AfD-Wahlplakat in Hemmoor: Die Partei erreichte bei der Bundestagswahl hohe Zustimmungswerte in der Region. Foto: Keck
AfD-Wahlplakat in Hemmoor: Die Partei erreichte bei der Bundestagswahl hohe Zustimmungswerte in der Region. Foto: Keck
Bundestagswahl 2025

Rechter Trend in Hemmoor: Jeder Dritte wählt in gleich zwei Wahlbezirken die AfD

von Lennart Keck | 24.02.2025

Während bei der 21. Bundestagswahl in der Stadt Cuxhaven CDU und SPD dominieren, gewinnt die AfD in den östlichen Regionen des Landkreises stark an Stimmen - in Hemmoor fast gleichauf mit der SPD. Die Ergebnisse sorgen für Diskussionen.

Die 21. Bundestagswahl ist vorbei - die Stimmung je nach Ort unterschiedlich. Während die SPD im Cuxland ihre Niederlage zur Kenntnis nehmen musste, dürfte in einigen Wohnzimmern in Hemmoor wohl die Freude groß gewesen sein. Denn dort erhielt die neue zweitstärkste Kraft, die AfD, einen großen Zuspruch, wie die Ergebnisse zeigen.

Während in der Stadt Cuxhaven vor allem die CDU (28 Prozent) und die SPD (27,4 Prozent) dominieren und die AfD mit 17 Prozent ins Spiel kommt, zeigt sich in Hemmoor ein anderes Bild: Hier liegt die AfD mit 23,7 Prozent nur einen halben Prozentpunkt hinter der zweitplatzierten SPD, während die CDU mit 27,9 Prozent weiterhin die Nase vorn hat.

AfD gewinnt in fünf Wahlbezirken der Samtgemeinde Hemmoor

Ein genauerer Blick zeigt, welcher Wahlbezirk in Hemmoor seine Stimmen wie gewichtet hat. Im Wahlbezirk Warstade II stimmten über 34 Prozent der knapp 850 Wähler für die AfD, im benachbarten Wahlbezirk Warstade I waren es gut zwei Prozentpunkte weniger. In beiden Fällen beträgt der Abstand zur nächststärksten Partei rund zehn Prozent. Auch in den Wahlbezirken Hechthausen I, Westersode und Basbeck II geht die AfD als Partei mit den meisten Wählerstimmen hervor.

Ehepaar freut sich über das Wahlergebnis

Am Montag nach der Wahl berichtete ein Ehepaar, das die Bundestagswahl gemeinsam im Fernsehen verfolgt hatte: "Wir haben uns gestern sehr über das Wahlergebnis gefreut." Der Mann betonte: "Klar ist, dass es so nicht weitergehen kann." Er selbst habe zwar nicht die AfD gewählt, könne aber die Beweggründe derer, die diese Partei gewählt haben, nachvollziehen. Das Thema Migration spiele für ihn aber nur eine untergeordnete Rolle - wirtschaftliche Fragen stünden für ihn im Vordergrund.

Linken-Wählerin enttäuscht vom Ausgang der Wahl

Die 23-jährige Jarla, die ihre Stimme den Linken geschenkt hat, macht keinen Hehl aus ihrer Enttäuschung über das Wahlergebnis. Sie ist von der zukünftigen Stärke ihrer Partei überzeugt: "Ich denke und hoffe, dass die Linken es den Rechten jetzt ordentlich schwer machen." Wie es zu einem solchen Wahlergebnis in Hemmoor kommen konnte, darüber kann sie nur mutmaßen: "Das sind einfach all die Leute, die jahrelang CDU gewählt haben und jetzt entweder nicht von ihrem Kurs abweichen wollen oder sich von den falschen Quellen beeinflussen lassen."

Junge Wähler wählen rechts und links

Eine Statistik der Tagesschau zur 21. Bundestagswahl zeigt, dass die jungen Wählerinnen und Wähler zwischen 18 und 24 Jahren vor allem die Linke mit 25 Prozent der Stimmen bevorzugen - ein Plus von 17 Prozentpunkten im Vergleich zur Bundestagswahl 2021. Doch dicht dahinter folgt schon die AfD, die in dieser Gruppe 21 Prozent der Stimmen erhielt, ein Plus von 14 Prozentpunkten im Vergleich zur vorigen Bundestagswahl.

Jarla selbst kenne in ihrem Freundeskreis niemanden, der die AfD wählt. "Aber natürlich hört man hier und da mal Äußerungen von Leuten, wo man dann schon mal glaubt, dass die sich auch entsprechend positionieren würden."

Migration sei kein Thema

Besonders bedauerlich finde sie, dass Migration immer wieder als Grund für die Wahl der AfD genannt wird und kaum ein anderes Thema so viel Aufmerksamkeit bekomme: "Man muss keine zwei Minuten googeln, um herauszufinden, dass Migration nichts mit steigender Kriminalität zu tun hat".

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