Landkreis Cuxhaven übernimmt Rettungsdienst: Die Bilanz - Zweifel und Zufriedenheit
Seit Jahresbeginn gibt es eine neue Zeitrechnung im Rettungsdienst: Der Landkreis Cuxhaven hat das DRK und "Falck" (Dorum) aus der Alarmierungskette entfernt und regelt die Einsätze über die "Rettungsdienst Cuxland gGmbH" selbst. War das erfolgreich?
Der Übergang soll - so zumindest die Auffassung der Kreisverwaltung - reibungslos funktioniert haben. Der eine oder andere Beschäftigte im Rettungsdienst sieht dies nach Informationen unserer Redaktion aber etwas anders.
Es ist ein sensibles Thema; schließlich geht es um Menschenleben. Schon vor dem Systemwechsel zu Jahresbeginn hatte es - wie berichtet - Diskussionen gegeben, ob sich der Landkreis mit der Übernahme der direkten Verantwortung für den Rettungsdienst nicht übernimmt. Die Ausbootung von DRK und Falck kam überraschend, war aber auch politisch ausdrücklich gewollt. Die Verwaltung hatte Überzeugungsarbeit geleistet, den Auftrag für den Rettungsdienst nicht auszuschreiben, sondern in Eigenregie unter dem Dach einer eigenen Gesellschaft zu organisieren. Hat's geklappt?
"Kleinere Probleme in Eigeninitiative behoben"
Wer die jüngste Sitzung des Ausschusses für Ordnungsangelegenheiten des Kreistages in dieser Woche ohne Kenntnis der Vorgeschichte erlebte, kann nur zu einem Urteil kommen: Ja! In einer fünfseitigen Stellungnahme und einem Kurzvortrag wurde detailliert die Phase des Übergangs aus Sicht der Verwaltung skizziert. "Der Übergang verlief reibungslos, was ebenfalls den professionellen Mitarbeitenden zu verdanken ist, die kleinere Probleme in Eigeninitiative beheben konnten. Alle Rettungsmittel waren in der Nacht einsatzbereit und der Rettungsdienst im Landkreis Cuxhaven sichergestellt. Zusätzlich wurde in der Silvesternacht auf ein elektronisches Datenerfassungssystem umgestellt, das beinahe flächendeckend zum Einsatz kam. Hier wurden in den letzten zwei Wochen Anpassungen durchgeführt, die auf die gute Mitarbeit und qualifizierte Rückmeldungen der Kolleginnen und Kollegen zurückzuführen sind", heißt es in einer Vorlage für die Kreistagsabgeordneten.
"Bereits Ende 2024" - also kurz vor dem Systemwechsel - habe es eine Ausschreibung für die Funktion der Wachenleitungen gegeben. Zu den Aufgaben der Wachenleitungen zähle unter anderem die Überwachung der elektronischen Datenerfassung. Weitere Aufgaben seien die "Einhaltung und Überwachung der vorgegebenen Unternehmensziele und Qualität sowie die Überwachung der vorgegebenen Prozesse auf den Rettungswachen und -mitteln". Und: "Die Wachenleitungen stellen 365 Tage im Jahr einen sogenannten 'Einsatzleiter vom Dienst' (EVD). Die Erreichbarkeit für die Mitarbeitenden außerhalb der Bürozeiten wird durch den EVD sichergestellt, um beispielsweise im Fall von Krankmeldungen die Springer (Ausfallreserve) aktivieren zu können."
Noch fehlen Fahrzeuge
Dann läuft es ja anscheinend. Probleme gibt es jedoch noch bei der Beschaffung von neuen Fahrzeugen, die zum Teil erst im März geliefert werden. Bis zu dem Zeitpunkt greift der Landkreis auf Fahrzeuge zurück, die beim DRK im Einsatz waren. "Bei einigen Rettungsmitteln wurde der Lieferzeitpunkt verschoben", heißt es.
Verschoben ist auch die Einweihung neuer Rettungswachen, die angesichts der strategischen Ausrichtung der neuen Rettungsdienst-Struktur geschaffen werden sollen. So zum Beispiel in Otterndorf, wo das vorhandene DRK-Gebäude vorerst zwar weiter genutzt wird, bevor es dann einen anderen Standort gibt. Rettungswachen an vielen anderen Standorten werden weiter betrieben; entsprechende Mietverträge seien abgeschlossen worden.
Rettungsdienstschule ist geplant
Neu ist, dass sich der Landkreis um die Gründung einer Rettungsdienstschule bemüht. Diese Einrichtung soll 2026 als "Schule für Gesundheitsfachberufe" entstehen. Vorbereitende Behördengespräche habe es laut Verwaltung auch schon gegeben. Dort sei die "erste eigene Notfallsanitäterausbildung" ab September 2026 vorgesehen. Der Standort Beverstedt solle als Lehrrettungswache anerkannt werden; der Antrag laufe: "Es ist geplant, alle Fort- und Weiterbildungen zentral in Beverstedt stattfinden zu lassen. Räumlichkeiten sowie Material stehen dort zur Verfügung. An den Rettungswachen wird derzeit das gesamte Ausbildungsmaterial gesammelt und in Beverstedt zusammengeführt, gesichtet und inventarisiert." Beverstedt ist auch der Sitz der gGmbH der neuen Rettungsdienstorganisation.