häuslicher Gewalt dargestellt: von abwertenden Bemerkungen über Schuldumkehr bis hin zu körperlichen Übergriffen. Foto: Larschow
"Nur gemeinsam gegen Gewalt"

"Smartmob" beim Buttfest in Cuxhaven: Gemeinsam gegen häusliche Gewalt

von Tim Larschow | 06.09.2025

Mitten im bunten Treiben des Butt Festes in der Cuxhavener Innenstadt erlebten die Besucher am Sonnabend um 14.30 Uhr eine besondere und zugleich eindringliche Aktion: Ein sogenannter "Smartmob" machte auf das Thema häusliche Gewalt aufmerksam.

Initiiert wurde der Smartmob von der Beratungsstelle "Biss", der Frauen- und Mädchenberatung, dem Arbeitskreis gegen häusliche Gewalt - in Zusammenarbeit mit dem Theaterwerk Albstedt. Die Herangehensweise und der Verlauf ähneln einem Flashmob. Während ein Flashmob jedoch dem Spaß und der Feierlichkeit des Moments gilt, vertritt ein Smartmob eine politische Aussage.

Bereits im Vorfeld hatten sich die Beteiligten in einem digitalen Vorbereitungstreffen ausgetauscht. Mariana Härtel von der Beratungsstelle "Biss" und Mirian Breuer von der Frauen- und Mädchenberatung eröffneten die Runde mit einem Impulsreferat. "Häusliche Gewalt ist mehr als das blaue Auge", betonte Härtel und sprach damit an, dass Gewalt in Partnerschaften viele Formen annehmen kann - von psychischer Manipulation über ökonomische Abhängigkeit bis hin zu körperlichen Übergriffen.

Ein stiller Beginn - ein lautes Signal

Am Sonnabend trafen sich die Teilnehmenden zunächst am Karl-Olfers-Platz, um den Ablauf noch einmal gemeinsam durchzugehen. Ausgestattet mit Plakaten und Flyern mischten sie sich anschließend unter die Menge auf dem Kaemmererplatz. Mit einem schrillen Pfiff einer Trillerpfeife und dem Hochhalten des ersten Schildes begann die Aktion: "Alle zwei Minuten erfährt ein Mensch häusliche Gewalt", stand darauf. Nacheinander folgten weitere Personen mit Schildern, bis schließlich ein Kreis aus Menschen entstand - auf ihren Rücken stand die Botschaft "Gemeinsam gegen häusliche Gewalt."

Im Inneren des Kreises wurden in kurzen Spielszenen verschiedene Phasen des Kreislaufs häuslicher Gewalt dargestellt: von abwertenden Bemerkungen über körperliche Übergriffe bis hin zur Schuldumkehr.

Gemeinsam gegen Gewalt

Den emotionalen Höhepunkt bildete der Moment, als alle Beteiligten hinter das "Opfer" traten und gemeinsam mit erhobenen Schildern laut riefen: "Nur gemeinsam gegen Gewalt!" Danach wurden Flyer mit Informationen zu Hilfsangeboten verteilt - darunter auch Hinweise auf das bundesweite Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen".

Mit dem Smartmob setzten die Organisatorinnen und Organisatoren ein starkes Zeichen. "Es geht uns darum, die alltägliche Realität von Betroffenen sichtbar zu machen und Mut zu geben, Hilfe in Anspruch zu nehmen", erklärte Mitorganisatorin Mirian Breuer.

Unterstützt wurde die Aktion vom Theaterwerk e.V., einer seit 1986 bestehendene Bildungsinitiative. Der Schwerpunkt liegt in theaterpädagogischer Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Häusliche Gewalt ein wachsendes Problem

In Deutschland zeigt sich häusliche Gewalt als ein wachsendes Problem. In den vergangenen Jahren stiegen die Zahlen, laut einem Bericht des Bundesministeriums für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend, weiter an. Alle zwei Minuten leidet ein Mensch an Misshandlung innerhalb der eigenen (Ex-)Beziehung oder Familie. Kinder, die häusliche Gewalt (mit-)erleben, erleiden dadurch fast immer seelische, oft auch körperliche Folgen. Jede vierte Frau zwischen 16 und 85 ist mindestens einmal in ihrem Leben von häuslicher Gewalt betroffen. Häusliche Gewalt hat viele Gesichter. Sie kann unter anderem körperlich, psychisch, sexualisiert, oder digital stattfinden. Egal, welche Form sie annimmt. Sie ist weder rechtens, noch zeugt sie von Liebe. 

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Tim Larschow

Redakteur
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

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