Kreishaus Cuxhaven: Das steckt hinter der inklusiven Renovierung
Die Sitzungssäle im Kreishaus Cuxhaven erhalten nach 41 Jahren eine inklusive Frischzellenkur. Neue Möbel, barrierefreie Zugänge und technische Verbesserungen stehen bevor, um den Ansprüchen an moderne Inklusion gerecht zu werden.


Die Ausstattung im großen sowie kleinen Sitzungssaal im Kreishaus Cuxhaven ist zwar höchst gediegen mit viel Massivholz, aber mittlerweile deutlich in die Jahre gekommen. Kein Wunder: Es ist immer noch die Ersteinrichtung - sie stammt aus dem Jahr 1984 und ist also 41 Jahre alt. Nun wird aufgemöbelt - und dies buchstäblich. Während das hochwertige Holz die Zeit hervorragend überstanden hat, sind andere Macken und Mängel offensichtlich.
Die braun-beigen Polster der wuchtigen Stühle sind sichtbar durchgesessen, sie und die soliden Holztische gestalten sich als viel zu schwer, um sie mal eben verrücken zu können, und den beigefarbenen Teppichboden verunstalten zahlreiche Flecken. Aber das Wichtigste: Vor allem der große Sitzungssaal, in dem der Kreistag regelmäßig seine Entscheidungen trifft, ist nicht barrierefrei und passt schon damit nicht in die Zeit. Ans Rednerpult auf dem Podest kommt zum Beispiel nicht jeder, weil dort Treppenstufen zu überwinden sind. Die Tische haben eine hohe Qualität, aber können nicht mit dem Rollstuhl unterfahren werden. Auch akustisch benötigt der Raum Verbesserungen. Abhilfe ist aber in Sicht. Ab Oktober stehen umfangreiche Arbeiten auf dem Programm, um die Sitzungssäle aufzumöbeln und inklusiv zu gestalten.
Beirat hatte Beratungsrecht
Mehr als ein Wörtchen mitzureden hat dabei Jürgen Wintjen, Vorsitzender des Beirates für Inklusion im Landkreis Cuxhaven. "Dafür haben wir lange gekämpft und schon zu Landrat Bielefelds Zeiten angeschoben, aber erst mit dem neuen Landrat Thorsten Krüger ist ein anderes Denken für mehr Inklusion eingezogen", konstatiert der Beiratsvorsitzende. Und er freut sich sehr darüber, dass die Vorschläge des Beirates aktiv in die Planung aufgenommen worden sind. Der Beiratsvorsitzende nimmt ebenfalls an den Bieterpräsentationen für das Mobiliar teil, sodass der Inklusionsbeirat sogar mitentscheidet: "Das ist ganz toll - selbstverständlich ist das nicht."
Die Sitzungssäle werden nicht nur von der Politik genutzt - hier finden auch öffentliche Veranstaltungen statt - von Blutspenden bis Infotage. Landkreis-Pressesprecherin Simone Starke und Carina Kattenberg vom Bereich Liegenschaften machen gegenüber unserem Medienhaus deutlich: "Der Fokus der Gesamtmaßnahme liegt auf technischen und gestalterischen Verbesserungen", In der Gesamtmaßnahme sind ihnen zufolge die folgenden inklusionsgerechten Maßnahmen geplant: Das Rednerpult wird ebenerdig montiert und zusätzlich schwenk- und höhenverstellbar. Die Bühne bekommt zusätzliche Handläufe. Für einen barrierefreien Zugang zur Bühne wird eine elektrisch betriebene Treppe/Hebebühne eingebaut. Die Stufen werden mit sichtbaren Antirutsch-Kantenprofile versehen.
Einbau einer aktiven Hörunterstützung
Zum Einbau kommt zudem eine aktive Hörunterstützung sowie Maßnahmen zur Verbesserung der Raumakustik. Auf der Zuschauerempore wird ein Teil der Tribüne demontiert; dort entstehen Flächen für Rollstuhlfahrer. Im kleinen und großen Sitzungssaal werden die Tische unterfahrbar sein. Die Stühle erhalten Armlehnen zum Aufstützen. Und auch das Öffnen der schweren Türen wird künftig einfacher, wenn sie mit einem Antrieb versehen sind.
Im Zuge dieser Renovierungsarbeiten erfolgt ebenfalls eine bauliche Umgestaltung beim Behinderten-WC im Erdgeschoss. Dort vorgenommen werden soll der Einbau einer Notrufanlage, die Erweiterung um eine Liege, Einbau einer Dusche sowie eine Verbreiterung der Tür. In die inklusionsgerechten Maßnahmen werden rund 100.000 Euro fließen, hieß es seitens des Landkreises. Was mit den ausrangierten Tischen und Stühlen geschieht, darüber sei noch keine Entscheidung gefallen. Und wo tagt der Landkreis während der Bauphase? Es handele sich in dem Zeitraum um nur eine Sitzung, die am 3. Dezember im Lindenhof-Saal in Langen stattfinden wird, teilt Sprecherin Starke mit.
"Erster Schritt in die richtige Richtung"
Für den Inklusionsbeauftragten Wintjen ist die inklusive Umgestaltung der Sitzungssäle und der Sanitäranlage nur "der erste Schritt in die richtige Richtung. Er kündigt an: "Wir werden darauf weiter unser Augenmerk richten." Im Kreishaus und den kreiseigenen Einrichtungen gebe es in Sachen Inklusion noch eine Menge zu tun: "Da ist noch viel Luft nach oben."