Nach 40 Jahren ist (fast) Schluss: Hadler DRK-Geschäftsführer verabschiedet
Otterndorf/Cuxhaven. Er hat früh Verantwortung übernommen, jetzt gab er sie nach rund 40 Jahren ab: Der Hadler DRK-Geschäftsführer Hartmut Ahlf ist (Un-)Ruheständler.
Er dürfte der Rekordhalter in Niedersachsen sein: 1983 wurde Hartmut Ahlf (67) aus Neuenkirchen zum Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Land Hadeln berufen - und blieb es bis vor wenigen Tagen. Doch jetzt verabschiedete er sich in den Ruhestand. Der Hemmoorer Volker Kamps, der Ahlf in den letzten Jahren bereits gemeinsam mit ihm als Geschäftsführer die hauptamtlich geführten DRK-Gesellschaften mit rund 1250 Beschäftigten koordinierte, übernimmt nach dem Kreisverband Cuxhaven nun auch die Amtsgeschäfte im ehrenamtlichen Bereich des Hadler Bereichs. Doch so ganz lässt Ahlf das DRK dann doch nicht los: Er wird sich als Projektmanager um das größte DRK-Bauvorhaben in dessen Geschichte kümmern: den Neubau des Seniorenheimes in Otterndorf für knapp 20 Millionen Euro.
1977 war für Ahlf ein Sprung ins kalte Wasser. Eigentlich hatte er sich beim DRK-Kreisverband Land Hadeln in Otterndorf nur beworben, um "anfallende buchhalterische und die damit verbundenen Arbeiten zu erledigen". Doch daraus wurde binnen kurzer Zeit mehr: Da sich der damalige Geschäftsführer früher als gedacht in den Ruhestand verabschiedete, setzte der damalige DRK-Vorsitzende Martin Steffens auf Ahlf und wurde bei dessen beruflicher Weiterentwicklung und Ernennung zum Geschäftsführer im Jahre 1983 für ihn zum Mentor.
Nur rund 50 hauptamtliche Beschäftigte waren damals beim DRK angestellt. Inzwischen sind es 1250. Der Grund: Ahlf trieb gemeinsam mit seinem Cuxhavener Geschäftsführerkollegen Uwe Schulz und den beiden Präsidien die Gründung einer sogenannten "gGmbH" vor genau 20 Jahren voran, in der die hauptamtlichen Aktivitäten - vom Rettungsdienst über die Kindergärten, Sozialstationen und Seniorenheime bis hin zu den Tagespflegeeinrichtungen - gebündelt wurden. Als ein "wegweisendes und beispielgebendes Erfolgs- und Zukunftsmodell" bezeichnete DRK-Landesgeschäftsführer Dr. Ralf Selbach im Rahmen der Verabschiedung in Otterndorf diesen damals "mutigen Schritt", der auch beinhaltet habe, dass die beiden ehrenamtlich tätigen DRK-Kreisverbände Land Hadeln und Cuxhaven ihre Selbstständigkeit bewahrt hätten und weiterhin haben.
"Ein kritischer Wegbegleiter"
Zugleich betonte Selbach, dass Ahlf auch auf Landesebene durch seine Netzwerkarbeit in etlichen Gremien und Organisationen die Interessen der Kreisverbände mit ihren haupt- und ehrenamtlichen Bereichen vertreten habe. Der Umgang mit dem Landesverband sei fair und zielgerichtet gewesen, aber dennoch nicht immer einfach: "Hartmut Ahlf war in seinen Funktionen immer ein kritischer Wegbegleiter." Zugleich verwies er auf dessen "Alleinstellungsmerkmal": Während beim DRK durchschnittlich nach 15 Jahren Wechsel auf Geschäftsführerposten vollzogen würden, liege er mit seiner Amtszeit von rund 40 Jahren weit darüber.
Bernd Anders ist Geschäftsführer des Blutspendedienstes NSTOB, war Selbachs Vorgänger und hat ähnliche Erinnerungen gemacht: "Hier in Land Hadeln ist das DRK so, wie man es sich vorstellt. Und Ahlf ist ein Mensch, der hinter all den Zahlen, mit denen er umgehen musste, auch die Menschen - ob im Ehren- oder Hauptamt - nicht vergaß."
Werner Otten weiß, wovon Anders sprach, denn er ist Präsident des DRK-Kreisverbandes Land Hadeln. Ahlf sei ein "Glücksfall" für das DRK in der Region gewesen. Er habe es geschafft, für eine solide Basis zu sorgen und gleichzeitig die Aufgaben von Haupt- und Nebenamt zu verknüpfen. Die Zusammenarbeit mit den Rotkreuzlern aus Cuxhaven sei freiwillig und ohne Handlungszwänge erfolgt. Und gerade dies habe für den Erfolg und die solide Grundlage der DRK-Arbeit bis heute gesorgt. So sei es gelungen, zahlreiche Bauvorhaben und Ideen auch wirtschaftlich umzusetzen, ohne dabei die ehrenamtliche Arbeit zu vernachlässigen. Angesichts seiner Verdienste zeichnete Otten ihn als "Ehren-Kreisgeschäftsführer" aus.
Zusammenarbeit ist wichtig
Ahlf sei es - im Gegensatz zu anderen Kreisverbänden in Niedersachsen und darüber hinaus - auch gelungen, über Jahre hinweg einen Nachfolger aufzubauen. Volker Kamps aus Hemmoor fing zunächst als "Projektmanager" beim DRK an, bevor er nach und nach in die Geschäftsführer-Ebene aufstieg. Kamps selbst nannte es als "große Ehre und Herausforderung", künftig die Spitzenposition im DRK-Kreisverband Land Hadeln wahrzunehmen. Er selbst bezeichnete Kollegen und Freund als "lebende Legende" im DRK, vergaß aber humorvoll auch nicht, auf die dann doch vorhandenen Ecken und Kanten seines Vorgängers hinzuweisen.
Das Schlusswort bei der Veranstaltung gebührte natürlich Ahlf selbst. Er betonte mehrfach, wie sehr ihm gerade die Zusammenführung von haupt- und ehrenamtlichen Aktivitäten am Herz gelegen habe. Nur dadurch seien auch die vielen Initiativen - von der "Hilfe für Charlott" über die "Winterhilfe für Bedürftige" bis hin zu der Unterstützung von Flutopfern - möglich gewesen. Sein Fazit nach 40 Jahren: "Nichts geht allein. Ohne Zusammenarbeit leistet man nichts."