
"Sind das A und O": Jäger aus Cuxhaven und Hadeln ärgern sich über neues Jagdrecht
Die Novellierung des Jagdrechts in Niedersachsen sorgt für Unmut bei Jägern in Cuxhaven und Hadeln: Sie fürchten ein schleichendes Jagdverbot und kritisieren deutlich eine Einschränkung.
Fast scheint es, als ginge es bei der Novellierung des niedersächsischen Jagdrechts nicht um eine Verbesserung bestehender Gesetze, sondern um ein schleichendes Jagdverbot. So zumindest empfinden es die rund 60.000 Jägerinnen und Jäger im Land.
Die Jägerinnen und Jäger sind massiv über das verärgert, was da im Landwirtschaftsministerium in Hannover ausgeheckt worden ist. Und deshalb gehen sie auf die Straße. Die Landesjägerschaft hat zur Demonstration gegen die Änderung des Jagdgesetzes am 30. Januar in Hannover aufgerufen. "Vielen Menschen ist wahrscheinlich überhaupt nicht klar, was die Gesetzesnovelle bedeutet", sagt Henry Helck vom Jagdgebrauchshundverein Niederelbe. "Das betrifft den gesamten ländlichen Raum." Deshalb hoffen er und seine Mitstreiter, dass sich auch Nichtjäger, insbesondere die Landwirte, dem Protest in Hannover anschließen.
Ideologische Scheuklappen und Salamitaktik
Dabei erscheint eine Änderung des Jagdgesetzes alles andere als notwendig, denn es wurde erst 2022 überarbeitet. "Damals galt es als das beste und modernste Landesjagdgesetz", so Armin Knoll, 1. Vorsitzender der Deutsch-Langhaargruppe Nord. "Es hieß, dass damit für Jahrzehnte Ruhe wäre." Doch nun zeige sich, dass mit ideologischen Scheuklappen und per Salamitaktik versucht werde, die Niederwildjagd in Niedersachsen praktisch zum Erliegen zu bringen, glaubt Henry Helck. Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte (Grüne) lasse sich vor den Karren einiger Tierschutzorganisationen spannen, die das Ziel verfolgten, die Jagd in Etappen komplett abzuschaffen.

Hunde sind für die Jagd unentbehrlich
Ganz anders sieht es die Ministerin: Der Änderungsentwurf des Ministeriums solle "insbesondere Tierschutz-Aspekte bei der Jagdausübung in den Vordergrund stellen, sowie ökologische, wildbiologische und ethische Kriterien stärker berücksichtigen." Konkret bedeutet dies laut Änderungsentwurf unter anderem, dass die Ausbildung und Prüfung von Jagdhunden an lebenden Tieren und die Haltung dieser Tiere - wie etwa Enten, Füchse oder Wildschweine - grundsätzlich verboten werden soll. "Dabei brauchen wir die Hunde für die Jagd. Sie sind das A und O", so die 1. Vorsitzende des Jagdgebrauchshundvereine Niederelbe, Christin Schwiemann. Alle Methoden, um Hunde an den Umgang mit lebenden Wildtieren zu gewöhnen - Schwarzwildgatter, Schwimmspur und Schliefenanlage - seien nachweislich tierschutzkonform, so die Lamstedterin. Das wisse auch die Landwirtschaftsministerin.
"Ohne Übung gibt es keine gute Arbeit", sagt Henry Helck. "Wir betreiben einen hohen Aufwand, um die Naturlandschaft zu erhalten, Biotope zu schaffen, Wildtiere zu schützen und ihnen Lebensraum zu geben. Die Jagd ist nur ein kleiner Baustein unserer Tätigkeit. Wir sind immer im Revier und haben den Überblick."
Jagd und Landwirtschaft gehen Hand in Hand
Zu den Aufgaben gehöre etwa auch die Rehkitzrettung im Frühjahr, zum einen, um dem Tier einen elenden Tod durch das Mähwerk zu ersparen, zum anderen aber, damit das Silogras nicht durch Botulismus verseucht wird. Auch der Einsatz bei Wildtierunfällen zähle dazu. Der sei eigentlich gar nicht Aufgabe der ehrenamtlichen Jagdpächter, sondern der zuständigen Straßenbehörde. Doch nur die Jägerschaft sei in der Lage, mit Jagdhunden das verletzte oder verendete Wild zu finden, das nach einem Zusammenstoß mit einem Auto oft flüchte, und gegebenenfalls Schmerzen und Leiden zu beenden. Hinzu komme, dass Jäger durch Bestandsregulierung der Wildschweinpopulation einen Beitrag dazu leisten, dass die Afrikanische Schweinepest (ASP) bislang nicht auf diese Region übergreifen konnte.

"Aber die Jagd gehört eben auch dazu", meint Ralf Robohm, Sprecher der Jagdgemeinschaft Stinstedt. "Aber eine Jagd ohne ausgebildete Hunde ist nicht möglich." So seien zum Beispiel Gänse ohne den Hund nicht jagdbar. Die Jagd auf die Vögel sei aber nötig, weil sie massive Schäden auf den Feldern der Landwirte verursachen würden.
Jägerschaft unzufrieden über Beteiligungsmöglichkeiten
"Frau Staudte hat den Jägerinnen und Jägern die Tür vor der Nase zugeschlagen", sagt Henry Helck. "Wenn sie sich nicht mit uns an einen Tisch setzt, müssen wir eben zu ihr kommen." Anders als vom Landwirtschaftsministerium versprochen, sei die Zusammenarbeit aus Sicht der Jägerschaft diesem Versprechen nicht gerecht geworden. "Am Ende von drei Dialogveranstaltungen müssen wir aber mit Ernüchterung feststellen, dass dieser Dialog einseitig war", beschreibt das Präsidium der Landesjägerschaft Niedersachsen seine Erfahrung mit den Beteiligungsmöglichkeiten am Gesetzgebungsverfahren.
Nutria soll aus der Liste jagdbarer Arten gestrichen werden
Es gibt neben den Einschränkungen bei der Ausbildung der Jagdhunde eine ganze Reihe weiterer Aspekte im Entwurf, die bei der Jägerschaft auf Ablehnung treffen. So sollen die Nutria (Biberratte) aus der Liste jagdbarer Arten gestrichen werden, obwohl sich diese gebietsfremde Art zunehmend ausbreitet. Auch die Jagdausübung auf Raubwild im Naturerdbau soll verboten werden, obgleich dieses ein großes Problem für den Bestand von Wiesenvögeln darstellt. Auch das Töten wildernder Hunde und Hauskatzen soll abgeschafft werden. Die Verbotsliste ließe sich noch weiterführen. Damit die Pläne des Ministeriums nicht Wirklichkeit werden, macht die Landesjägerschaft mobil.