
"Zementmuseum Hemmoor": Sanierung nimmt nun doch Fahrt auf
Es ist wie bei einem alten Auto, das nicht anspringt. Erst passiert nichts, doch dann nimmt es doch Fahrt auf. So wie beim Zementmuseum in Hemmoor: Lange Zeit fremdelten die Kommunalpolitiker mit der Sanierung, doch jetzt startet man dort durch.
Dabei war bereits vor zwei Jahren bekannt, dass für die beantragte Museumssanierung ein Betrag von 300.000 Euro aus Fördermitteltöpfen zur Verfügung steht. Doch die Diskussion darüber, wie und in welcher Weise das Projekt angepackt werden sollte, genoss im Stadtrat - gelinde gesagt - nicht gerade eine herausragende Stellung.
"Rückbau sowie eine Entsorgung"?
Warum der Rat diese Zurückhaltung übte? Da gab es verschiedene Interpretationen, aber unter dem Strich keinen klaren Handlungsauftrag an die Verwaltung. Im Rathaus reagierte man verständlicherweise gereizt auf die Hinhalte-Taktik (oder Ignoranz) der Politik. Das änderte sich, als eine Verwaltungsvorlage verschickt wurde. "Sollte sich gegen den Erhalt des Zementmuseums und der Schute ausgesprochen werden, ist ein entsprechender Rückbau sowie eine Entsorgung erforderlich", teilte die Verwaltung mit.
Anscheinend war diese klare Ansage für die weitere Diskussion von erheblicher Bedeutung. Im September vergangenen Jahres stand das Thema plötzlich im Mittelpunkt einer Fachausschusssitzung. Von einem "Dornröschen-Schlaf" des Museums war ebenso die Rede wie von einer "Schrottecke" Hemmoors und der Ruf nach einem "lebendigen Museum, um in die Geschichte eintauchen zu können", wurde laut.
Zementproduktion prägte die Oste-Region
Bei dieser "Geschichte" geht es um einen dominanten Wirtschaftszweig Hemmoors über viele Jahrzehnte hinweg. Die Zementproduktion an der Oste prägte den Landstrich, gab Generationen von Beschäftigten bei der "Hemmoor-Cement" einen sicheren Arbeitsplatz, bis schließlich die Produktion 1983 endgültig stillgelegt und das Werk geschlossen wurde. Zwei Jahre später begannen die Abbrucharbeiten.
"Schute 3" liegt auf dem Trockenen
Um an diese Epoche Hemmoors zu erinnern, war das Zementmuseum mit zahlreichen Exponaten konzipiert worden. Ein besonderer Blickfang: die "Schute 3", mit der der Handel per Schiff über die Oste betrieben wurde und die eigentlich als Schmuckstück das Museumsgelände zieren sollte. Doch die Schute ist ein Sinnbild dafür, wie es um den gesamten Museumsbereich bestellt ist. Der Rost nagt an dem "trockengelegten" Schiff. In der Umgebung sieht es nicht besser aus. Die meisten Exponate sind nicht adäquat gepflegt worden, der Rost erobert sich seinen Stammplatz, es wuchert in den Grünbereichen und die Aufenthaltsqualität des "Museums" tendiert gen Null.
Doch das soll sich jetzt ändern. Mit Verzögerung nimmt sich die Stadt der Sanierung dieses Areals nun an, möchte gerne die 300.000 Euro als Fördermittel in Anspruch nehmen und ist ihrerseits bereit, noch rund 130.000 Euro als Eigenanteil zu finanzieren. Enthalten im Paket wäre nicht nur die Aufarbeitung von Exponaten, sondern auch die Verschönerung der "Schute 3" - zumindest optisch. Die darin enthaltene Ausstellung steht bislang nicht an. "Aber die Schute hat natürlich eine gewisse Strahlkraft für das ganze Museum", so Stadtdirektor Jan Tiedemann.
"Museumspädagogisch der richtige Weg"
Dessen Stellvertreterin Karina Kramer verweist darauf, dass das Museumskonzept auch mit Experten abgestimmt worden sei: "Die haben uns bescheinigt, dass wir auch museumspädagogisch den richtigen Weg einschlagen. Es handele sich um eine gute Vorgehensweise", sagt sie.
Ist das gesamte Projekt aber auch finanzierbar? Nach der Ausschreibung der Erd- und Pflasterarbeiten der Außenanlagen macht sich Aufbruchstimmung breit. Mit rund 84.000 Euro hat das Angebot weit unter den Kostenschätzungen gelegen. Ob das reicht, um den Kostenrahmen einzuhalten oder sogar noch zu senken und damit den Eigenanteil der Kommune zu reduzieren, wird sich zeigen.