Fehlende Drehleitern im Kreis Cuxhaven: Millionenschwere Feuerwehr-Offensive geplant
Die Diagnose: Es gibt einen Fehlbestand an Drehleiterfahrzeugen. Die Therapie: Der Landkreis will in Kooperation mit Kommunen drei Drehleitern anschaffen und damit die Schlagkraft der Feuerwehren im Cuxland erhöhen. Doch es gibt noch Fragezeichen.
Die Nachfrage nach mobilen Drehleitern ist bei Einsätzen der Feuerwehren ein immer bedeutenderer Faktor geworden. In komplexen Lagen funktioniert ohne diese "Hilfe von oben" nichts mehr. Das gilt für die Menschenrettung aus größerer Höhe ebenso wie für die Brandbekämpfung. Nur zwei Beispiele sind die Brände im vergangenen Jahr bei einem Lamstedter Wohnmobilhändler oder in diesem Jahr in einem Otterndorfer Gewerbeunternehmen, dessen Hallen mit Solarmodulen bedeckt sind. In beiden Fällen waren Drehleitern im Einsatz; allerdings mussten die aus Cuxhaven oder benachbarten Landkreisen angefordert werden.
"Leihgeschäft" kann problematisch sein
Dabei kann es durchaus zu Engpässen kommen. In der Stadt Cuxhaven sind zwar zwei dieser Spezialfahrzeuge mit einer Leiterhöhe von 23 Metern bei einer Ausladung von zwölf Metern vorhanden (Berufsfeuerwehr und Feuerwehr Döse); auch in der Stadt Langen existiert ein Fahrzeug. Doch das Problem: Sie stehen nur zur Verfügung, wenn sie nicht im eigenen Zuständigkeitsbereich benötigt werden.
Zudem wird in einer Stellungnahme der Kreisfeuerwehrführung das Anfordern von Drehleitern aus benachbarten Landkreisen vielfach als "zeitkritisch" bezeichnet. Die Nutzung der Drehleiter aus Langen und Bremerhaven sei nur in Ausnahmefällen in anderen Kommunen möglich, "um den eigenen Schutz nicht zu gefährden". Per Brandschutzgesetzen in Niedersachsen und Bremen ist zudem festgelegt, dass eine "nachbarliche Hilfe" nur in einem Umkreis von 15 Kilometern Luftlinie zu gewähren sei.
Drei Bereiche - drei Drehleitern
In der Kreisfeuerwehrführung, die ein mehr als 20-seitiges Papier zu der Gesamtproblematik verfasst hat, wird daher auf die Notwendigkeit einer Anschaffung weiterer Drehleitern in den Brandschutzabschnitten des Kreisgebietes (außer der Stadt Cuxhaven) verwiesen. In jedem der drei Brandschutzabschnitte Cuxhaven-Ost (entspricht dem Altkreis Land Hadeln), Süd und Nord sei daher eine Stationierung einer Drehleiter notwendig, um die Effektivität bei Brandeinsätzen oder Menschrettung aus großer Höhe zu steigern.
Dabei geht es nicht nur um die räumlichen Distanzen im Flächenlandkreis Cuxhaven, sondern vielmehr auch um die anhaltend hohen und wahrscheinlich noch steigenden Einsatzzahlen (nicht zuletzt verursacht durch die klimabedingten Umweltveränderungen und die wachsende Zahl größerer Gewerbeunternehmen).
Drehleitern sind demnach bei vielen Einsatzlagen unverzichtbar in einem modernen Feuerwehrwesen. Wenn zum Beispiel bei Unwettern Bäume auf Gebäude stürzen und beseitigt werden müssen, sei dies per Drehleitereinsatz besser und auch sicherer für die Feuerwehrleute möglich. Bei Bränden sei es häufig angesichts der "enormen Wärmestrahlung" schwierig, sich am Boden nah genug einem brennenden Gebäude zu nähern, um das Feuer zu bekämpfen.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt? Noch nicht ganz, aber der Kreistag und die Verwaltung sind sich weitgehend einig, dass etwas passieren muss und wird. So steht die Summe von rund drei Millionen Euro im Raum, um drei Drehleitern aus Kreismitteln zu beschaffen und sie dann den Kommunen zur Verfügung zu stellen, die sich anschließend um die laufende Unterhaltung, Ausbildung, Reparaturen, Einsätze sowie den Verdienstausfall kümmern sollen. Eine genaue Finanzvereinbarung ist zwischen Kreis und Kommunen jedoch noch nicht abgeschlossen worden.
Hemmoor statt Cadenberge
Mehr Klarheit gibt es dagegen hinsichtlich der Standorte. Neben Langen und Loxstedt deutet sich an, dass eine Drehleiter im Hadler Brandschutzabschnitt voraussichtlich am neuen und gemeinsam genutzten Feuerwehrhaus Althemmoor/Westersode stationiert wird. Zunächst war auch Cadenberge noch im Gespräch, aber nach Abwägung verschiedener Parameter scheint Hemmoor die bessere Alternative zu sein. Einer der Gründe ist die größere "Mannstärke" der beiden Wehren im Vergleich zu Cadenberge. Um die Drehleiter einsetzen zu können, ist eine Zusatzausbildung bestimmter Feuerwehrleute notwendig.
Ob das Konzept so umgesetzt wird, muss sich noch zeigen: Der Landkreis kündigte eine "intensive Klärungs- und Abstimmungsphase mit den einzelnen Kommunen" an.