
Lamstedter Institution: Norddeutsches Radiomuseum ist nun Geschichte
Ein Museum, das einst Radiofans aus ganz Deutschland anzog, schließt endgültig seine Türen. Was führte zu diesem Ende und was wird mit den historischen Exponaten geschehen? Der Samtgemeinderat der Börde Lamstedt gibt Antworten.
Das Norddeutsche Radiomuseum wird endgültig geschlossen. Eine geplante Wiedereröffnung kam nicht zustande, nachdem es seit 2021 nicht mehr geöffnet hatte. Der Samtgemeinderat der Börde Lamstedt zog auf seiner Sitzung am Montag einen endgültigen Schlussstrich.
Rundgang durch 100 Jahre Rundfunkgeschichte
Im Obergeschoss des "Bördehuus Loomst" wurden seit 2001 mindestens 100 funktionsfähige Exponate aus der Sammlung von rund 800 historischen Radiogeräten des passionierten Sammlers Wolfgang Tenschert gezeigt. Das Radiomuseum bot einen chronologischen Rundgang durch die über 100-jährige deutsche Rundfunkgeschichte. Die Samtgemeinde stellte die Räumlichkeiten dem Museumsgründer Tenschert zur Verfügung. Viele Radiofans kamen nicht nur wegen der einzigartigen Sammlung nach Lamstedt, sondern auch wegen der Radiobörsen, die in der Bördehalle stattfanden. Dort wechselten Geräte und Ersatzteile die Besitzer.
Aufgrund einer Erkrankung musste das Museum zwischen 2007 und 2010 vorübergehend schließen. Wolfgang Tenschert starb im Jahr 2010. Doch es sollte weitergehen. Der Lamstedter Thomas Schult übernahm 2011 zunächst kommissarisch die Museumsleitung und bald darauf auch offiziell. Doch ab 2018 konnten die Öffnungszeiten nur noch nach Vereinbarung eingehalten werden. 2021 ist auch Thomas Schul verstorben.
Keine Einigung mit möglichem Museumsleiter
Seither war das Norddeutsche Radiomuseum an keinem einzigen Tag mehr geöffnet. Versuche einer Wiederbelebung verliefen im Sande. Bis zum vorigen Jahr. Am 1. April 2024 übernahm Arne-Tobias Fischer die Leitung des Museums. Fischer ist seit 30 Jahren unter anderem als freiberuflicher Audio-Produzent, Komponist, Texter und Sprecher für Radiosender tätig. Eine offizielle Wiedereröffnung war für das Frühjahr dieses Jahres vorgesehen. Fischer sorgte im Museum ein wenig für Ordnung, ging dann allerdings für Monate ins Ausland. Nach seiner Rückkehr wurde sich die Samtgemeinde mit ihm nicht über die Höhe der Aufwandsentschädigung und die Öffnungstermine einig. Damit war das Ende endgültig besiegelt.
Publikumsinteresse war zuletzt sehr gering
Bei den Exponaten des Museums handelt es sich um eine Dauerleihgabe von Wolfgang Tenschert. Die Geräte sollen nun an dessen Witwe zurückgehen. Die Besucherzahlen waren in den letzten Jahren, in denen das Museum geöffnet hatte, gering. Es habe laut Samtgemeinde lediglich etwa 50 Interessierte pro Jahr angelockt. Überlegungen, mit geregelten Öffnungszeiten und einer Verknüpfung mit dem Schulunterricht das Interesse zu steigern, wurden nicht weiterverfolgt, weil junge Menschen kaum noch Bezug zu den alten Röhrengeräten haben dürften. Bei der Entscheidung, das Museum zu schließen, spielten aber auch finanzielle Aspekte eine Rolle. Eine wichtige Auflage für die Genehmigung des Samtgemeindehaushalts ist die Reduzierung der freiwilligen Leistungen, zu denen die Führung des Museums zählt. Somit bestand für den Samtgemeinderat keine Alternative zur Schließung mehr. Wie die Räume im Obergeschoss des "Bördehuus" künftig genutzt werden, soll in der nächsten Zeit entschieden werden.