Bühnenjubiläum: Otterndorf liegt Liedermacher Wolfgang Winkler immer noch am Herzen
Er lebt schon lange nicht mehr in Otterndorf, aber die Medemstadt liegt ihm immer noch am Herzen: Wolfgang Winkler, Wahl-Saarländer, Liedermacher und Chansonnier, feiert sein 65-jähriges Bühnenjubiläum.
Es gibt Biografien, die sind so angefüllt mit Begebenheiten, dass es für zwei Leben ausreichen würde. Der Lebensweg von Wolfgang Winkler gehört zu dieser Kategorie. Und das fängt schon vor seiner Geburt an. "Gezeugt wurde ich in einem Gefängnis und kam in der Sparkasse zur Welt", erzählt er. Klingt spektakulär, ist aber ganz leicht erklärt: Winklers Großvater hatte als Justizbeamter in Osten eine Dienstwohnung neben dem Amtsgericht. In den beiden oberen Etagen befand sich das ausgediente Gefängnis, in dem seine Eltern eine Zelle bewohnten. "Kurz danach zogen sie in den ersten Stock eines Hauses, in dem sich im Erdgeschoss die Sparkasse befand."
1955 zog die Familie - der Vater war Obergerichtsvollzieher - nach Otterndorf, wo Winkler seine ersten musikalischen Gehversuche unternahm. Mit der Gitarre, die er 1959 geschenkt bekommen hatte, trat der Junge am Rosenmontag 1960 zum ersten Mal auf eine Bühne. "Das war im Saal vom Hotel Eibsen anlässlich einer Karnevalsfeier des Gymnasiums Otterndorf", erinnert sich der heute 76-Jährige. Vor rund 300 Schülern, Lehrern und Eltern sang er "Cowboy Billy" von Peter Kraus. Der Beginn einer großen musikalischen Reise.
Ins Saarland kam Wolfgang Winkler 1970 - der Liebe wegen. Denn seine erste Frau war eine Französin. Er studierte in Saarbrücken Romanistik und evangelische Theologie, wurde Realschullehrer in Saarbrücken. Von 1985 bis zur Pensionierung 2014 war das Nordlicht Lehrer einer Gesamtschule.
Seit 1982 mehr als 20 Platten und CDs veröffentlicht
Ab den 1970er-Jahren startete Winkler neben Studium und Beruf musikalisch durch, anfangs in einer Folkloregruppe. 1982 veröffentlichte er seine erste Langspielplatte mit eigenen Titeln auf Deutsch, aber auch mit der Vertonung von französischen Texten. Er erlernte die Kunst des Chansons, initiierte ein deutsch-französisches Chanson-Festival und brachte bis heute mehr als 20 CDs heraus, zuletzt eine Vertonung von Goethe-Werken.

Seinem ersten öffentlichen Auftritt in Otterndorf sind mittlerweile mehr als 2000 gefolgt. Der ehemalige Französisch-, Religions- und Musiklehrer lebt mit seiner Familie heute in Sulzbach (Saar), etwa zehn Kilometer nordöstlich von Saarbrücken. Er ist seit 1987 wieder verheiratet und Vater "dreier Prachtsöhne", wie er stolz erzählt.
Auch wenn Wolfgang Winkler längst zum Kulturinventar des Saarlands gehört, ist er sprachlich noch immer als Norddeutscher erkennbar. "Auch meine norddeutsche Wesensart habe ich beibehalten", sagt der Liedermacher im Gespräch mit unserer Redaktion. "Protestantisch geradeaus."
Bis zum Tod seiner Mutter im Jahr 2021 war Winkler regelmäßig in Otterndorf zu Besuch. "Die nächste Reise in die alte Heimat ist für diesen Herbst beziehungsweise für Frühjahr 2026 geplant", berichtet der Musiker, der durchaus Lust hätte, mal wieder in Otterndorf aufzutreten. "Vielleicht liest ja ein Otterndorfer Kulturmanager Ihren Artikel..."
Am Sonnabend, 30. August, seinem 77. Geburtstag, steht er aber erst einmal im Saarland auf der Bühne - zu seinem Jubiläumskonzert. 65 Jahre nach dem ersten Auftritt bei Eibsen in Otterndorf präsentiert er in seinem Wohnort Sulzbach das Programm "Curriculum Vitae". Winkler: "Ich werde einige wichtige Stationen meines Lebens vorstellen und passend dazu überwiegend eigene Lieder singen." Und natürlich wird auch seine Affinität zu Frankreich eine Rolle spielen beim Konzert, obwohl er, wie er verrät, in der Schule die französische Sprache nie besonders geliebt hat.