Schonungslose Seelenschau in Steinau: Angèle Deltgen verzaubert mit Chanson und Jazz
Angèle Deltgen begeistert in der St.-Johannes-Kirche in Steinau mit ihrer einzigartigen Mischung aus Chanson, Rock und Jazz. Mit ihrer offenen Art und bewegenden Geschichten zieht sie das Publikum in den Bann und macht den Abend unvergesslich.
"Man kann mich in keine Schublade stecken", stellte Angèle Deltgen klar, bevor sie ihre Aussage in jedem Moment ihres zweistündigen Konzerts in Steinau bewies. "Mit Liedern aus dem Leben" - schmerzvoll, aber zugleich voller Hoffnung - zog die Sängerin ihr Publikum mit einer bewundernswerten Offenheit in ihren Bann.
Der Kleine Kulturkreis Steinau sorgte mit vielen Helfern und Organisator Hans-Jürgen Mangels für einen unterhaltsamen Abend mit Angèle Deltgen in der St.-Johannes-Kirche. Schon einige Zeit vor Beginn füllte sich der Raum, denn viele wollten sich rechtzeitig einen guten Platz sichern und sich am liebevoll gestalteten Buffet bedienen.
Als Angèle Deltgen die Bühne im Altarraum betrat, zeigte sie sich überrascht über die voll besetzte Kirche. Sie freute sich, bei ihrem ersten Konzert in Steinau so viele norddeutsche Zuhörer anzutreffen. Die Menschen im Norden habe sie aufgrund ihrer Zurückhaltung und Zuverlässigkeit besonders liebgewonnen - ein Grund, weshalb sie sich in Bremerhaven heimisch fühlt. Die gebürtige Luxemburgerin hatte zuvor in England, Portugal und zuletzt in Südfrankreich gelebt. Zwischen ihren Songs, die bis auf die Zugabe alle aus eigener Feder stammen, erzählte sie offen aus ihrem Leben. "Meine Lieder sind von meinem Leben geprägt. Ich reflektiere darin all meine Schwachpunkte", gab sie zu.
Teilweise begleitete sie sich selbst am Keyboard. Unterstützt wurde sie von Gitarrist Martin Bosch und dem jungen Schlagzeuger Loris. "Wir proben einmal in der Woche, denn Musik ist meine Leidenschaft", berichtete Deltgen. "Es hat lange gedauert, bis ich den Mut und die Muße hatte, die Musik auszuleben." Mit dem Chanson "Wahre Liebe" drückte sie die Hoffnung aus, dass es diese vielleicht doch gebe. Obwohl ihr Herz besonders am Chanson hänge, lasse sie sich musikalisch nicht festlegen: Sie singe Rock, Pop, Jazz und Folk.
"Gib nie auf! Du schaffst es!"
Immer wieder kreisen ihre Texte um ihre Vergangenheit, die sich nicht so leicht abschütteln lässt. In einer Art schonungsloser Seelenschau erfuhr das Publikum von ihrer Heirat, ihren zwei Kindern, der Scheidung und der späteren zweiten Trennung - und dass sie dennoch an die Liebe glaubt. Mit Energie, Bewegung und viel Kontakt zum Publikum brachte sie diese Gedanken auf die Bühne, und die Zuhörer ließen sich begeistert darauf ein.
"Meine beste Entscheidung war es, nach Bremerhaven zu ziehen", gestand sie freimütig. "Ich habe viele Freunde gewonnen und meine Jungs auch. Seit ich die Bremerhaven-Hymne geschrieben habe, darf ich diese Gegend meine neue Heimat nennen", erzählte Deltgen mit französischem Zungenschlag. Ihre Freude an der Musik war in jedem Satz und jedem Lied fast körperlich spürbar. Inzwischen gibt sie Kindern Musikkurse - sehr zur Freude ihrer jungen Schüler.
"Ich bin eine Kämpferin, ich geb' niemals auf. Ich geh' meinen Weg geradeaus." Trotz all der sehr persönlichen Themen, die sie in ihren Liedern verarbeitet, bleibt sie bodenständig. Sie lebt ländlich, einträchtig mit Hund Oskar, Katze Clementine und ihren Hühnern Henriette, Hannelore, Uschi und Kiki - einer echten Mädels-WG. Mit einer gefühlvollen Interpretation von "Killing Me Softly" verabschiedete sich Angèle Deltgen von einem begeisterten Publikum.
Von Heidi Giesecke