
Widerstand gegen Windpark Osten-Isensee: Bürger skeptisch trotz Gemeindeplänen
In der Gemeinde Osten wächst der Widerstand gegen den geplanten Windpark in Isensee. Bürgermeister Hubert möchte gern mit dem Betreiber einen Vertrag schließen, obwohl die Genehmigung noch aussteht - die Bürger sind skeptisch und in Sorge.
In Osten regt sich Widerstand in der Bevölkerung. Das Bremer Unternehmen wpd plant weiterhin, in Isensee einen Windpark anzulegen - und die finanziell gebeutelte Gemeinde Osten erhofft sich offenkundig davon zu profitieren und die desolate Haushaltslage zu verbessern. Summen von 30.000 Euro pro Jahr und Anlage stehen dabei im Raum. Doch zu einer Vertragsunterzeichnung zwischen der Gemeinde Osten und dem Windenergieunternehmen kommt es vorerst noch nicht. Denn dieser einzig relevante Tagesordnungspunkt der Ratssitzung musste abgesetzt werden, denn der Gemeinderat erwies sich an diesem Dienstagabend mit lediglich vier Ratsmitgliedern und dem Bürgermeister als nicht beschlussfähig. Dennoch kam die Thematik auf das Tapet, schließlich standen viele Fragezeichen im Raum. An die 40 Ostenerinnen und Ostener waren extra wegen des Windpark-Themas in die Osteland-Festhalle gekommen; ihre Besorgnis war zu spüren, ebenso wie ihr Unverständnis, ob der von Bürgermeister Hubert geplanten Vorgehensweise, ohne gebotene Eile schon einen Vertrag unterzeichnen zu wollen. Denn zum jetzigen Zeitpunkt sei der Windpark noch gar nicht genehmigt, sondern befindet sich vorerst im Verfahren.
Bürgermeister Hubert erläuterte zum Sachstand, dass das Unternehmen wpd bereits seit 2012 Interesse an einem Windpark habe, aber - wie auch weitere Anbieter - erfolgreich gegen das Regionale Raumordnungsprogramm (RROP) des Kreises geklagt hatte, weil sein Vorhaben darin nicht aufgeführt war. An einem neuen RROP werde derzeit beim Landkreis gearbeitet, er gehe davon aus, so Hubert, dass - anders als zuvor - auch für Osten Windenergieflächen vorgesehen seien.
Bimsch-Verfahren beim Landkreis beantragt
Unterdessen gibt es für Unternehmen die Möglichkeit, den Bau eines Windparks im Zuge des Bundesimmissionsschutzgesetzes (Bimsch) durchzuführen. Solch Bimsch-Verfahren hat wpd im vorigen Jahr für 13 Anlagen in Osten-Isensee Ende beantragt. Es wird gegenwärtig vom Landkreis Cuxhaven als Genehmigungsbehörde abgearbeitet. Mittlerweile handele es sich bei den Planungen allerdings um zwölf Windkraftanlagen, weil eine zu nahe an einem Wäldchen stehen würde, so Hubert.
Die Windmühlen des Typs Nordex seien insgesamt 203 Meter hoch und erzeugten sieben MW pro Anlage. Rechnerisch könne eine Anlage pro Jahr 4500 Haushalte mit Energie versorgen. Carsten Hubert geht davon aus, dass die Anlagen kommen werden, das wurde an diesem Abend deutlich: "Den jahrelangen Kampf, einen Windpark in Isensee zu verhindern, schaffen wir nicht mehr", meinte er. Wenn die Anlagen kommen, setze er aber darauf, dass die Gemeinde den Höchstfördersatz von 0,2 Cent pro erzeugter Kilowattstunde Strom erhält. Und er rechnete auch den Bürgerinnen und Bürgern vor, dass sie davon profitieren, wenn sie in einem Radius von bis zu 2,5 Kilometern Entfernung zu einer oder mehreren Anlagen leben. Es gebe dann einen Ausgleich in Höhe von 0,01 Cent pro Einwohner und Anlage. Eine vierköpfige Familie, die im Einzugsbereich von zehn Windrädern lebe, erhalte zum Beispiel 1200 Euro pro Jahr.
Doch seine Rechenexempel riefen höhnisches Gelächter hervor. Einige murmelten, dass dies ja wohl kaum dem Wertverlust des Eigentums entspreche. Auf Unverständnis stieß in der ausgedehnten Einwohnerfragestunde die Voreiligkeit des Bürgermeisters. "Einen solchen Vertrag schließt man doch erst ab, wenn man genau weiß, dass so ein Windpark kommt", brachte es ein Einwohner auf den Punkt. Ein anderer warnte vor "einem Schnellschuss" und riet: "So etwas wird erst unterschrieben, wenn der Bimsch-Antrag durch ist oder die Mühlen schon stehen." Es sei unsinnig, jetzt den Vertrag zu unterzeichnen, ohne sich fachanwaltlich beraten zu lassen. Einer Ostenerin erschloss sich nicht, wie die Gemeinde weiterhin gegen Windenergie argumentieren könne, aber darauf dränge, einen Vertrag mit dem Errichter zu unterzeichnen: "Das passt für mich nicht übereinander."