
Unerwartete Hürde bei Bau der B73-Brücke in Hechthausen: Vögel sorgen für Verzögerung
In Hechthausen hat es beim Bau der neuen B73-Ostebrücke schon zahlreiche Hindernisse gegeben. Jetzt ist ein Weiteres hinzugekommen: ein zwölf Zentimeter großer Vogel.
Kleiner Piepmatz - großer Aufwand: Weil im Bereich des Neubaus der B73-Ostebrücke zwischen Hechthausen und Burweg Uferschwalben Nester gebaut haben und dort brüten, gibt es eine Tabuzone für die Bauarbeiter in einem bestimmten Radius rund um die "Wohnquartiere" der geschützten Vogelart. Zu einem kompletten Baustopp hat die Entdeckung zwar nicht geführt, aber zu einer behördlich angeordneten "Umweltbaubegleitung". Dass sich die Vögel aber überhaupt bei laufendem Baubetrieb angesiedelt haben, ist ungewöhnlich.

Die unendliche Geschichte um den jahrelang verschobenen Bau der Ostequerung ist dadurch um ein nicht absehbares Kapitel reicher. Waren es zunächst Verzögerungen bei der Planung des über 28 Millionen Euro teuren Projektes, so kamen während der Vorbereitungen für die Rampen zur Baustelle weitere Probleme hinzu. Erst in der vergangenen Woche gab es erneut eine halbseitige Sperrung der Brücke, da Absenkungen festgestellt worden waren. Die Sperrung sollte eigentlich längst aufgehoben worden sein, doch jetzt steht dieser Bereich unter besonderer Beobachtung und wird "vermessungstechnisch" überwacht, um kein Risiko einzugehen.
Brückenbau über die B73: Nestsuche trotz Bautätigkeit
Und nun auch noch das Problem mit der Seeschwalbe. Im Zuge der Antragstellung für einen Brückenneubau müssen etliche Gutachten eingeholt werden. Das gilt auch für den avifaunistischen Bereich, um auszuschließen, dass gravierende Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt im Kernbereich sowie der Umgebung der Baustelle drohen. Umso mehr überrascht es auf den ersten Blick, dass von Uferschwalben, die als kleinste europäische Schwalbenart gelten, bislang keine Rede ist. Die Tiere sind nur 12 bis 13 Zentimeter lang, wiegen wenige Gramm und halten sich nur in den Frühlings- und Sommermonaten in dieser Region auf, bevor sie wieder den Langstreckenflug in ihre Wintergebiete antreten.
Normalerweise brütet die Seeschwalbe in Prallhängen von Fließgewässern oder in den Randbereichen von Sand- und Kriesgruben. In die Steilwände bauen die Tiere Röhren, um dort brüten zu können. In manchen Fällen bleibt es übrigens nicht bei einer Brutphase. Es kann auch zweimal Nachwuchs geben.
Behördenchefin: "Es gibt keinen Baustopp" bei B73-Brücke
Dass sich die Seeschwalben nun auch in den Sandaufschüttungen zum neuen Standort der B73-Brücke bei Burweg und Hechthausen Domizile eingerichtet haben, kommt nicht nur für die Leiterin der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr, Friederike Wöbse, überraschend: "Die Seeschwalben müssen ja dort ihre Nester während des laufenden Betriebs auf der Baustelle gebaut haben." Und der ist mit Lärm und den An- und Abfahrten großer Fahrzeuge verbunden. Vor Beginn der Baumaßnahme gab es derartige hohe Sandablagerungen dort gar nicht.
Zwischen dem Naturschutzamt des Landkreises Stade und der Straßenbaubehörde ist schließlich die Frage erörtert worden, wie man auf die Situation reagieren solle und müsse. "Es gibt keinen Baustopp", betont Wöbse, auch wenn dies gerüchteweise zu hören sei. Betroffen sei nur das Umfeld der Nester in einem bestimmten Radius. Dort dürfe nicht gearbeitet werden. Doch auf dem Gros der Fläche gingen die Arbeiten weiter.
"Umweltbaubegleitung" in Hechthausen bis September?
"Die Uferschwalben dürfen nicht gestört werden." Das unterstrich in dieser Woche auch ein Sprecher des Landkreises Stade. Mit der Straßenbaubehörde habe man sich auf eine sogenannte "Umweltbaubegleitung" verständigt. Dabei handelt es sich nach Wöbses Angaben um die Einschätzung durch externe Fachleute, die die Beeinträchtigungen für die Uferschwalben im Blick hätten.
Wahrscheinlich können sie spätestens im September ihre Überwachung wieder einstellen: Meist verziehen sich die Uferschwalben dann in ihr Winterquartier.