Nach seiner aktiven Zeit als Dirigent wurde Jürgen Grell 2012 zum Ehrendirigenten ernannt und blieb den Hechthausener Ostemusikanten als Saxophonist treu – bis vor wenigen Wochen spielte er noch regelmäßig mit. Foto: Moritz Sievers
Nach seiner aktiven Zeit als Dirigent wurde Jürgen Grell 2012 zum Ehrendirigenten ernannt und blieb den Hechthausener Ostemusikanten als Saxophonist treu – bis vor wenigen Wochen spielte er noch regelmäßig mit. Foto: Moritz Sievers
Verlust für die Region

Jürgen Grell und sein musikalisches Erbe für die Elbe-Weser-Region: Ein Nachruf

06.10.2025

Die Elbe-Weser-Region trauert um Jürgen Grell, einen vielseitigen Musiker und engagierten Dirigenten. Sein Leben war der Musik gewidmet. Und sein Verlust hinterlässt eine Lücke in der kulturellen Landschaft der Region. Ein Nachruf.

Die musikalische Landschaft im Elbe-Weser-Raum verliert eine prägende Persönlichkeit: Im Alter von 82 Jahren ist Jürgen Grell verstorben. Der Hechthausener war weit über seine Heimatgemeinde hinaus bekannt - als leidenschaftlicher Musiker, engagierter Dirigent, Gründungsmitglied mehrerer Ensembles und als Mensch, der die Musik stets in den Mittelpunkt seines Lebens stellte.

Schon früh prägte die Musik seinen Lebensweg. Als vielseitiger Instrumentalist beherrschte Jürgen Grell eine beeindruckende Bandbreite an Blasinstrumenten - von der Klarinette bis zur Tuba. Viele Jahre begleitete er als Organist die Gottesdienste in der Hechthausener Kirche und war auch im Kirchenchor von Kreiskantor Kai Rudl aktiv, wo er unter anderem große Werke wie das Weihnachtsoratorium mitsang.

Jürgen Grell sollte "etwas Solides" lernen

Trotz seiner musikalischen Begabung bestanden seine Eltern darauf, dass er "etwas Solides" lernt: Jürgen Grell absolvierte eine Ausbildung zum Bankkaufmann in Bützfleth und war später als Filialleiter in Hechthausen tätig. Neben seinem Beruf widmete er sich mit großer Leidenschaft der Tanzmusik - unter anderem in den regional bekannten Formationen "Kapelle Popp", "Delicados", "Combo Exquisit", "The Rainbows" sowie später gemeinsam mit seinem Sohn Axel in der eigenen Band "Carnaby".

Ein wichtiger Meilenstein war die Gründung des Orchesters der Musikschule An der Oste im Jahr 1980, die Jürgen Grell gemeinsam mit Dirk Knütel und Peter Knoch aus dem Posaunenchor heraus initiierte. Von Anfang an stand er als musikalischer Leiter am Dirigentenpult. 1993 wurde das Orchester als eigenständiger Verein "Hechthausener Ostemusikanten" gegründet - auch hier war Grell als Vorstandsmitglied maßgeblich beteiligt. Bis 2012 leitete er das Orchester als Dirigent, organisierte zahlreiche Konzerte und unvergessliche Orchesterreisen - unter anderem in die USA zur Steubenparade (1990), nach Kanada (1995), Ungarn (2000) und Mallorca (2005).

Im Alter von 82 Jahren ist Jürgen Grell verstorben. Foto: Moritz Sievers

Nach seiner aktiven Zeit als Dirigent wurde Jürgen Grell 2012 zum Ehrendirigenten ernannt und blieb den Hechthausener Ostemusikanten als Saxophonist treu - bis vor wenigen Wochen spielte er noch regelmäßig mit.

Auch über die Gemeindegrenzen hinaus hat er Spuren hinterlassen: Als Gründungsmitglied der Musikschule An der Oste e. V. sowie des Kreismusikverbandes Cuxhaven unter dem Vorsitz von Peter Laumann engagierte er sich über viele Jahre in der musikalischen Bildungsarbeit und war zehn Jahre lang Fachleiter für Blasmusik. 2013 wurde ihm die Verbandsauszeichnung der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände verliehen.

Zahlreiche Konzerte auf die Beine gestellt

Besondere musikalische Freundschaften verbanden ihn mit Kreiskantor Kai Rudl sowie mit Ulli Witte. Gemeinsam stellten sie zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen auf die Beine, die das kulturelle Leben in Hechthausen und Umgebung bereicherten.

Die letzten Jahre waren für Jürgen Grell von gesundheitlichen Rückschlägen und dem Verlust seiner Ehefrau Inge im Jahr 2023 geprägt. Doch trotz dieser schweren Zeiten blieb er ein "Stehaufmännchen" - lebensfroh, musikbegeistert und voller Tatendrang.

Nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt ist Jürgen Grell nun friedlich eingeschlafen. Mit ihm verliert die Region nicht nur einen herausragenden Musiker, sondern auch einen Menschen, der über Jahrzehnte hinweg mit Herz, Humor und Engagement das kulturelle Leben mitgestaltet hat.

Von Ralf Drossner

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