Hemmoorer Zementpacker ist wieder da: "Comeback des Jahres" an der Oste
Seit Freitag steht die Skulptur "Zementpacker" wieder in Hemmoor. Die Odyssee ist beendet. Sein neues Zuhause ist der Rathausplatz in Hemmoor, nachdem der Zementpacker als Kunstwerk jahrelang als verschollen galt.
Dass er jetzt wieder in voller Pracht ein Wahrzeichen Hemmoor war und ist, ist einem herausragenden ehrenamtlichen Engagement zu verdanken.
Das "Empfangskomitee" bei dieser Rückkehr war groß: Zwischen 150 und 200 Hemmoorerinnen und Hemmoorer waren am Freitag zum Rathausplatz gekommen, um den "verlorenen Sohn" zu begrüßen; es herrschte eine große Wiedersehensfreude. Eher durch Zufall war im März 2023 entdeckt worden, dass Metalldiebe in einer Nacht- und Nebelaktion dieses Kunstwerk per Flex vom Sockel getrennt und abtransportiert hatten. Hinweise auf dessen Verbleib gab es nicht, doch später erhielt die Polizei den Tipp eines Recyclinghofes im Bremer Bereich, dass dort Einzelteile aufgetaucht seien. Diese Fragmente wurden gesichert, gesammelt und schließlich nach Hemmoor gebracht.
"Kunst für gestresste Menschen"
Bereits vor dieser Entdeckung hatte es in der ehrenamtlichen und sehr engagierten "Stadtarchiv"-Gruppe des Geschichts- und Heimatvereins Hemmoor Überlegungen gegeben, wie man möglicherweise für einen "Zementpacker"-Nachfolger sorgen könnte. Die Statue war von dem renommierten und 2008 verstorbenen Hemmoorer Künstler Frijo Müller-Belecke gestaltet worden. Er hatte auch zahlreiche andere Kunstwerke - nicht nur in der Elbe-Weser-Region - geschaffen. "Ich möchte mit meiner Kunst die gestressten Menschen für einen Moment aus der Hektik unserer Zeit reißen", hatte Müller-Belecke einmal über seine Motivation gesagt.
Das galt - und gilt - auch für den Zementpacker. Dabei handelt es sich um ein mannshohes Kunstwerk, das einen Arbeiter zeigt, der einen schweren Zementsack trägt. Rund 120 Jahre lang war die Zementproduktion an der Oste ein bestimmender Wirtschaftszweig. Hunderte Arbeiterinnen und Arbeiter waren im Hemmoorer Werk bis zu dessen Schließung in den 80er-Jahren beschäftigt.
"Zwilling" ist in der Planung
Um an diese wirtschaftliche Epoche an der Oste zu erinnern, war das Freilicht-Zementmuseum an der B 73 konzipiert und mit Exponaten bestückt worden. Mittendrin bis zu seiner "Entführung": der Zementpacker.
Der (neue) Zementpacker auf dem Rathausplatz ist noch ein "Single", auch wenn es Überlegungen gibt, ein Ebenbild im Zementmuseum zu platzieren. Dass er überhaupt nach Hemmoor zurückkehren konnte, hat er den engagierten Ehrenamtlichen des Geschichts- und Heimatvereins und Susanne Müller-Belecke zu verdanken. Sie sorgten dafür, dass genügend Finanzmittel zur Verfügung stehen, um dieses Projekt zu verwirklichen. Aber das reichte nicht. Doch wie es nun einmal so ist: Manchmal hilft auch der Zufall.
So meldete sich Harald Fritzsche aus Hemmoor bei den Ehrenamtlichen, als er von ihrem Plan erfahren hatte und er bot seine Hilfe an. Er sagte nur - so Rainer Kupke (Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins) -, ganz einsilbig, entschlossen und zurückhaltend, dass er dem Verein wohl bei diesem Projekt helfen könne. Doch das war stark untertrieben, denn was Fritzsche geleistet hat, wurde unter großem Applaus am Freitag auf dem Rathausplatz enthüllt. Der Zementpacker kam, als ob er nie verschwunden gewesen wäre.
Sponsoren sorgten für Realisierung
Kupke dankte nicht nur Fritzsche, sondern auch den vielen Sponsoren, die es erst ermöglicht hätten, das Vorhaben zu realisieren. Und das nächste Projekt steht übrigens bereits an. So soll ein weiterer Entwurf des Hemmoorer Künstlers Frijo Müller-Belecke, dem die Stadt nie einen Arbeitsauftrag für ein Kunstwerk erteilt hatte, in den nächsten Jahren zu sehen sein. Dabei handelt es sich um ein Relief des Motivs "Die Reisenden", für das die WESPA schon einmal den Grundstein zur Finanzierung am Freitag symbolisch legte. Die Hemmoorer Geschäftsstellenleiterin Kerstin Tiedemann erklärte am Freitag, dass die Sparkasse dafür 10.000 Euro zur Verfügung stellen würde.

