An der Grundschule in Althemmoor soll ein Ausbau erfolgen, damit ein Ganztagsschulbetrieb aufgenommen wird. Zwar sind Investitionen in Millionenhöhe geplant. Doch es gibt heftige Kritik an der aktuellen Planung. Foto: Schröder
An der Grundschule in Althemmoor soll ein Ausbau erfolgen, damit ein Ganztagsschulbetrieb aufgenommen wird. Zwar sind Investitionen in Millionenhöhe geplant. Doch es gibt heftige Kritik an der aktuellen Planung. Foto: Schröder
Samtgemeinde setzt Rotstift an

Ganztagsschule? Kritik von Eltern und Lehrern an Konzept in Hemmoor

31.10.2025

Eltern haben ein Recht darauf, dass ab 2026 ihre Erstklässler ganztags betreut werden - bis 2029 gilt dieses Prinzip für die gesamte Grundschule. Wie schwierig die Umsetzung ist, zeigt sich aktuell in Hemmoor.

Die Samtgemeinde Hemmoor will rund 3,4 Millionen Euro in den Ausbau der Althemmoorer Grundschule investieren, damit dort ein Ganztagsschulbetrieb möglich ist und es zu einem Neubau und Sanierungen des alten Gebäudes kommt. Eine ganze Menge Geld. Aber es gibt Kritik: Entgegen der ursprünglichen Planung sollen aus Kostengründen ein neuer Multifunktionsraum und ein Klassenraum gestrichen werden. Das sorgt für Unmut innerhalb der Lehrer- und Elternschaft.

Fakt ist: Drei der vier Grundschulen in der Samtgemeinde Hemmoor (Hemmoor-Basbeck, Hechthausen und Osten) befinden sich bereits im Ganztagsschulmodus. Dabei handelt es sich nicht um eine Maßnahme der Kommune, die für die Grundschulen zuständig ist, die aus lauter Jux und Dollerei umgesetzt wurde. Vielmehr verlangt der Gesetzgeber, dass spätestens ab 2026 zunächst für die Erstklässler ein Ganztagsangebot besteht und bis 2029 für alle vier Grundschuljahrgänge. Dreh- und Angelpunkt ist der bundesweit gültige Rechtsanspruch, den die Eltern geltend machen können. Generelles Ziel ist es insbesondere, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern.

Anspruch und Wirklichkeit

Gefordert sind dabei in erster Linie die Kommunen, Schulleitungen sowie das Kollegium. Und spätestens dann zeigt sich, dass Anspruch und Wirklichkeit nicht unbedingt deckungsgleich sind. Das ist auch in Hemmoor der Fall. Im Stadtteil Althemmoor existiert eine Grundschule, deren Außenbereich und Bedachung in den vergangenen Jahren auch auf Vordermann gebracht worden waren. Doch jetzt gibt es eine ganz andere Herausforderung: Die Immobilie soll so konzipiert und ausgebaut werden, dass sie auch für eine Ganztagsbetreuung der Lütten geeignet ist. Und das ist sie derzeit definitiv nicht.

Daher wurde ein Architektenbüro eingeschaltet, das auf Grundlage von Vorgaben und Wünschen eine Planung vorgelegt hat. Darin enthalten ist neben einem neuen Lehrerzimmer unter anderem eine Mensa für 80 Schülerinnen und Schüler, die dort ihr Mittagessen erhalten. Dabei gab es bereits aus Kostengründen Abstriche, denn die favorisierte Variante eines Büfetts wird es aus Kostengründen nicht geben. Sie wäre deutlich teurer - auch in personeller Hinsicht -, als die jetzt erfolgte Einigung auf eine Essensausgabe in zwei Schichten.

"Es fehlt an allen Ecken und Enden"

Viel gravierender ist die Streichung eines geplanten Multifunktions- sowie eines Klassenraumes. Obwohl zusätzliche Räume - unter anderem für das Lehrerzimmer sowie Differenzierungsräume - geschaffen werden, gibt es insbesondere heftige Kritik an der Streichung des Multifunktionsraumes. Aus den Reihen des Lehrerkollegiums wurden auf einer Fachausschuss-Sitzung Stimmen laut, dass sich die Samtgemeinde durch diese Einsparung das ganze Konzept einer Ganztagsschule auch sparen könne. "Es fehlt doch bereits jetzt schon an allen Ecken und Enden. Wir fordern ja keinen Luxus", hieß es im Rahmen der Bürgerfragestunde. Das Konzept der Ganztagsschule werde - so eine Lehrerin - dadurch nicht umsetzbar sein. Dann könne man auch gleich auf eine Millionen-Investition verzichten. 

Dass die Samtgemeinde bei rund 3,4 Millionen Euro - so auch der Beschluss des Samtgemeindeausschusses am Donnerstagabend - die Investition deckelt, versuchten einige Ratsmitglieder und die Verwaltung zu erklären. Mit einem prognostizierten Minus von rund 500.000 Euro im Ergebnishaushalt sei man ohnehin an einem Limit angekommen, das die Kommunalaufsicht bei der Genehmigung des Haushaltsplanes noch (vielleicht) toleriere. Darüber hinaus werde es wohl keine Haushaltsgenehmigung geben. Daher sei eine Kostenreduzierung - auch mit Blick auf die laufenden Kosten sowie die Abschreibung - nicht möglich. Verwaltungschef Jan Tiedemann: "Bei der angespannten Haushaltssituation müssten wir eigentlich noch weitere Einsparungen vornehmen."

"Dann kann man sich das sparen"

Aber warum hat es überhaupt eine solche Kostenexplosion von zunächst 2,5 auf über 3,8 Millionen Euro gegeben? Nach Angaben des Planungsbüros liegt dies an einer zunächst pauschalen Beurteilung über einen sogenannten "Baukostenindex". Doch dies sei nur eine erste und grobe Schätzung gewesen, ohne dass man die notwendigen Investitionen und Forderungen tatsächlich im Detail unter die Lupe genommen habe.

Auf Forderungen seitens der Zuhörer im Rahmen der Ausschusssitzung, weitere Zuschussmöglichkeiten zu prüfen, gab es eine Absage. 640.000 Euro würden Bund und Land zur Verfügung stellen. Weitere Fördertöpfe seien leider nicht verfügbar. Das sei nun einmal Fakt.

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