
Sofas, Zelte, Dosen-Ravioli: Festivalspaß auf dem Deichbrand endet in einer Müllwüste
Am Montag gibt es bei den Aufräumarbeiten nach dem Deichbrand auf dem Gelände allerhand zu tun. Während einige Besucher ihren Abfall zusammensammeln, hinterlassen andere eine Müllwüste. Großer Festivalspaß mit sichtbaren Folgen.
Die Campingplätze auf dem Festivalgelände sind am Montag kaum wiederzuerkennen. Wobei vielerorts noch recht gut zu sehen ist, was sich in den vergangenen fünf Tagen dort abgespielt hat. Denn manche Besucher haben sich dazu entschieden, einige der mitgebrachten Gegenstände und Möbel stehenzulassen. Sofas, Zelte, Stühle und haufenweise Müll bleiben zurück.
Am Montag ist das Deichbrand-Team im Aufräum-Modus, ebenso die Besucher, die bis zum Ende gefeiert haben. Aber auch die Möwen sind am Morgen bereits aktiv. Sie stürzen sich auf die verlassenen Camps, in denen leere Grillgut-Verpackungen sowie geöffnete Chipstüten und Dosenravioli förmlich nach ihnen rufen.
Auf der Website weist das Deichbrand seine Besucher zwar darauf hin, den Zeltplatz wie vorgefunden wieder zu verlassen. Doch die Realität auf dem Campingplatz erzählt eine andere Geschichte.

Gutscheine für Rückgabe von Müllsäcken soll Anreiz schaffen
Verallgemeinern lässt sich das nicht: Einige Camper haben ihren Platz aufgeräumt und die prallen Müllsäcke zu den entsprechenden Abgabestationen gebracht. Im Gegenzug erhalten sie für jeden gefüllten Müllsack einen Zehn-Euro-Gutschein für den Merchandise-Shop des Festivals. Wer Müllsäcke auf der Packliste vergessen hatte, wurde spätestens beim Check-in von der Deichbrand-Crew mit einer Tüte ausgestattet.
Hanseatic Help sammelt auf dem Deichbrand für Bedürftige
Einige der zurückgelassenen Sachen bekomme ohne das Wissen ihres Vorbesitzers ein zweites Leben. Das Team der spendenfinanzierten Hilfsorganisation Hanseatic Help aus Hamburg nahm während des Festivals nicht mehr genutzte Schlafsäcke, Isomatten und kleinere Zelte entgegen. Die Festival-Aktion "Nach Sommer kommt kalt" hat am Montag ihren Höhepunkt, wenn auch die letzten Besucher sich vom Gelände und Teilen ihres Hab und Guts verabschieden.

Die Freiwilligen organisieren sich in Gruppen mit verschiedenen Zuständigkeiten. Viele laufen über die Campingplätze und sammeln Liegengebliebenes ein, da noch nicht alle Festivalbesucher von der Arbeit der Organisation wissen - oder das Angebot nutzen.
Mit Bandenwerbung und durch Erwähnung ihrer Arbeit durch einige der Künstler gewinnt der Verein jedoch an Bekanntheit. "Ich habe das Gefühl, dass es mittlerweile mehr Leute checken", sagt eine Helferin, die gerade in einer abgenutzten Pavillonplane Isomatten zum silbernen Container für Sachspenden zieht.
Pfandspenden machen einen großen Teil der Arbeit aus
"Egal, wie viel wir sammeln, es ist nicht genug", sagt Susann Bönisch, Zuständige für Kooperationen und Öffentlichkeitsarbeit des Vereins. Daher nehmen die Ehrenamtlichen neben Sachspenden auch Pfand entgegen.

"Davon kaufen wir dann zum Beispiel hochwertige Schlafsäcke, die Obdachlose im Winter vor der Kälte schützen." Bei den meisten Schlafsäcken, die das Team auf den Sommer-Festivals sammelt, handelt es sich eher um dünnere "Sommer-Schlafsäcke", erklärt Bönisch.
Die mit Flaschen und Dosen gefüllten Müllsäcke werden vom Pfand-Team in größere Säcke umgefüllt und dann in die großen, roten Container verfrachtet. Am Ende der Aktion freut sich das Team über viereinhalb volle Pfand-Container und mehr als 500 Schlafsäcke, Isomatten und Zelte.
Der Veranstalter selbst äußert sich zum Thema Müllentsorgung auf Anfrage der Nordsee-Zeitung nicht. Was also mit den zurückgelassenen Möbelstücken auf dem Gelände passiert, bleibt unklar.
Von Marie Petersen

