
"Kinderfreundliche Kommune": Besteht die Stadt Hemmoor den Check?
Seit drei Jahren ist Hemmoor ganz offiziell eine "Kinderfreundliche Kommune". Ein Qualitätssiegel, das ein von UNICEF und dem Deutschen Kinderhilfswerk beauftragter Verein vergibt. Hat die Stadt diese Auszeichnung aber auch verdient?
Hemmoor war vor drei Jahren erst die sechste niedersächsische Kommune, die vom Verein "Kinderfreundliche Kommune" diese Anerkennung erhielt; inzwischen sind es landesweit rund 20 Städte und Gemeinden. Im Vorfeld gab es einen längeren Prozess, der 2019 mit einer offiziellen Vereinbarung den bis dato vorläufigen Höhepunkt erreichte. Dabei handelte es sich quasi auch um den eigentlichen Startschuss für die praktische Arbeit vor Ort. Es folgten unter anderem eine Fragebogenaktion zur Bestandsaufnahme der aktuellen Situation von Kindern und Jugendlichen in der Stadt Hemmoor, interne Gespräche zwischen dem Verein und einer Steuerungsgruppe der Stadt sowie die Ausarbeitung eines Aktionsplanes, wie die Stadt die Selbstverpflichtung zur Umsetzung der UN-Kinderrechte im Alltag durchsetzen will.
Grundlage für den laufenden Prozess ist ein Aktionsplan, an den sich die Stadt bei Maßnahmen orientieren soll und dessen Einhaltung von zwei Mitarbeiterinnen des Vereins "Kinderfreundliche Kommunen" kontrolliert wird. Ein wesentliches Ziel ist es, dass Kinder und Jugendliche in kommunale Planungen einbezogen werden, die sie selbst betreffen.
Mitbestimmung auch bei Spielplätzen
Die Gestaltung von Um- oder Neubaumaßnahmen an Spielplätzen ist ein Paradebeispiel dafür. In der Stadt sind in den vergangenen Jahren mehrere ältere und kleine Spielplätze umgestaltet worden. Dabei hatten die Kinder nunmehr die Möglichkeit, zum Beispiel bei der Auswahl von Spielgeräten mitzubestimmen. Ein begrenzendes Kriterium dabei waren und sind natürlich die finanziellen Möglichkeiten der Stadt.
Zu einem wahren Zentrum für Kinder und Jugendliche entwickelt sich das Umfeld des Schwimmbades "Ostewelle". Gleich nebenan hat die Samtgemeinde ein Gebäude zu einem modernen Jugendzentrum umgebaut. Nur einen Steinwurf entfernt ist am dortigen See in den vergangenen Wochen ein Abenteuerspielplatz entstanden, der demnächst eröffnet werden soll. Auch bei dessen Gestaltung konnten sich die Kinder äußern - und haben das auch getan.
Neuer Kinder- und Jugendbeirat
Weitere Maßnahmen, um Kinder und Jugendliche bei Projekten der Stadt einzubinden, sind unter anderem ein Schulgarten-Projekt, das "Stadtplan-Puzzle" und nicht zuletzt die Gründung eines Kinder- und Jugendbeirates, der auch in Sitzungen der Samtgemeinde Rede und Antwort stehen kann und soll.
Die Hemmoorer Stadtbürgermeisterin Sabine Wist zieht eine positive Zwischenbilanz bei der Umsetzung von UN-Kinderrechten vor Ort: "Wir haben viele 'Hausaufgaben' abgearbeitet und sind gespannt, wie es weitergeht und welche Entwicklungsschritte wir gehen können und sollen", sagt sie mit Blick auf bevorstehende Rezertifizierung durch den Verein "Kinderfreundliche Kommunen".
Die ersten Reaktionen und Gespräche stimmen sie zuversichtlich. So auch ein Statement des Geschäftsführers des Vereins, Dominik Bär: "Die bestärkende Zwischenbilanz zeigt, dass Kinderfreundlichkeit in Hemmoor kein Randthema ist, sondern im Herzen der Stadt angekommen ist. Wir sind nun gespannt, wie es in der zweiten Hälfte der Siegelphase weitergeht", sagte er vor einem Jahr. Inzwischen befindet Hemmoor sich in dieser zweiten "Halbzeit".
Auch Gesundheit spielt eine Rolle
Bär erwähnte auch einen Aspekt, der oft in Vergessenheit gerät: "Besonders hervorzuheben ist die Bestandserhebung zur gesundheitlichen Situation von Kindern und Jugendlichen. Vor allem die Corona-Pandemie hat aufgezeigt, dass eine gesundheitliche Chancengleichheit aller Kinder noch nicht erreicht ist. Umso wichtiger ist es, dass Hemmoor zusammen mit dem Landkreis hier Daten erhebt."
Ulla Kulenkampff und Henrike Weßeler begleiten die Stadt Hemmoor als Sachverständige des Vereins und betonten vor einem Jahr: "Wir freuen uns, dass die Stadt jetzt die Perspektive der Kinder konsequent in den Fokus ihres Handelns rückt." Dazu trage auch ein "Verwaltungsleitfaden zur Beteiligung von Kindern und Jugendlichen" bei, der künftig "für größere Verbindlichkeit" sorge, sodass alle beteiligten Akteure mit Planungssicherheit rechnen könnten.
Ob es am Ende reicht, um auch in den kommenden Jahren als "Kinderfreundliche Kommune" anerkannt zu werden, muss sich jedoch noch zeigen.
