
"Aus der Zeit gefallen": Braucht die Börde Lamstedt ein neues Klärwerk?
Die Kläranlage in Lamstedt stößt an ihre Grenzen. Eine Machbarkeitsstudie soll klären, ob eine Sanierung oder ein Neubau nötig ist, um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden. Infrage käme auch ein Anschluss an die Hemmoorer Kläranlage.
Teichkläranlagen waren über Jahrzehnte Stand der Technik. Sie wurden und werden vor allem in ländlichen Gebieten ohne zentrale Kläranlagen eingesetzt. Doch die meisten Anlagen, die seit Jahrzehnten betrieben werden, kommen inzwischen an ihre Grenzen. Das gilt auch für die Kläranlage in Lamstedt.
Die Samtgemeinde Börde Lamstedt hat einen Sanierungsbedarf für die vom Wasserverband Wingst im Auftrag betriebene Anlage erkannt und will handeln. Das Problem: Alter, Beschaffenheit und Größe der Anlage im Jochensweg scheinen den Anforderungen an die Reinigungsleistung, die Bevölkerungszahl, das Gewerbeaufkommen und eine stetig zunehmende Abwassermenge nicht mehr vollständig Rechnung zu tragen. "Wir müssen daher eine strategische Neuausrichtung der Kläranlage vornehmen", sagt Samtgemeindebürgermeister Frank Springer.
Betriebsgenehmigung reicht noch bis 2040
Zwar liege eine Betriebsgenehmigung der Anlage bis ins Jahr 2040 vor, jedoch müsse von einer früheren Sanierungsverpflichtung ausgegangen werden. Um das zu prüfen, erfolgten derzeit regelmäßige Abstimmungen mit dem Wasserverband Wingst und der Unteren Wasserbehörde beim Landkreis Cuxhaven.
Grundsätzlich besteht aufgrund der Erhöhung der Anforderungen zur Abwasserreinigung ein hoher Sanierungs- bzw. Erweiterungsbedarf. Eine große Anzahl von älteren Teichkläranlagen ist aus den verschiedensten Gründen erweiterungsbedürftig. Der Erweiterungsbedarf liegt meist zwischen 20 und 50 Prozent der Bestandsgröße.
Untersuchung weiterer Einleitungspunkte
Im Fall der Lamstedter Anlage, die ihr geklärtes Wasser in den Hornbach abführt, geht es auch um die gewässerökologische Untersuchung weiterer geeigneter Einleitungspunkte in Flüsse, Bäche oder Kanäle in der Umgebung. Hier gibt es allerdings auch Kritik, denn einerseits könnten die Einleitungen mit Zertifizierungen von landwirtschaftlichen Betrieben kollidieren, andererseits könnte ein Konflikt mit der Wasserrahmenrichtlinie, die den Gewässerschutz an die erste Stelle rückt, entstehen.
Erste Untersuchungen zur Gewässergüte und zu den Einleitungsalternativen sollen bereits aktuell durchgeführt werden. Am Ende steht die Frage der wasserrechtlichen Genehmigungsfähigkeit des vorhandenen sowie der möglichen alternativen Einleitungspunkte.
Fördermöglichkeiten werden für Machbarkeitsstudie ausgelotet
Weiterhin werden gemeinsam mit dem Landkreis Fördermöglichkeiten für eine Machbarkeitsstudie ausgelotet. Sie soll erstens eine Sanierung der Teichkläranlage beschreiben, zweitens den Neuaufbau einer Kläranlage an einem alternativen Standort aufzeigen oder drittens - falls sich die beiden ersten Varianten als unwirtschaftlich darstellen sollten - die Möglichkeit eines Anschlusses und der Mitnutzung einer anderen Kläranlage - auf der Hand läge Hemmoor - ins Spiel bringen. Letztere würde dann wiederum Investitionen dort auslösen. Für die Machbarkeitsstudie rechnet der Samtgemeindebürgermeister mit Kosten in Höhe von rund 200.000 Euro.
"Bei der Bewertung müssen wir auch die Erweiterung der Gewerbeansiedlungen in Lamstedt mitberücksichtigen", sagt Frank Springer. Insgesamt sieht der Lamstedter Verwaltungschef Handlungsbedarf bei der Teichkläranlage: "Sie ist aus der Zeit gefallen."
