Das Quietsche-Entchen soll Innenministerin Daniela Behrens daran erinnern, sich für Lamstedt einzusetzen. Beim sehr gut besuchten Jahresempfang war sie Ehrengast von Frank Springer (l.) und Torsten Wienberg. Foto: Kramp
Das Quietsche-Entchen soll Innenministerin Daniela Behrens daran erinnern, sich für Lamstedt einzusetzen. Beim sehr gut besuchten Jahresempfang war sie Ehrengast von Frank Springer (l.) und Torsten Wienberg. Foto: Kramp
Jahresempfang in der Börde

Darum bekam Innenministerin Behrens in Lamstedt ein Quietsche-Entchen

von Wiebke Kramp | 12.01.2025

Es sind schwierige Zeiten, aber sie sind nicht hoffnungslos. Das wurde beim Neujahrsempfang von Wirtschaft, Verwaltung und Politik in der Börde Lamstedt deutlich. Er fand am Vormittag des ersten verkaufsoffenen Sonntags in Lamstedt statt.

So ein gelbes Quietsche-Entchen ist nicht nur ein Gute-Laune-Garant, sondern in diesem Fall hat es vielmehr Eselsohr-Charakter. Denn es soll die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens (SPD) künftig daran erinnern, die Sanierung des Lamstedter Lambada-Schwimmbades auf ihrer Agenda zu haben.

Die Ministerin war prominente Gastrednerin auf dem gemeinsamen Jahresempfang der Gewerbetreibenden und der Samtgemeinde Börde Lamstedt. Zu diesem begrüßten Torsten Wienberg und Samtgemeindebürgermeister Frank Springer am Sonntagvormittag über 70 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft im Bistro des Möbelhauses Steffens.

Innenministerin Behrens sprach von schwierigen Zeiten. Nach dem Angriffskrieg Putins auf die Ukraine seien die Auswirkungen für jeden spürbar durch eine Steigerung der Energie- und Lebenshaltungskosten sowie der Verunsicherung der Bevölkerung. Ihren ausdrücklichen Dank richtete die Politikerin an die in Politik und Vereinen ehrenamtlich Tätigen. Gerade Kommunalpolitiker seien wichtige Multiplikatoren und sorgten für Orientierung. Populisten hingegen würden nur Angst und Schrecken verbreiten.

 "Es ist wichtig, dass die Anständigen sich unterhaken und die Politik und das Gemeinwesen nicht kaputt machen. Tun Sie Ihre Arbeit weiter, dann haben die Populisten keine Chance", ermunterte Daniela Behrens unter Beifall. Sie kündigte einen neuen kommunalen Finanzausgleich an, der für die Kommunen Verbesserung verspreche. Zudem verwies sie auf die Novellierung des Brandschutzgesetzes mit mehr Unterstützung für diejenigen, die in den Feuerwehren Kinder- und Jugendarbeit leisten. Behrens kündigte im Zuge der Sportstättenförderung an, sich auf die Ertüchtigung von Hallenbädern zu konzentrieren. 25 Millionen Euro stehen dafür im Jahr 2025 in Niedersachsen bereit. Es dürfe nicht sein, dass immer noch jedes dritte Kind nicht schwimmen könne.

Dass Lamstedt auf Ertüchtigung seines maroden Hallenbades und entsprechenden Landesmittel hofft, hatte Frank Springer mit dem Quietsche-Entchen-Geschenk zuvor als unmissverständliche Symbolik deutlich gemacht. Und er kündigte gegenüber der Ministerin an, in der Sache hartnäckig zu bleiben - nicht umsonst werde er von seinem Schwiegervater als Stubenfliege Puck bezeichnet, merkte Springer launig an.

 Zunächst hatte der Samtgemeindebürgermeister den Gästen des Jahresempfangs eine lange Liste vorgetragen, die von Kinderbetreuung bis Bürgergeldausweitung in einer Kommune immense finanzielle Last bedeutet. Aber dennoch ermunterte er und zeigte sich zuversichtlich, dass der Turnaround kommen werde: "Ich glaube, wir schaffen das, mit dem Doppelwumms nach vorn zu kommen."

Die wirtschaftliche Situation nannte Frank Springer herausragend. Mit 4,5 Millionen Euro Gewerbesteuer habe man in der Börde Lamstedt ein Drittel mehr als im Vorjahr erzielt. "Nur wenn Gewerbesteuer fließt, können wir Vorgaben erfüllen und eventuell freiwillige Maßnahmen vornehmen." Seinen Dank sprach er der Politik in den Mitgliedsgemeinden aus, dass der Steuerhebesatz nicht angetastet wird.

Der Samtgemeindebürgermeister hat folgende Aufgaben auf die Agenda geschrieben: Erstellung eines Gewerbeparks, die Schaffung weiterer wirtschaftlicher Entwicklungsmöglichkeiten in Lamstedt sowie in den Mitgliedsgemeinden der Börde, die Weiterplanung von interkommunaler Zusammenarbeit mit anderen Kommunen nach dem Scheitern der Einheitsgemeinde sowie die Vermeidung von Leerstand.

In Sachen Haushalt habe die Börde ihre Hausaufgaben gemacht, aber für eine enorme Kostensteigerung sorgten Forderungen aus Bund und Land vor allem im Bereich von Kita und Schule. Mittelfristig sei ein Grundschulneubau in Lamstedt unumgänglich, kündigte Springer an und rechnet dabei mit einem 20-Millionen-Euro-Projekt. Erste Planungskosten seien bereits eingestellt.

Frank Springer und Torsten Wienberg demonstrierten an diesem Vormittag eine gute, ehrliche und funktionierende Zusammenarbeit und Partnerschaft zwischen Kommune und Wirtschaft.

"Am verkaufsoffenen Sonntag Chancengleichheit gegenüber Onlinehandel"

Wienberg als Vorsitzende von "Börde Lamstedt hat's" unterstrich die Bedeutung der vier verkaufsoffenen Sonntage für die Händler im Ort: "An diesen Tagen haben wir Chancengleichheit gegenüber dem Onlinehandel." Er ging auf die Aktivitäten der örtlichen Wirtschaft ein, wie Märkte oder die große Börde-Tombola, aus deren Erlös Markthütten angeschafft wurden. Der Wirtschafts-Standort in der Börde sei aktuell von schwindender Unternehmerpräsenz und Leerständen betroffen. Den Räten seien die Gewerbetreibenden dankbar, dass die geplante Gewerbesteuererhöhung nicht stattgefunden hat. Sie wünschen sich ein Einfrieren des aktuellen Hebesatzes, weil der Gewerbesteuersatz als Standortvorteil diene.

Eng verzahnt ist laut Wienberg die Zusammenarbeit mit den benachbarten Gewerbevereinen im Altkreis Land Hadeln. Gemeinsame Projekte seien Couponhefte und die Heimatshoppen-Aktion. Als Erfolg bezeichnete er das gemeinsame Wirtschaftsgespräch im Hemmoorer Rathaus zum Thema Wirtschaftsförderung.

Wienberg betonte abschließend: "Erfolgreiche lokale Wirtschaftspolitik ist immer eine Win-win-Situation: die ansässigen Unternehmen zahlen ihre Gewerbesteuer vor Ort und schaffen Ausbildungs- und Arbeitsplätze, unterstützen Vereine und Institutionen für die Menschen in dieser Region."

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Wiebke Kramp

Redakteurin
Cuxhavener Nachrichten/Niederelbe-Zeitung

wkramp@no-spamcuxonline.de

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