
Rassegeflügelzüchter Michael Bornemann aus Lamstedt: Artenschützer und Europameister
In Lamstedt lebt jemand, der mit einem eher ungewöhnlichen Hobby Großes erreicht hat. Michael Bornemann hat in der Welt der Geflügelzucht fast alles gewonnen. Doch was treibt den 24-Jährigen an, der seine Liebe zu den Tieren schon als Kind entdeckte?
Michael Bornemann begann schon früh, sich mit der Geflügelzucht zu beschäftigen. Das lag an seinem Opa, der schon immer Hühner gehalten hat. "Ich war fünf Jahre alt, als ich mit dem Züchten angefangen habe", erinnerte sich Bornemann und fügte hinzu: "Schon mein Opa züchtete Rassegeflügel, es liegt also in der Familie." Alles fing damals mit den Zwerg-Vorwerkhühnern an. "Die habe ich auch heute noch", erzählt er. Mit diesen Hühnern feierte er 2018 als Jugendeuropameister in Dänemark seinen bisher größten Erfolg. "Mein persönliches Highlight, was die Ausstellungserfolge angeht", so Bornemann, der schon lange im Rassegeflügelzuchtverein Lamstedt aktiv ist.
Mit seiner Kollektion holte er sich nicht nur den Titel des Jugendeuropameisters. Seine beste Henne kam auf 97 Punkte und das Prädikat "Vorzüglich". Das bedeutete die Europamedaille und den Rang eines Europachampions. Für zwei weitere mit "Hervorragend" benotete Tiere gab es das DB-Siegerband Dänemark und einen Ehrenpreis. "Es ist eine tolle Bestätigung für die Arbeit, die man in die Tiere steckt", so Bornemann.
Die Füße waschen und die "Kämme" einölen
Doch wie sieht eigentlich das Jahr eines Rassegeflügelzüchters aus? Im Januar werden die Zuchtstämme zusammengesetzt. Aus den eigenen Zuchttieren werden dann ein Hahn und drei bis fünf Hennen zusammengebracht. Die Eier sammelt man, um sie in der Brutmaschine auszubrüten. "Darin werden die Eier konstant auf 37,8 Grad gehalten und automatisch gewendet", erklärt der Rassegeflügelzüchter.

Die Küken kommen zwischen März und April. "Dann beginnt der Spaß. Es ist schön, die kleinen Federbälle zu sehen, die man aufzieht, kontrolliert, füttert und alles andere, was dazugehört." Danach wird geschaut, welche Tiere für die Ausstellungen geeignet sind. Michael Bornemann hat rund 80 Hühner für die Zucht. Pro Jahr kommen immer circa 600 Küken dazu - bis zu 50 bis 60 Hühner bleiben dann für die Ausstellungen. Die anderen werden unter anderem an Hobbyhalter vermittelt.
Dann folgt im September/Oktober die Schauvorbereitungsphase. "Da werden die Tiere speziell gefüttert, und direkt vor der Ausstellung werden die Füße gewaschen und die "Kämme" eingeölt, damit diese schön glänzen", erklärt Bornemann.

Pro Jahr nimmt er an acht bis zehn Ausstellungen teil. Viele davon im Kreisverband von Cuxhaven bis Jork - also im ganzen Elbe-Weser-Dreieck. "Aber eben auch bei Bundesschauen. Letztes Jahr waren wir in Erfurt bei der Deutschen Meisterschaft", so Bornemann.
Zuletzt war der Lamstedter dort erfolgreich. "Hier wurde ich mit meinen Niederrheiner Blausperbern Deutscher Meister", erzählt Bornemann stolz. Insgesamt hat er vier Rassen. "Die Niederrheiner Blausperber und die Zwerg Niederrheiner Blau habe ich von meinem Opa 'geerbt‘. Die Niederrheiner Blausperber hat er über 60 Jahre und die Zwerg Niederrheiner Blau über 20 Jahre gezüchtet und damit diverse Titel gewonnen", sagt Bornemann. Zuletzt zogen die Niederrheiner Blau 2020 in die Zuchtanlage in Lamstedt ein. Und natürlich hat er immer noch seine Zwerg-Vorwerkhühner.

Er tritt jetzt in die Fußstapfen seines Opas
Ein teures und zeitintensives Hobby. Mit den Hühnern ist Bornemann jeden Tag mindestens zwei Stunden beschäftigt, aktuell in der Zuchtphase sogar etwas mehr. Das alles klingt nach viel Arbeit, ist aber tatsächlich nur ein Hobby. Beruflich geht der gebürtige Lamstedter seiner Arbeit bei der EVB nach, im Bereich Instandhaltungsentwicklung für Schienenfahrzeuge. Nach der Schule machte Michael Bornemann eine Ausbildung zum Landmaschinenmechatroniker und erlangte seine Fachhochschulreife an den BBS Cadenberge. Bei der EVB folgte dann noch ein duales Studium im Bereich Ingenieurwesen Mechatronik. "Für mich ist die Zucht ein toller Ausgleich zum Beruf. Außerdem mag ich das harmonische Miteinander bei uns im Rassegeflügelzuchtverein. Zudem schützen wir durch unser Hobby alte Rassen, die es sonst nicht mehr geben würde", fasst es Bornemann zusammen.
Und erst kürzlich, am 13. März, wurde er zum Vorsitzenden des Lamstedter Vereins gewählt, der 65 Mitglieder hat. "Damit trete ich in die Fußstapfen meines Opas. Er war selbst bis 2018 Vorsitzender", erzählt Michael Bornemann. Der Grund dafür, dass der Posten zur Verfügung stand, ist allerdings ein trauriger. Denn der bisherige Vorsitzende Karsten Oelrich ist kürzlich verstorben. "Karsten hat mich immer unterstützt, sei es mit Tipps und Tricks für die Zucht oder mit Fahrgemeinschaften zu den Ausstellungen", so Bornemann, der dafür sehr dankbar ist.
Nun nimmt der 24-Jährige die Arbeit als Vorsitzender auf und hat aktuell zusätzlich mit den vielen geschlüpften Küken alle Hände voll zu tun. Unter ihnen vielleicht bereits der nächste Preisträger.