
Wie 30 Jahre Feuerwehrdienst das Leben eines Lamstedters prägen
Die 10. CN/NEZ-Adventsaktion steht im Zeichen der Jugendfeuerwehren. Michael Müller aus Lamstedt blickt auf 30 Jahre Dienst zurück. Im Interview verrät der Jugendfeuerwehrwart, welche Werte er an die nächste Generation weitergeben will
Michael Müller ist seit 30 Jahren Mitglied der Einsatzabteilung der Ortsfeuerwehr Lamstedt. Schon sein Vater war Ortsbrandmeister in Lamstedt und später Gemeindebrandmeister. Auch sein Opa war ein sehr aktives Mitglied und hat ihn oft mit zur Feuerwehr genommen. Das "Feuerwehrmann sein" liegt Michael Müller also im Blut. Schon früh war für ihn klar, dass er, sobald er 16 Jahre ist, in die Freiwillige Feuerwehr eintritt. Damals gab es noch keine Jugendfeuerwehr, ansonsten wäre er schon mit zehn Jahren dabei gewesen, merkt er während des Gesprächs an.
Im Interview verrät er, was es für ihn bedeutet, Feuerwehrmann zu sein und wie sich Einsätze anfühlen.
Was bedeutet es für Sie, Feuerwehrmann zu sein?
Feuerwehrmann zu sein, ist eine persönliche Einstellung. Manche mögen es Helfersyndrom nennen, ich dagegen nenne es Hilfsbereitschaft. Eine Charaktereigenschaft, die in der Gesellschaft leider immer mehr verloren geht. Wir Feuerwehrleute helfen anderen Menschen in Not, und das ist ein gutes Gefühl.
Wie würden Sie das Wort "Kameradschaft" definieren?
Einer für alle und alle für einen! Die Kameradschaft ist sehr wichtig, denn wir müssen uns blind aufeinander verlassen können, bekanntlich gehen wir auch zusammen durchs Feuer.
Wie fühlt sich ein Einsatz an?
Einsätze halten sich nicht an bestimmte Uhrzeiten. Sie können rund um die Uhr eintreten. Es ist oftmals ungewiss, was uns erwartet. Beispielweise müssen wir aus dem Tiefschlaf in kürzester Zeit unser Wissen und unsere Erfahrung abrufen. Als junger Feuerwehrmann ist man natürlich aufgeregt bei Einsätzen, aber ich merke, dass das nach mittlerweile über 30 Jahren Feuerwehrerfahrung spürbar nachgelassen hat. Natürlich werden wir teilweise mit unschönen Situationen konfrontiert, aber das verarbeiten wir zusammen mit den Kameraden.

Wie sind Sie nach schweren Einsätzen unter den Kameraden füreinander da?
Nach schweren Einsätzen wird in der Regel im Feuerwehrhaus eine Einsatznachbesprechung durchgeführt, und dabei kann jeder über das Erlebte reden. Ältere Kameraden achten hier besonders auf die jungen Kameraden und bei Bedarf rufen wir auch Notfallseelsorger hinzu.
Was war der emotionalste Moment, den Sie bisher erlebt haben?
Im privaten Bereich war es die Geburt unserer Zwillinge Carlotta und Florian im Januar dieses Jahres, und im Feuerwehrbereich waren es Einsätze, an denen Kinder oder gute Bekannte beteiligt waren.
Von welchen Werten und Einstellungen kann man sich von der Feuerwehr eine Scheibe abschneiden?
Der Zusammenhalt untereinander und die selbstlose Hilfsbereitschaft sind herausragende Werte der Feuerwehr.
Warum sind diese Werte auch in einer Demokratie so wichtig?
In der Demokratie sollten die gewählten politischen Vertreter, auch unterschiedlicher Parteien, zusammenhalten und arbeiten können. Was passiert, wenn das nicht so ist, haben wir ja gerade bei der Bundesregierung erleben müssen. Ich befürchte leider, dass davon die Parteien profitieren, die am linken und rechten Rand der Demokratie stehen.
Zum Abschluss noch eine Frage zu der Jugendfeuerwehr in Lamstedt. Welchen besonderen Moment haben Sie mit der Jugendfeuerwehr erlebt?
Wir hatten 2022 einen so großen Zulauf in der Jugendfeuerwehr, dass wir die jüngste Gruppe auf dem Kreisjugendfeuerwehrtag stellen konnten und einen riesigen Wanderpokal dafür in Empfang nehmen durften. Dieser ist auch auf dem Foto zu sehen.