
Grundschulen in der Samtgemeinde Lamstedt: Entscheidung gegen Schließung
Manchmal müsse man einen halben Schritt zurückgehen, um drei Schritte nach vorn zu machen, so Kerstin Tiedemann, Sprecherin der Bürgerliste im Lamstedter Samtgemeinderat. Gemeint war die Aufhebung der Schließung der Grundschule in Armstorf.
Ursprünglich sollten die zwei Klassen in der Armstorfer Grundschule geschlossen werden - ebenso wie die bereits erfolgte Schließung der Grundschule in Mittelstenahe. Beide sind Außenstellen der Grundschule Börde Lamstedt. Hintergrund ist die Einführung der Ganztagsbetreuung an Grundschulen ab dem Schuljahr 2026/27, die eine zentrale Beschulung erforderlich macht.
Die Kinder sollten dann im Lamstedter Schulstandort am Goosherweg unterkommen. Das stößt allerdings an räumliche und personelle Grenzen und wäre nur machbar, wenn entweder die Gymnastikhalle in Schulräume umgewandelt oder eine Mobilbauklasse errichtet werden würde. Auf die Gymnastikhalle will die Grundschule keinesfalls verzichten.
Für eine Mobilbauklasse wurden bereits rund 800.000 Euro in den Haushalt der Samtgemeinde eingestellt. Doch diese hätte lediglich vorübergehenden Charakter, denn das eigentliche Ziel ist ein Anbau oder Neubau der Grundschule am zentralen Standort in der Schützenstraße. Dafür wurde bereits eine Million Euro für Planungskosten bereitgestellt. Die Planungen seien bereits weit gediehen, so die Verwaltung. Mit einem Baubeginn wird spätestens Anfang 2027 gerechnet. Die Fertigstellung ist für Ende 2029 vorgesehen. Eine teure Übergangslösung mit einer Mobilklasse würde demnach kaum noch Sinn machen und wäre nicht wirtschaftlich.
Teure Mobilbauklasse wäre nicht wirtschaftlich
Daher heißt es nun "Kommando zurück!". Die Außenstelle in Armstorf bleibt vorerst erhalten. "Die Schule in Armstorf ist intakt", sagte Samtgemeindebürgermeister Frank Springer. "Es sagt uns schon der gesunde Menschenverstand, eine hohe sechsstellige Summe nicht zu investieren, wenn wir unser großes Ziel einer neuen Schule im Auge behalten wollen", so Kerstin Tiedemann.
Der Bedarf an Räumlichkeiten für die Grundschulkinder dürfte in der Börde Lamstedt anhaltend hoch bleiben. Die Geburtenrate in der Börde Lamstedt sei beständig, so Frank Springer. Sie betrage etwa 50 Geburten pro Jahr. Der alte Beschluss, den Schulstandort zu schließen, wurde somit vom Samtgemeinderat einstimmig revidiert.
Für die Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern soll außerdem ein Gebäude angekauft und hergerichtet werden. Es handelt sich dabei um den ehemaligen Penny-Markt an der Bremervörder Straße in Lamstedt. Hier soll künftig auch offene Jugendarbeit stattfinden.
Eine weitere Frage ist, wie die Mittagsverpflegung der Kinder im Ganztagsschulbetrieb gesichert werden soll. Laut Bedarfsabfrage bei den Eltern von Erst- und Zweitklässlern ergab sich, dass 37 Prozent der Kinder eine Ganztagsbetreuung wahrnehmen werden. Das entspricht 80 Kindern. Diese würden nicht jeden Tag eine Betreuung benötigen, so dass laut Verwaltung mit einer Betreuung von etwa 60 Kindern pro Tag zu rechnen sei, die auch eine Mittagsverpflegung in Anspruch nehmen werden. Für das Küchenpersonal soll eine Zusammenarbeit mit dem DRK angestrebt werden. Ursprünglich war angedacht, die Mensa der benachbarten Oberschule mitnutzen zu können.
och darüber gab es mit dem Landkreis, dem Schulträger, keine Einigung. Jan Bornemann von der Bürgerliste äußerte seinen Unmut: "Die Mensa ist nur zu 20 Prozent ausgelastet. Das ist völlig unverständlich." Auch für Kerstin Tiedemann ist die Weigerung kaum nachvollziehbar. Als "bedauerlich" bezeichnete Axel Quast von der CSG-Gruppe die Haltung des Landkreises. "Ich bin enttäuscht."
Mittagsverpflegung in der Bördehalle
Als Alternative für das Mittagessen der Grundschüler bieten sich lediglich zwei Gruppenräume in der Bördehalle gegenüber der Schule an. Um dessen Räume für die Verpflegung der Kinder herzurichten, werden etwa 10.000 Euro benötigt. Die Gemeinde Lamstedt als Eigentümerin der Bördehalle hat ihr Einverständnis signalisiert. Manfred Knust (Bürgerliste und Lamstedter Bürgermeister) sagte: "Wir müssen hier eine pragmatische Lösung finden."