Energiekrise: Kommunen im Kreis Cuxhaven drosseln ihren Verbrauch
Kreis Cuxhaven. Um Versorgungsengpässen bei Strom oder Gas vorzubeugen, gehen Kommunen im Cuxland mit gutem Beispiel voran. Die Maßnahmen zeigen Wirkung und stoßen auf Bürgerseite offenbar weitgehend auf Verständnis.
Hand aufs Herz: Frieren muss im Thalassozentrum wohl niemand - selbst wenn die Luft- und die Wassertemperatur im "ahoi!"-Bad um jeweils zwei Grad Celsius gesenkt (die Stadtverwaltung spricht von "angepasst") worden ist. Mag sein, dass viele Badegäste diese Veränderung gar nicht bewusst wahrgenommen haben: Nach Angaben aus dem Rathaus gab es seit Inkrafttreten der Maßnahme zum 1. August diesen Jahres lediglich eine Reaktion, die Stadt-Sprecher Marcel Kolbenstetter nicht als Beschwerde im eigentlichen Sinn einordnen mochte. Kolbenstetters Angaben zufolge können sich die Effekte der Zwei-Grad-Senkung im Gegenzug durchaus sehen lassen: Zwischen zehn und 15 Prozent soll das Einsparpotential liegen, das auf diese Weise erzielt wurde. "Wir haben diesen Schritt mit anderen Gemeinden wie der Wurster Nordseeküste oder Land Hadeln abgestimmt", merkte der Stadt-Sprecher an: Ziel sei gewesen, eine Abwanderung der Gäste zu benachbarten Bäder-Standorten zu vermeiden. Wer in der Hoffnung auf wärmeres Wasser nach Bad Bederkesa fährt wird demnach feststellen, dass die Heizung in der dortigen Moor-Therme ebenfalls um Nuancen zurückgedreht wurde.
Allerdings hat nicht nur Bederkesa die Wassertemperatur im Schwimmbad gesenkt, auch Bäder wie die Sole-Therme in Otterndorf und das Hallen- und Freibad Wingst korrigierten die Temperatur des Wassers um zwei Grad Celsius nach unten. In der Sole-Therme wurde die Temperatur in jedem Becken unterschiedlich gesenkt, sagte eine Vertreterin der Bäderbetriebsgesellschaft Hadeln. So ist in dem Becken für Kinder, Babys und die Rehagruppe die Temperatur nur um einen Grad Celsius gesenkt worden, da diese Gruppen wärmeres Wasser benötigen, so die Vertreterin. Auch das Außenbecken und zwei Saunen wurden geschlossen, um Energie zu sparen. Beschwerden von Schwimmbadgästen gab es zu diesen Maßnahmen bisher nicht. In Bremervörde sieht es ähnlich aus: Das Familienbad "Delphino" senkte ebenfalls seine Wassertemperatur im Schwimmbecken um zwei Grad Celsius. Eine Mitarbeiterin des "Delphino" erzählte, dass dies eine staatliche Vorgabe sei, um Energie einzusparen.
Außenbecken im ahoi-Bad wird geschlossen
Mit Blick auf wachsende Sparzwänge plant die für das "ahoi!"-Bad zuständige Nordseeheilbad GmbH, mit dem 1. November das beliebte, aber energieträchtige Außenbecken zu schließen. Das Badewasser (und alles was damit zu tun hat), ist indes nicht der einzige Aspekt, welchem Kommunen den Gürtel enger schnallen können. In der zurückliegenden Ratssitzung berichtete Cuxhavens Oberbürgermeister Uwe Santjer davon, dass man auch in den eigenen vier Wänden Sparmaßnahmen umgesetzt habe. So soll in den Rathaus-Teeküchen das Warmwasser abgestellt worden sein. Einschränkungen, die für Bürgerinnen und Bürger "sichtbar" sind, haben mit der Beleuchtung öffentlicher Gebäude beziehungsweise mit der Illumination von (Bau)-Denkmalen zu tun. Diese sind auch in anderen Städten und Gemeinden erkennbar, etwa in Otterndorf. Der Bürgermeister Claus Johannßen berichtet, dass in Otterndorf das historische Rathaus und die Kirche seit einigen Wochen nicht mehr von außen beleuchtet werden. Die Außenbeleuchtung der Denkmäler und der öffentlichen Gebäude ist eine weitere Maßnahme, um Energie zu sparen.
Cuxhavens Wahrzeichen, die Kugelbake, bleibt aus eben diesem Grund dunkel. Inwieweit eine Reduzierung der Beleuchtung im öffentlichen Raum vertretbar ist, will die Stadt erst noch diskutieren. Von insgesamt circa 7500 Leuchtkörpern im Stadtgebiet wolle man gerne die Hälfte ausschalten, sagte Santjer - aber nicht dort, wo ein tatsächliches oder gefühltes Gefahrenpotenzial bestehe. Dass Sicherheitsaspekten Rechnung getragen wird und es darüber hinaus in städtischen Liegenschaften warm genug bleibe, sei von "elementarer Bedeutung", so der Oberbürgermeister. Seinen Worten nach hat sich die Stadt auf Energie-Engpass-Szenarien vorbereitet - selbst darauf, öffentliche Wärmehallen einzurichten. "In diesem Winter wird es dazu nicht kommen", so Santjers Einschätzung.