
Kreis Cuxhaven: Was Hundehalter im Wolfsgebiet beachten sollten
Wie verhalten sich Hundehalter in Wolfgebieten im Kreis Cuxaven richtig? Der Haushund stammt schließlich vom Raubtier Wolf ab. Das kann bei einer Begegnung zu Konflikten führen.
Es herrscht Verunsicherung. Viele Hundehalter machen sich Gedanken, wie sie sich in einem Wolfsgebiet - und dazu zählt der Kreis Cuxhaven mit mehreren nachgewiesenen Wolfsterritorien - wie sie sich bei einer möglichen Begegnung mit dem Wolf richtig verhalten. Schließlich stammen alle Haushunde vom Wildtier Wolf ab.
2016 kam es laut Nabu zu einem außergewöhnlichen Vorfall, als ein Hund in Niedersachsen von einem Wolf gebissen wurde, obwohl dieser sich in der Nähe seiner Besitzer aufhielt. Dieser Wolf MT6 - bekannt auch als "Kurti" war der erste Wolf in Deutschland, der im Rahmen des Wolfsmanagements getötet werden musste. Er hatte zuvor wenig natürliches scheues Verhalten gegenüber Menschen gezeigt. Nachdem er einen Hund angegriffen hatte, erschien seine Nähe zu Menschen zu gefährlich; der Wolf wurde behördlich zum Abschuss freigegeben und am 27. April 2016 im Heidekreis erlegt. Wenn es um Angriffe auf Hunde geht, können laut Nabu auch Krankheiten eine Rolle spielen: 2017 habe ein Wolf in Sachsen zwei Hofhunde angegriffen und getötet. Der Wolf litt an der Milbenkrankheit Räude.
"Sich groß machen und laut werden"
"Wenn ein Wolf oder mehrere Tiere in Sicht kommen, würde ich empfehlen, sich groß zu machen und laut zu werden und sich langsam mit dem Hund an der Leine rückwärts zu begeben", sagt Dr. Pierre Grothmann, Wildtierarzt und Leiter des Wingster Waldzoos. Hunde sollten zum Schutz am besten angeleint beziehungsweise nah beim Menschen sein - und nicht zu weit weg allein im Unterholz strolchen. Denn die Wölfe würden wohl in der Regel Spaziergänger eher aus dem Dickicht heraus beobachten.
Vorfälle, bei denen Hunde von Wölfen angegriffen wurden, seien in Deutschland extrem selten, heißt es seitens des Nabu. Für Angriffe auf Hunde gebe es verschiedene Ursachen: So würden Wölfe das eigene Territorium gegen fremde Wölfe verteidigen. Hunde sind die domestizierten, also an den Menschen gewöhnten, Artgenossen des Wolfes. Deshalb kann es vorkommen, dass ein Hund einen Wolf als Eindringling wahrnimmt.
Bei einem Rudel werde jeder andere Artgenosse aus dem eigenen Territorium vertrieben, manchmal endet solch ein Kampf sogar tödlich, erläutert Dr. Pierre Grothmann. Ob von ihnen allerdings auch kleinere Hunde als Artgenossen gesehen werden, könne er nicht sagen, aber ein Schäferhund oder andere größere Hunde mit Sicherheit. Wenn ein Hund abseits seiner Halter unterwegs ist, können Wölfe ihn so nicht seinen Menschen zuordnen. Hundehalter, die im Wolfsgebiet unterwegs sind, sollten ihren Hund in der Nähe oder am besten nahe bei sich an der Leine führen. Im Zweifelsfalle würde er den Hund allerdings aus eigener Sicherheit laufen lassen - "ich würde mich niemals zwischen den Hund und einen Wolf stellen".
Christin Schwiemann aus Lamstedt ist Jägerin und Vorsitzende des Jagdgebrauchshundverein Niederelbe. "Mit unseren ausgebildeten und geprüften Hunden begeben wir uns in anderen Gebieten als bei den üblichen Gassirunden", beschreibt sie. Unter den Jagdhundehaltern in dieser Region macht sie eine relative Unaufgeregtheit in Bezug auf mögliche Begegnungen mit dem Wolf aus. Sie schätzt, das liege sicherlich daran, dass es in der Umgebung - anders als in der Lüneburger Heide - noch zu keinen bekannten Aufeinandertreffen von Hund und Wolf in freier Wildbahn gekommen sei.
Ein Jagdhund sollte niemals für ein Wolfszeichen gelobt werden
Richtlinie im Umgang mit dem Wolf sind für Jagdhundehalterin Schwiemann die Verhaltensempfehlungen vom Deutschen Jagdverbands, die unter "Hundearbeit in Wolfsgebieten" herausgegeben worden sind. Darin gibt es Hinweise zur Planung und Durchführung einer Jagd oder Nachsuche. Als besonders wichtig wird darin zum Beispiel herausgestellt, dass in der Paarungszeit von Januar bis März geraten wird, die Hunde im Wolfsgebiet an der Leine zu lassen. Treiber sollen sich durch lautes Rufen bemerkbar machen. Wölfe hätten so die Möglichkeit zum frühzeitigen Rückzug. Um ein Aufeinandertreffen mit dem Wolf während einer Bewegungsjagd zu minimieren, sollten die Jagdhunde erst 30 Minuten nach Beginn des Treibens geschnallt werden. Der DJV weist darauf hin, einen Jagdhund niemals für das Anzeigen von Wolfsspuren zu loben. Es dürfe zu keiner positiven Verknüpfung kommen. Bei der Nachsuche müsse beachtet werden, dass vom Wolf in Besitz genommenes Wild ihm zu überlassen sein.
Das Umweltministerium gibt folgende Empfehlungen
Aus dem niedersächsischen Umweltministerium in Hannover, das zuständig ist für das Wolfsmanagement, gibt es seitens der Sprecherin Lotta Cordes diese Ratschläge: "In bekannten Wolfsterritorien wird empfohlen, Hunde anzuleinen oder mindestens darauf zu achten, dass die Tiere immer in Rufweite sind und auf Zuruf gehorchen." Hundehalterinnen und -halter sollten bei Wolfsbegegnungen folgende Dinge beachten:
Ruhe bewahren, den Hund zu sich rufen und anleinen.
Den Hund nahe bei sich behalten und versuchen ihn ruhig zu halten.
Nicht wegrennen, sondern langsam rückwärts gehen.
Wenn das Tier wider Erwarten auf den Hundehalter und Hund zukommt, anhalten.
Es sollte versucht werden, den Wolf durch Rufen und Klatschen einzuschüchtern.
Sollte der Wolf dennoch auf den Hundehalter und Hund zukommen, dann sollte mit Stöcken, Steinen oder Ähnlichem nach ihm geworfen werden.
Bei geringer Distanz und günstigen Windverhältnissen wäre der Einsatz eines Tierabwehrsprays gegebenenfalls empfehlenswert.