"Häusliche Gewalt": Mann vom Amtsgericht in Otterndorf verurteilt
Vor dem Otterndorfer Amtsgericht musste sich vor Weihnachten ein Familienvater aus Steinau verantworten, der aggressiv gegen Polizeibeamte vorgegangen war. Auslöser war eine Alarmierung wegen des Vorwurfs der "Häuslichen Gewalt".
Er gab letzten Endes die Vorwürfe zwar zu, doch das schützte nicht vor einer Verurteilung. Der Angeklagte kassierte eine fünfmonatige Haftstrafe - ausgesetzt zu einer Bewährungsfrist von drei Jahren. Aber was war passiert? Im Juni dieses Jahres war die Polizei zu einem Einsatz wegen "Häuslicher Gewalt" nach Steinau gerufen worden. Als die ersten beiden der insgesamt vier Einsatzkräfte vor Ort eintrafen, begegneten sie gegen 23 Uhr dem alkoholisierten Mann. Kaum hatten eine 27 Jahre alte Beamtin und ihr 30 Jahre alter Kollege die Tür ihres Fahrzeuges geöffnet, reagierte der aufgebrachte Steinauer mit einer Schimpftirade. "Ich mache euch platt", war neben vulgären Ausdrücken noch eine der harmlosesten Formulierungen. Der Mann beließ es nicht bei Beleidigungen. Die Aufforderung, Abstand zu halten, ignorierte er und kam stattdessen mit fuchtelnden Armen auf die Beamten zugelaufen.
Fußtritte sollten Polizistinnen stoppen
Daraufhin wollten diese ihm Handschellen anlegen, doch dagegen wehrte er sich. "Und zwar massiv", schilderten beide vor dem Amtsgericht übereinstimmend. Als es schließlich gelang, die Handschellen klicken zu lassen, gab es trotzdem noch heftige Gegenwehr. Der Steinauer versuchte, die Polizistin aus Hemmoor und eine inzwischen eingetroffene Kollegin aus Cuxhaven mit Fußtritten zu treffen.
Wenn er sich nicht gerade zur Wehr setzte, lamentierte der Familienvater über seine persönliche Situation. "Da gab es heftige Stimmungswechsel. Mal war er total weinerlich, aber dann wieder höchst aggressiv. Er war in bedrohender Art auf uns gleich zugegangen", erinnerte sich einer der beteiligten Polizeibeamten bei der Verhandlung im Otterndorfer Amtsgericht. Letzten Endes gelang es, mit vier Einsatzkräften den deutlich alkoholisierten Steinauer unter Kontrolle und zur Polizeidienststelle zu bringen.
Der Rausch ist verflogen, doch die Strafe für seine Vorgehensweise kassierte der Familienvater bei der Verhandlung vor dem Amtsgericht in Otterndorf. Er gab sich an diesem Morgen kleinlaut, räumte seine aggressive Vorgehensweise und damit die Vorwürfe der Staatsanwältin ein. Das Ganze sei "dumm gelaufen", erklärte er und gab an, dass es Beziehungsprobleme gegeben habe: "Ich war eifersüchtig."
Die Staatsanwältin forderte in ihrem Plädoyer eine fünfmonatige Bewährungsstrafe angesichts des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, der versuchten Körperverletzung und der Beleidigung. Der Angeklagte sei bis dato nicht polizeilich in Erscheinung getreten, habe an diesem Abend Alkohol getrunken und sich in einer "schwierigen Lebenssituation" befunden. Doch das rechtfertige unter dem Strich sein aggressives Verhalten nicht.
Richterin Sabine Deutschmann schloss sich dem geforderten Strafmaß der Staatsanwältin an und erkannte auch eine "Ausnahmesituation". Doch wenn jemand derart gegen gleich vier Polizeibeamte vorgehe, dann sei dies nicht zu tolerieren. Deutschmann: "Ein solches Verhalten ist in unserer Gesellschaft nicht hinnehmbar." Die Polizei sei schließlich von der Familie alarmiert worden, um zu helfen und nicht, um sich gegen massive Angriffe zu wehren.